Winterdienst auf den Fahrradrouten

Während man in Kopenhagen zunächst die Radfernwege freiräumt, um dadurch Autofahrten einzusparen und den Verkehr flüssig zu halten (siehe de.rec.fahrrad), fährt man in Berlin eine andere Strategie. Hier haben große Straßen und Straßen mit Busverkehr Vorrang, deren Fahrbahn mit Salz gestreut werden darf. Dann kommen die Radwege, die von der BSR geräumt werden sollen – ohne Salz. An letzter Stelle stehen die Gehwege, die dezentral von den Anwohnern freigehalten werden müssen.

Völlig ohne Winterkonzept stehen die innerhalb der Stadt eingerichteten Radial- und Tangentialrouten für Radfahrer da. Diese führen hauptsächlich über ruhige asphaltierte Nebenstraßen und grüne Wege, beispielsweise durch Parkanlagen. Gerade die grünen Wege scheinen von jeder Räumpflicht ausgenommen zu sein – und sind damit teilweise unbenutzbar.

Dieser Beitrag soll zu einer Diskussion anregen – um Beispiele für guten oder schlechten Winterdienst wird gebeten!

32 thoughts on “Winterdienst auf den Fahrradrouten

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  1. Um mal anzufangen (meine Auswahl wäre zu einseitig für den Beitrag):

    Ohne jeden Winterdienst: TR4 im Bereich Rummelsburger Bucht. Völlig gesperrt ist nun die (eigentlich für Radfahrer freigegebene) Unterführung zwischen Alt-Stralau und Stralauer Allee – hier muss man teilweise auf den Gehweg ausweisen.

    Relativ vorbildlich (nur auf Winterdienst bezogen): der Radweg auf der Köpenicker Chaussee – allerdings ist zwischen Rad- und Fußweg nicht mehr zu unterscheiden, hier gibts aber selten Fußgänger.

    Fahrradstreifen sind überwiegend schlecht geräumt und entweder gar nicht, oder nur ganz linksseitig benutzbar. Nahüberholen wird dadurch zum Normalfall – die Wirkung der Streifen damit kontraproduktiv.

    Generell: In der Stadt werden entweder auch Nebenstraßen gepökelt, oder das Salz wird reingetragen. Selbst in Spielstraßen keine vereiste oder verschneite Fahrbahn (ja sorry, im rechtlichen Sinne ists ja keine) – Fahren auf den Fahrbahnen fast überall sehr entspannt. In den Außenbezirken wird das Fahren etwas schwieriger.

  2. Also für ganz München kann ich nicht sprechen, aber auf meinen Strecken (nicht Innenstadt) werde oft die Radwege für den Schnee von der Straße und dem Gehweg genutzt. Außerdem sind bei Einmündungen an Kreuzungen oder Fahrradwege, die paralell zur Fahrbahn verlaufen, oft Schneebergen hoch getürmt, so dass man manchmal garnicht weiter kommt. Als fahrradfreundlich kann man das nicht bezeichnen. Hier ist noch viel Aufklährung nötig.

  3. Mir ist aufgefallen, dass streckenweise eigentlich frei zu befahrende Radstreifen an Kreuzungen oft problematische überfrorene, feste „Schneematschnasen“ haben, die einen dann doch wieder zum Ausweichen auf den Hauptfahrstreifen zwingen, will man nicht riskieren, sich just dort auf die Nase (auch die eigene) zu legen.

    Ausserdem wird deutlich, dass man mit den gehweggebundenen Radwegen ohne einen echten Winterdienst wegen Unbefahrbarkeit nur Geld verplempert. Auf der Treskowallee in Lichtenberg ist gerade erst ein neuer Radweg (Rotstein) in S-N Richtung gebaut worden. Dort wo er beginnt, führt eine Fahrbahnmarkierung von der 2-spurigen Straße weg auf den Radweg. Zur Zeit sieht man dort nur die Markierung mit dem Radsymbol, die auf eine geschlossene Schneedecke hinführen 🙁

  4. auf copenhagenize habe ich gelesen, dass es letzte woche in copenhagen 45 cm schnee gab und die fotos dazu haben gezeigt, dass die meisten radwege und straßen geräumt waren. jetzt kommt berlin: 5 cm schnee und das absolute chaos bricht aus. das man im winter wetterbedingt mit einschränkungen rechnen muss ist ja allgemein bekannt und dagegen habe ich auch nichts, aber berlin ist doch eine großstadt und sollte doch die ambitionen haben das auch im winter verkehr und geld weiter fließen.

  5. hm, also mir ist bisher aufgefallen, dass der winterdienst auf radwegen, nicht radstreifen, etwas besser funktioniert als letztes und vorletztes jahr, aber immer noch ungenügend ist. durch das antauen und wieder überfrieren können sich heimtückische nicht sichtbare glatte stellen bilden. auf der gesalzenen strasse passier das nicht.
    weiter, was nützen mit streckenweise gut geräumte wege, wenn diese nicht durchgängig sind. der winterdienst räumt häufig bis zur nächsten kreuzung und schiebt den haufen dann an die halteposition für radfahrer.
    bei hochbordradwegen hab ich es oft gesehen, dass ein 1 meter breiter streifen geräumt wird. den benutzen dann radfahre und fußgänger gemeinsam. da kann ich gleich laufen.
    ich gehe kein risiko ein und benutze konsequent die fahrbahn.

    die bsr ist übrigens für konkrete hinweise auf mangelnden räumdienst dankbar

  6. Tja, heute das erstemal mit den neuen Spikes unterwegs und festgestellt, dass eigentlich nur Straße fahren ging. Radwege überwiegend unter Schneemassen verschütt gegangen. Besonders da, wo die Reihenfolge Gehweg, Parkstreifen, Radstreifen, Fahrbahn ist. Auf dem Radstreifen befindet sich der von der Fahrbahn geräumte Schnee + die Autospuren vom Ein- und Ausparken.
    Ein von Fußgängern, Läufern und Radlern viel genutzter Weg wurde erst gar nicht geräumt und war somit nicht befahrbar. Kann auch mit Spikes nicht auf von Fußgängern festgetrampeltem, unebenem, teilweise gefrorenem Untergrund fahren 🙁
    Fazit: Winterdienst für Radler größtenteils Fehlanzeige (bezogen auf Nürnberg und drumherum). Daher ist meine Route von 16,5 auf 18,5 km verlängert, braucht auch kein Mensch.

  7. wie siehts denn eigentlich auf den überregionalen Wegen aus (B-Usedom z.B.)? Das da nicht geräumt wird ist klar, aber mit Stollenreifen oder Spikes sollten da doch Genußtouren möglich sein?

  8. mir ist gerade in den sinn gekommen das es vielleicht daran liegt, dass fahradwege meist nicht geräumt werden, weil geräumte straßen für autos mehr im bilde und prestigeträchtiger sind. in den tageszeitungen steht nie etwas über nichtgeräumte radwege, sondern es geht immer nur um autostraßen.

  9. @raya: je weniger Luft in den Reifen desto besser geht`s.

    eigentlich bin ich bisher ganz gut durchgekommen, mein größtes Problem sind die Wandereisdünen in Kreuzungsbereichen und das ich nicht mehr so einfach rechts an den Autos vorbeikomme.

    Problematischer könnte es aber mit der Zeit werden, der geräumte Schnee scheint nicht abtransportiert zu werden, Schneeberge fressen Straße auf.

  10. Der Kronprinzessinenweg war bereits am letzten Freitag (3.12.) *einen* Tag nach Schneefall durchgängig geräumt, teilweise bis auf den Asphalt. Schnelle Fahrt – breite Reifen vorausgesetzt – kein Problem. Das war das erste Mal, dass ich auf dem Kroni der einzige Verkehrsteilnehmer war 😉 Auch am folgenden Sonntag waren noch den Umständen entsprechend gute Bedingungen. An dieser Stelle ein großes Lob an die BSR, die auch dankenswerterweise darauf vezichtet hatte, zu streuen.

    Jetzt schneit es gerade heftig. Ob der Kroni auch weiterhin geräumt werden wird?

  11. @qx87
    Reifendruck ist schon im unteren Bereich. Am Wochenende hab ich auch eine Probefahrt auf festgefahrenem Schnee und weichem Schneematsch auf Asphalt gemacht – ging bestens.
    Das Problem sind die Feld-Wald-Wiesenwege, die ich sonst so fahr, die gehen halt nicht wegen völlig unebenem Untergrund. Aber ich geb nicht auf, hatte auch noch nie Spikes und den festen Willen, auch im Winter nicht aufs Rad zu verzichten. Wird schon. 🙂

  12. Hier in Leipzig sind die am besten geräumten Strecken die Parkwege. Für die ist das Grünflächenamt mit ABM zuständig. Ab 7:00 Uhr werden die Wege täglich gepflegt. Qualitativ knapp dahinter kommt das Tiefbauamt, welches für Brücken zuständig ist. Die Stadtreinigung räumt nur Hauptstraßen, Radwege und -streifen werden niemals gepflegt. Also kann man völlig rechtens auf der Straße fahren.

    Theoretisch jedenfalls, denn gestern wurde ich auf der Straße absichtlich angefahren, weil ich den Radweg nicht genutzt habe. Auf einer freien Straße mit zwei Spuren in meiner Richtung ohne Verkehr überholt mich ein Autofahrer mit etwa 5 bis 10 cm Abstand und macht auf gerader Strecke vor mir eine Vollbremsung, sodass ich ihm hinten drauf fahre.

    Er steigt mich aus, schnauzt mich an, ich hätte sein Auto kaputt gemacht und solle auf dem Radweg (mit Langlaufspuren) fahren und alle meine Einwände (unzumutbar, StVO, BGH) wurden als Unsinn abgetan. Auf mein Angebot auf die Polizei zu warten, ging er leider nicht ein, sondern flüchtete vom Unfallort.

    Da ich mir davon nicht die Laune versauen lies, mir und meinem Fahrrad nichts passiert ist und ich mir in der Aufregung leider das Kennzeichen nicht gemerkt habe, wird er wohl ungeschoren, aber belehrt davonkommen.

  13. Ich fahre hier in Ostholstein derzeit nur auf der Fahrbahn. Im Winter empfinde ich das Verhalten der allermeisten Autofahrer aber auch besonders rücksichtsvoll.

    Die Radwege zwischen den Dörfern werden zwar vom Schnee befreit aber eine Eisschicht bleibt da immer über. Sonst werden in den Ortschaften die Radwege als Schneelagerplatz verwendet.

  14. am wochende kommt hoffentlich der einzig zuverlässige räumdienst zum einsatz: regen und tauwetter

  15. @Martin, harter Vorfall, zum Glück ist nichts weiter passiert. Selbst habe ich zwar schon einiges erlebt, was als Mordversuch durchgehen könnte – nie hat sich jedoch jemand getraut, auszusteigen und die Bedrohung ohne Schutzmantel „Auto“ durchzuführen. Unfälle geschehen, aber wer absichtlich welche provoziert, gehört hinter Gitter.

    Gestern fuhr ich nach starkem Schneefall nach Hause. Spikereifen sind eine schöne Sache, trotzdem können Schneeberge von ausgefahrenen Autos einen ganz schön aus der Spur holen. So fuhr ich selten schneller als 15-20 km/h. Viele Autofahrer haben sich überhaupt nicht auf den Winter eingestellt, fahren sehr schnell und halten kaum Sicherheitsabstand. Stürzen darf man da nicht.

  16. Hier in Oldenburg werden zuerst auch die Hauptstrassen geräumt, dann die „Hauptradwege“. Die Nebenstrassen sind schneebedeckt bzw. vereist mit Spurrillen, Diese werden nie geräumt. Die Gehwege müssen von den Anwohnern geräumt werden. Ergebnis: viele Radfahrer weichen auf die geräumten Gehwege aus, finde ich nicht gut, kann ich aber verstehen.
    Auf die Strasse auszuweichen, wenn diese geräumt ist, traut sich fast keiner hier. Mir ist das zur Zeit egal, da ich mit Spikereifen unterwegs bin. Bisher bin ich von diesen Dingern voll überzeugt.
    Vorgestern mußten verkehrsbedingt zwei Autofahrer in einer 30er-Zone länger (< 1 min) hinter mir herfahren. Der erste, ein VW-Bus, überholte mich bei nächster Gelegenheit mit großem Abstand. Der zweite, hätte mich wegen dem Gegenverkehr gar nicht mehr überholen dürfen, tut es trotzdem. Der Beifahrer kurbelt beim Vorbeifahren das Fenster herunter und schreit „ey boah ey, mach dich von unserer Fahrbahn“ , noch Fragen?
    Die Autofahrer scheinen ob der Straßenverhältnisse alle ein wenig unentspannt zu sein. 😉

  17. “ey boah ey, mach dich von unserer Fahrbahn”
    hättest ihm sagen können er soll aus „unserem auto“ aussteigen. vielen autofahrern gehört ihr auto gar nicht sondern der bank oder der leasingfirma und somit von steuern und menschen die immer pünktlich ihre rechnungen bezahlen mitfinanziert.

  18. Tja sebastian so viel Reflektion wirst du bei den wenigsten Bürgern finden, Autofahrer an sich fühlen sich ja eh immer abgezockt, dann bist du auch noch so dreist und klaust ihm die Straße…

  19. Hier in Chemnitz ist kein einziger Radweg geräumt. Schnee von Gehwegen und Fahrbahnen wird in der Regel auf dem Radweg abgeworfen.

  20. Die Frage ist doch, was wir eigentlich wollen: immer freie Fahrt auf allen Radwegen oder immer freie Fahrt auf allen Fahrbahnen?
    Wenn alle – noch so schlechten – Radwege rechtzeitig geräumt werden müssen diese, wenn sie benutzungspflichtig sind, wieder benutzt werden. Und wenn die geräumten Fahrradwege nicht benutzungspflichtig sind, ist die Bereitschaft von Autofahrern, uns auf der Fahrbahn zu „dulden“ geringer, als wenn sie offensichtlich unpassierbar sind.
    Ich habe (bis auf ein paar unvermeidliche Volltrottel) bisher eher rücksichtsvolle Verkehrsteilnehmer erlebt. Na gut, einer wollte sich mit mir prügeln… aber wie gesagt, solche wird es immer geben 🙁

    Und nochmal zu der Forderung nach geräumten Radwegen:
    Da bin ich jetzt vielleicht ein wenig arrogant, wenn ich es so formuliere: wer bei diesem Wetter mit dem Rad fahren will, und sich nicht auf die Straße traut, soll bitte den ÖPNV nutzen.

  21. P.S.: wirklich unmöglich ist, dass viele Gehwege nahezu unbenutzbar sind, weil die Räumpflicht nicht die Stadt oder Kommune sondern i.d.R. die Grundstücksbesitzer betrifft. Es nutzt mir herzlich wenig, wenn diese mit Strafen bedroht sind, wenn etwas passiert. Dadurch komme ich zu Fuß dort auch nicht besser durch!

  22. @Bikeblogger, Du hast schon Recht. Wer Radwege ablehnt, kann sich über den mangelnden Winterdienst nicht beschweren.

    Den Artikel hatte ich mit Fokus auf die vom Berliner Senat eingerichteten Fahrradrouten geschrieben, die ich von der Idee her für ein gutes Konzept halte. So ganz ernst nimmt sie aber der „Anbieter“ – die Stadt – scheinbar selbst nicht, wenn er sie im Winter nicht mal ansatzweise räumt. Das Denken ist immer noch zu autozentriert, nur fürs Auto werden Verkehrskonzepte zu Ende gedacht und eine durchgängige Befahrbarkeit sichergestellt.

    Auch mit den Gehwegen gebe ich Dir Recht, eigentlich ein unhaltbarer Zustand. Aber eben ein Ausdruck für den Stellenwert der Fußgänger, die sich beim Winterdienst ganz hinten anstellen dürfen. Das ist wie die Oberflächen der Straßen – von der hochwertigen Fahrbahn über den holprigen Gehweg bis zum gepflasterten Radweg – der Stellenwert der jeweiligen Verkehrsteilnehmer wird in der Oberflächenqualität direkt abgebildet. 🙂

    Auf jeden Fall eine interessante Diskussion mit Einblicken in die Probleme der Radfahrer in vielen Städten.

  23. @bikeblogger, ja so im groben ist das richtig. ich bin eher gegen radwege – besonders aber im winter. eine durchgängige räumung der oft an sich schon mangelhaften radwege ist im winter schier unmöglich und auch schwer einzufordern.

    ich nutze die radwege im winter grundsätzlich nicht. zu groß die gefahr, auf einmal im matsch, in einer schneewehe oder auf glatteis zu landen. also: rauf auf die straße, licht an – und gegenseitige rücksichtnahme. und meist ist sie da, idioten gibs immer.

    schon allein wegen der gesparten kosten bei der räumung müßten die stadtplaner eigentlich komplett auf radspuren setzen!

  24. Vorgestern fiel mir in der Bahn ne Express in die Hand, auf deren Rueckseite der Raeumplan der Stadt Koeln abgedruckt und erlaeutert wurde. ‚Rote strecken ala Aaachener Str als erstes…..4 weitere kategorien…. Nebenstrassen und Radwege am naechsten Tag, wenns nicht neu schneit.‘

    Okee, auch ich praeferiere die fahrbahn, danke schoen.

    Wenn ich die Koenigsforst, nebenwege & MTB variation meines arbeitsweges fahre faellt mir eins auf: Im Osten Koelns gibts zwischen Meerheim, Brueck und Koenigsforst eine grosse freie flaeche mit riesigen Feldern (ja, eigentlich mitten in der Stadt..) Kurioserweise scheinen die Nebenstrassen, die die Felder durchschneiden zur kategorie Rot zu gehoeren, immer bestens zu befahren. Blos die 200m vom Mauspfad durch den ‚Kleinfeldchensweg‘ sind eine voellige Katastrophe. Hier wird nix geeraeumt, die kalten Autos fahren den Schnee zu einer cm dicken Eisschicht zusammen, selbst beim antauen muss man durch hohen zerfurchten matsch kaempfen, echt unschoen. Ja, ich bin auf den durch die Anwohner geraeumten 50 cm breiten buergersteig ausgewichen.

    Faszinierende beobachtung auch in den koelner Outskirts in einer Einbahnstrasse: Alle Autos die rein fahren, muessen auch wieder raus. Rein fahren sie in die Strasse mit warmen Motor, parken dann, und fahren am naechsten morgen wieder mit kalten Motor raus. Effekt: mit jedem auto, das parkend aus dem Strom ausscheided, wird der Schnee auf der Fahrbahn dicker und fester.

  25. @ krischan „schon allein wegen der gesparten kosten bei der räumung müßten die stadtplaner eigentlich komplett auf radspuren setzen!“

    Das wäre richtig, wenn geräumt würde… so wie jetzt sind Radwege im Winterunterhalt ja kostenneutral. Schlimmer ist, dass viel Geld für die Anlage der Radwege ausgegeben wird und dabei die Nutzungszeit durch die winterliche Räumpraxis von vornherein eingeschränkt ist. Sie sind also von vornherein nicht für den Gebrauch des Rades als ernsthaftes Verkehrsmittel gedacht.

    Mir kommt da gerade der Gedanke, dass das im Grunde auch ein recht pragmatisches Vorgehen ist. Wer die Radwege benutzt, findet sich tendentiell im Alltag mit ständigen Hindernissen und langsamerem Fortkommen ab, legt aber Wert auf „subjektive“ Sicherheit. Wer die Straße nutzt (natürlich nur wenn nicht Benutztungspflicht vorliegt…), ist tendentiell an schnellerem Fortkommen interessiert und nimmt auch die subjektiv höhere Bedrohung durch überholende Autos, höheren Lärm, höhere Schadstoffbelastung usw in Kauf. Ergo: Der Radwegtyp hört bei winterlichen Verhältnissen ohnehin auf zu Radeln, der Straßentyp fährt weiter ohne eine übermäßige Beeinträchtigung wahrzunehmen. Ich behaupte mal, man müsste die Radwege schon durchgängig auf einem unrealistisch hohen Niveau reinigen, um im Winter nennenswerte Nutzerzahlen zu haben. Ich sage nicht, dass das nicht wünschenswert wäre, denn wenn die Bedingungen nicht geschaffen werden, wird man auch keinen Anstieg der Nutzung verzeichnen können. Aber ich schließe daraus, dass wir noch ein paar Jährchen vor uns haben, in denen im Winter das Rad als Verkehrsmittel nicht wahrgenommen werden wird.

    In diese Kategorie fällt übrigens auch die öffentliche Darstellung von Winterradlern. Wenn Beiträge übers Winterchaos gesendet wurden, in denen auch Radler vorkamen, dann mit dem Tenor „Ganz Wagemutige waren auch mit dem Rad unterwegs“.

  26. In Berlin fällt schon auf, dass zumindest in manchen Ecken tatsächlich ernsthafte Versuche unternommen wurden, benutzungspflichtige Radwege auch benutzbar zu machen. Zum Beispiel ab Potsdamer Platz die Potsdamer Straße raus.

    An anderen Stellen, wo der Bedarf aber viel dringlicher wäre, z. B. Heerstr., ist zumindest letztens noch nichts passiert.

    Wer an der Potsdamer Str. mal auf einen unbenutzbaren Radweg trifft, kann auf die Busspuren ausweichen. Wer auf der Heerstr. auf einen unbenutzbaren Radweg trifft, kann nicht legal auf die Fahrbahn. Ist natürlich in der Praxis auch fahrbar (hab‘ ich auch schon öfters gemacht), aber legal und praktisch erheblich problematischer.

    Auffällig sind aber tatsächlich an geräumten Radwegen die fast an jeder Kreuzung/Einmündung anzutreffenden Gletscher, deren räumliche Anordnung mir eher auf „Schlamperei“ hindeutet als auf „technische Notwendigkeit“. Bzw. anders formuliert: diese schlecht geräumten Abschnitte sind nicht dem Umstand geschuldet, dass dort beim Räumen der Fahrbahn Schnee hingeflogen wäre. Eher sieht es danach aus, dass die letzten Meter bis zu den Kreuzungsbereichen für die kleineren Räummaschinen aufwändiger zu erreichen sind. Die scheinen lieber in den Bereichen einige Meter vor Kreuzungen bereits zu wenden, weil unmittelbar vor Kreuzungen/Einmündungen gern nebeneinander laufende Geh-/Radwege doch mal durch irgendwelche baulichen Trennungen (Gitter, oder auch kleine Bordsteinkanten) voneinander getrennt sind.

  27. [q] Wer auf der Heerstr. auf einen unbenutzbaren Radweg trifft, kann nicht legal auf die Fahrbahn. [/q]

    @dan
    Warum eigentlich nicht? Ist nicht die Heerstraße als reine „Autostraße“ auf den Bereich beschränkt, wo es die Nebenstraße gibt, d.h. Stößensee bis Theo. Und somit eine Benutzung in den anderen Bereichen möglich, wenn der Radweg bzw. kombinierte Rad/Fußweg nicht geräumt ist?

  28. Hey Radspanner: baut doch ein Winterrad. Surley Pugsley mit Nabenschaltung Chainglider, orentlichem Licht und Kälteschutzhandschuhen. Dann kann man auch über das Ungeräumte!
    Hier in Regensburg hat der SPD Bürgermeister angewiesen die Radwege zur Schneeablage zu verwenden, dh. genau dann wenn es vielleicht wirklich mal weg von der Staße sicherer wäre werden die Radwege gezielt unbrauchbar gemacht…..

  29. In Hamburg ist es nicht viel anders. Erst wird versucht, irgendwie die Hauptstrassen für die Autos frei zu bekommen. Gehwege werden, zum Teil mehr schlecht als recht, von den betreffenden Hauseigentümern von Schnee und Eis befreit. Sowohl die Stadtreinigung/von der Stadt beauftragte Räumdienste, als auch die Hauseigentümer machen es sich sehr leicht und nutzen angrenzende Fahrradwege um dort den Schnee abzuladen.

    Sobald es taut hat das natürlich die Folge, dass Strassen und Gehwege relativ schnell frei sind. Bis Radwege wieder gut benutzbar sind, dauert es meistens ein paar Tage länger, da die Schneemassen auch bei mehrtätigen Plustemperaturen nicht so schnell wegschmilzen. Sollte das doch dann mal geschehen sein, kommt der ganze Split und was sonst noch so auf und in den Schnee geworfen wurde. Bis April/Mai ist hier in Hamburg an ein ungestörtes fahren mit dem Rad nicht zu denken.

    Meiner Meinung nach haben es Deutsche Städte und deren Politiker nicht verstanden, welche Chance sie sich mit einem schnellen und sinnvollen Ausbau der Radwege entgehen lassen.

  30. @ Andy: „Bis April/Mai ist hier in Hamburg an ein ungestörtes fahren mit dem Rad nicht zu denken.“

    Sehe ich anders: bis April ist ein ungestörtes Fahren auf der Strasse möglich…

    Irgendwie hast du natürlich trotzdem recht, es gibt eine Menge Leute, die das subjektive Sicherheitsgefühl der Radwege brauchen und für die ist bis dahin erstmal schlecht Fahren.

  31. Meine (total subjektive) Einschätzung der letzten Tage: Am unwohlsten fühle ich mich dort auf der Fahrbahn, wo für den Autofahrer gut erkennbar ein sogenannter Radweg daneben zu erkennen ist. Auch wenn die Fahrten der letzten Tage relativ entspannt waren – ein paar Straf-Nahüberholer gibt es eben immer.

    Ganz anders auf Fahrbahnen mit viel Verkehr, aber ohne Radweg. Hier wird man, wenn überhaupt, aus Dummheit gefährdet, nicht aber absichtlich zur „Bestrafung“. Wenn man hier das Überholen in gleicher Spur durch Seitenabstand zum Fahrbahnrand unterbindet, gibts so gut wie keine Probleme.

    Ganz schlimm sind die Straßen mit Fahrradstreifen, der zur Hälfte frei liegt. Hier hat man die Wahl – auf den Streifen, um sich ständig nah überholen zu lassen – bei vereister Fahrbahn? Knapp links neben den Streifen, um in der gleichen Spur überholt zu werden? Oder provokativ in die Mitte der rechten Fahrspur, um Nahüberholen zu unterbinden – und die „erzieherischen“ Straßenverkehrs-Straftäter auf sich aufmerksam machen, die gar nicht verstehen können, warum man nicht auf dem halben Radstreifen fahren will?

    Am sichersten fährt man immer noch dort, wo der Hauptunfallgegner des Fahrrads es nicht tut (nein, ich meine keine Geh/Radwege, sondern echte autofreie Strecken). Aber diese Wege sind, wie im Artikel geschrieben, prinzipiell winterdienstfrei. Mit Spikereifen zwar irgendwie befahrbar, aber meist doch mit hohem Rollwiderstand.

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