Polizei will Radfahrverkehr kontrollieren

Die Berliner Polizei will ab heute bis Sonnabend, dem 16. Mai im Bezirk Mitte eine Präventionswoche zum Schutz der Radfahrer unter dem Motto Fairrad durchführen. Bereits Anfang April waren berlinweit Schwerpunktkontrollen gegen Radfahrer erfolgt, bei denen knapp 9000 Fahrradfahrer angehalten und gegen 4.114 Radfahrer Ordnungswidrigkeitsanzeigen geschrieben wurden.

Ob die Polizei in den nächsten Tagen wieder Tausende von Tickets verteilen möchte, ist nicht ganz klar, denn die ankündigende Pressemeldung zur „Präventionswoche zum Schutz des Radfahrverkehrs“ ist insgesamt „kooperativer“ formuliert.

Beteiligt an der Aktion bis zum Wochenende sind Polizisten des Abschnitts 31 (Brunnenstraße Ecke Invaliden). Sie werden die Radfahrer an „einem mobilen Infostand über Gefahren im Umgang mit dem Kraftfahrzeugverkehr, insbesondere beim Rechtsabbiegen durch Lkw (Toter Winkel) informieren. Außerdem sollen die Zweiradfahrer bezüglich ihres eigenen Fehlverhaltens im Straßenverkehr, zum Beispiel des Befahrens von Gehwegen sowie des Missachtens „roter“ Ampeln sensibilisiert werden.“

Ein eigens für die Präventionswoche erstellter Flyer soll an partnerschaftliches Verhalten von Radfahrern und Autofahrern appellieren. Fahrzeugführer Kraftfahrzeugführer selbst scheinen aber nicht zur „Zielgruppe“ der Schwerpunktaktion zu gehören.

Pressemeldung der Berliner Polizei Nummer 1294 vom 07.05.2010 – 14:20 Uhr

82 thoughts on “Polizei will Radfahrverkehr kontrollieren

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  1. Es nervt!

    Ok, rote Ampeln ist ein Theman für oder gegen Radler. Sensibilisierung zum toten Winkel auch ok.
    Aber wieso werden Autofahren nicht mal lang gemacht für schneiden, zu knappes und zu schnelles überholen? Wieso gibt es noch tote Winkel an LKWs und wieso dürfen diese dann durch Innentstädte fahren?

    Ich fahre jeden Tag zur Arbeit und mehr mit dem Rad, seit Jahren, und bin nur angenervt von Idoten in Blechkisten die einem die Vorfahrt nehmen und fast den Lenker kratzen beim Überholen und dann noch Hilfsscheriff spielen und aus dem Fenster pöbeln man soll nicht mitten auf der Strasse fahren….

  2. Das ist doch nett, daß die Polizei das ankündigt. Einfach die Woche über in Mitte schön streberhaft fahren, an roten Ampeln halten (hinter der Haltelinie), schön Handzeichen geben beim Abbiegen, brav den Radweg nutzen, wo vorgeschrieben, schön vom Gehweg runter bleiben, und alle sind glücklich. Danach kann wieder gefahren werden wie immer.

  3. es müsste wohl richtig heissen: “KRAFTfahrzeugführer selbst scheinen aber nicht zur “Zielgruppe” der Schwerpunktaktion zu gehören“, da ja wohl im sinne des gesetzes der fahrradfahrer ein ebensolches fahrzeug führt, nur ohne einsatz von fremdkräften.

    solche kleinigkeiten sind in ihren auswirkungen nicht unwesendlich, da fahrzeug fahrrad, wie wir hier wissen und grade im darunter stehenden baustellen-beitrag wieder lesen, selbst oft im offiziellen umgang unrechtmässig nach belieben und, leider, je nach bedarf allem sonstigen was da im verkehr kreucht und fleucht zugeschlagen wird, um es schon im ansatz gegenüber dem kraftverkehr zu benachteiligen.

  4. @401: Danke für die Präzisierung, ist verbessert.

  5. Hmm, les ich „zum Schutz der Radfahrer“, denk ich: „Oh, wiewas´ndas´n? Nun doch mal auch ne Aktionswoche bei den Hauptverursachern von Unfällen? Den Auto- und LKW-Fahrern?“ Aber neeeeiiiiin, der Radfahrer muss vor sich selber geschützt werden. Also geht man erneut gegen ihn vor.

    Und wer schützt die Autofahrer vor sich selber? Toyota vermutlich, indem sie einfach den fahrbaren Untersatz zurückrufen, dann hat man keinen mehr und kann auch keinen Mist mehr bauen, z.B. durch zu enges Überholen von Radfahrern, blindes Abbiegen über Radwege hinweg, Vorfahrt nehmen nach dem Motto „och, so schnell (wie ich), ist der (bestimmt) nicht und ich bin ja stärker“.

    Geile Prävention habt Ihr da, in Berlin.
    Informieren der Radfahrer z.B. was den tödlichen Winkel angeht… hahaha, hey, welcher Radfahrer KENNT DEN BITTESCHÖN DENN NICHT??

    Ich hätte da mal nen Vorschlag. Macht doch mal, z.B. über den ADFC, eine exklusive echte Präventionsaktion NUR FÜR die Polizei, damit die endlich mal merken was wirklich los ist und aufhören auf einem Auge blind zu sein.

    PS: Speziell für sich möglicherweise ungewollt von mir Angesprochene, ja, nicht die gesamte Polizei ist so. aber wie ich finde, sind entschieden zuviele genau SO. Wird Zeit das da mal was geschieht. Gleichgewicht und so… sind ja nicht nur die Radfahrer, die sich im Straßenverkehr bewegen und die Mist bauen. Was Unfälle angeht, dominieren die Blechkutscher, was die auslösenden Unfallursachen angeht. Es kann nicht angehen, dass immer nur einer auf „bequem“ gemacht wird, bloß weil Radfahrer so vergleichsweise locker abzufischen sind.

  6. den flyer würd ich gern mal sehen.

  7. Man müsste deren „Informations“-Stand mal besuchen und echtes Infomaterial mitbringen. Basics der STVO und eine ordentlich aufbereitete Unfallstatistik. Bauchgefühl und Subjektivität – wie bei der letzten Kontrollaktion – helfen nicht.

    Ohnehin hat sich eine komische Denkweise etabliert. Die unachtsamen Abbieger spricht man gar nicht erst an, sondern die Radfahrer, nach dem Motto „wer sich mit dem Stärkeren anlegt ist eben selbst schuld“. Warum sensibilisiert man nicht mal Autofahrer auf die Gefahren durch Radfahrer und ihre Rotlichtmissachtungen? Ganz klar: In dem einen Falle ist der Radfahrer schuld (unabhängig von der STVO), im anderen auch.

  8. Jo Berlinradler, die Denkweise trifft man immer öfter und erlebt sie mitunter auf sehr unangenehme Weise. Gleichzeitig wird aber immer was von friedlichem Miteinander gefaselt und Toleranz.. nur kaum jemand der Hitzköpfe ist bereit mal bei sich selber dann auch anzufangen. Sind ja immer die anderen daran Schuld, dass man sich selber nicht hat benehmen können, oder wollen.

    Gutes wiederzufinden hier http://www.faltboot.de/forum/read.php?1,163643
    Ich kann leider die Beiträge nicht einzeln verlinken, um die es mir in der Diskussion dort geht, die im Verlauf dann auf RadfahrerKraftverkehr umschwenkte.
    Ein besonders krasser Fall ist „wasser ist nass“ am 30.April 21:56
    und wirklich genial finde ich dann die beiden Antworten von „Bruno“ (von dem ich vermute das er ein mir bekannter Jurist ist, hab das aber nie hinterfragt, jedem sein Spaß) auf Seite 2 am 5.Mai 22:28 und 6.Mai 20:08.
    Bruno hat die Problematik insgesamt sehr schön zusammengefasst und dargestellt und einige juristische Feinheiten herausgearbeitet. Nicht unbedingt sehr leicht zu lesen, aber, wie ich finde, sehr lesenswert.

  9. Krasse Diskussion, Jochen. Körperliche Gewalttaten werden im Straßenverkehr schon lange nicht mehr als solche erkannt, weder von den Verursachern noch von der Gesellschaft. So viel Zustimmung für den einen Straftäter, der offen zugibt, zur Bestrafung absichtlich Radfahrer zu gefährden, ist beängsitend. Aber eben „normal“ im Straßenverkehr.

  10. Tja, dann sollten die netten Damen und Herren vom Abschnitt 31 den Fahrradfahrern auch
    erklären, dass es bei Autofahrern mittlerweile sehr unpopulär geworden ist, den
    beabsichtigten Fahrtrichtungswechsel durch das Setzen eines Blinkers kundzutun.

    Gestern erst wieder miterlebt, wie so ein mal spontan nach links
    abgebogen ist und dabei fast ein Mädel auf dem Rad – sie wollte geradeaus fahren –
    umgefahren hätte. Jott sei Dank eben nur „fast“, die Dame konnte schnell genug bremsen
    bzw. vom Fahrrad runter, um dem Unglück zu entgehen.

    Grüße,
    Andreas

  11. Toll, es sollte eigentlich heißen:

    „Gestern erst wieder miterlebt, wie so ein BELEIDIGENDER-BEGRIFF ma
    spontan nach links“ …

  12. @berlinradler: Das ist der automatische Schuldzuweiser. Radfahrer sind immer schuld. Wird sich erst ändern, wenn die meisten Leute öfter aufs Rad steigen und die autozentrierte Denkweise mal aufhört. Was wohl demnächst passieren wird, wenn das Benzin richtig teurer wird. Ich dachte ja, in Berlin ist die Polizei doch schon einiges weiter, da ihr nur noch wenige benutzungspflichtige Wege habt.

  13. @Kai, bleibt die Frage welches Kartenhaus als erstes einstürzt. Das der unendlichen Rohstoffverfügbarkeit oder das finanzielle.

    Die Polizei weiss wohl in den meisten Fällen um die Benutzungspflicht oder Nichtbenutzungspflicht. Anders ist es offenbar schon ums Wissen um die Gültigkeit von Ampeln bestellt (in den letzten Tagen hier diskutiert), dramatisch ums Wissen um Unfallursachen. Die Polizeistatistik beinhaltet zwar immer alle Zahlen, die werden aber möglichst so ausgewertet, dass Radfahrer möglichst nicht gut dastehen.

    Dabei kann man immer nur wieder sagen, dass Fahrradunfälle (7000 / Jahr in Berlin) im Gegensatz zu Autounfällen (120.000 / Jahr) kein Massenphänomen darstellen. Natürlich muss man sie trotzdem bekämpfen, das geht aber nur wenn man nicht – wie die Berliner Polizei – große Teile der Unfallgegner ausschließt.

  14. na, da werd ich mich mal von der polizei aufklären lassen und fühl mich gleich furchtbar sicher. sarkasmus ende.

    verar***en kann ich mich auch selber, liebe polizei

  15. Also genauso wie sonst überall auch. Wer macht dann mal eine Informationsveranstaltung bei der Polizei?

  16. „über den ADFC, eine exklusive echte Präventionsaktion NUR FÜR die Polizei“
    …das ist seeeehr gut!!!!

    Irgendwer hat hier mal gemunkelt, das die Rennleitung wohl mitliest? – na hoffentlich!

    Noch ein Vorschlag von mir:
    Sondereinsatz: Die Polizei kommt mal eine Woche mit dem Fahrrad zum Dienst.

  17. Und keiner hört auf mich, ich schreibe der lieben Bullerei jedesmal nach so einer „Schwerpunktaktion“ das sie sich doch auch mal, der fairnesshalber um nahüberholer, Blinkvergesser, Ampelraser, Rotlichtblinde etc. unter der Motorisierten bevölkerung kümmern sollen, auf dem Weg zur Uni oder Arbeit sehe ich beinahe täglich Ordnungswiedrigkeiten im Gesamtwert einiger 1000€. Aber da macht ja keiner was weil die „armen“ Autofahrer angeblich die Melkkuh der Nation sind.

    Blitzer an jeder nten Ampel, das wär ne Goldgrube für die Stadt, und vielleicht würde das auch mal verkehrserzieherisch wirken, aber nein Strafzettel wegen abgefallenem Pedalreflektor ist natürlich viel sinnvoller.

    Nunja, das leben in ADAC-Country ist nicht immer leicht…

  18. Einige von Euch möchten, daß sich der ADFC darum kümmert.
    Bitteschön, macht er.
    Hat er übrigens auch bei der
    „Stadtweiten Kontrolle zur Verhinderung von Radfahrunfällen“ Anfang April getan.
    Nun zur aktuellen Aktion des Polizeiabschnitts 31:
    „Präventionswoche zum Schutz des Radverkehrs“

    Gestern in der Linienstraße (Fahrradstraße) an der Baustelle.
    Heute am Ende der Fahrradstraße Linienstr./Alte Schönhauser.
    Zu 60% wurden KfZ-Führer gestoppt und über ihr Fehlverhalten belehrt. Zu 40% wurden Radfahrer angehalten.
    An der Ecke Linienstr./Alte-Schönhauser gilt die Regel Rechts vor Links.
    Kraftfahrer, die in der Alten-Schönhauser von der Torstr. kommend, den Radfahrern die Vorfahrt nahmen, wurden
    von der Polizei gestoppt. Eine der Hauptunfallursachen von KfZ-Führern gegenüber Radfahrern (619 Unfälle in 2009!)
    Die INFO-Blätter der Polizei für diese Aktion liegen dem ADFC vor.
    Einer richtet sich an die KfZler und einer an die Radfahrer.
    Im Flyer für die Autofahrer wird u.a. auf das Fehlverhalten und die Unfallursachen gegenüber Radfahrern hingewiesen.
    An erster Stelle wird hier der mangelnde Seitenabstand beim Überholen angegeben!
    Dann der Fehler beim Abbiegen!
    Im Flyer für die Radfahrer stehen die falsche Benutzung von Geh- und Radwegen in falscher Fahrtrichtung obenan.
    So, und morgen gehts weiter. Da gibts dann einen Info-Stand der Polizei (natürlich auch Kontrollen) am Rosenthaler Platz.

    …und wer noch mehr wissen will, fragt doch mal beim ADFC nach, der kümmert sich auch um die Verkehrssicherheit auf Berlins Straßen.

  19. den flyer würd ich gern mal sehen..kannst den nicht mal fotografieren und hier verlinken?

  20. > Blitzer an jeder nten Ampel, das wär ne Goldgrube für die Stadt

    O ja. Es gibt derzeit ganze 15 davon in Berlin. Ich fahre selbst mit Rad und auch mit dem Auto (haa! böser blechbüchsenfahrer) und kenne daher beide Perspektiven.

    Warum es überhaupt Ampeln ohne Blitzer gibt, entzieht sich meinem Verständnis. Und warum nicht viel mehr Tempomessungen gemacht werden, auch.

    Da würde viel Geld fließen. Zu recht, nichts von wegen „Wegelagerei“ und so.

  21. Wo gibt es den Flyer, vielleicht zum Runterladen? Könnt ich mir gut als Argumentationshilfe bei Ampeldiskussionen mit uneinsichtigen Autofahrern vorstellen.

  22. Ich habe beide Flyer gescannt (an die Radfahrer und an die Autofahrer gerichtet, PDF=6 MB).
    Wer sie haben möchte, melde sich bitte bei mir: susanne.grittner@adfc-berlin.de
    (Da ich ehrenamtlich beim ADFC tätig bin, kann ich nicht tagsüber antworten – also bitte geduldig sein.)

  23. Wow Bernd, na wenn die an der Ecke tatsächlich rechts vor links kontrolliert haben, dann sind wohl nach meiner Erfahrung 100% der Autofahrer durchgefallen. Ich hab jedenfalls niemals erlebt, dass dort ein Autofahrer angehalten hätte. Warum, weiss ich nicht, an anderen Stellen klappt rechts vor links eigentlich ganz gut.

    So wie von Dir beschrieben liest sich das jedenfalls nach einer sehr viel ausgewogeneren Aktion als derjenigen im April.

    Die starke Kritik im Vorfeld finde ich verständlich, für Radfahrer ist es frustrierend, ständig gefährdet zu werden, ohne dass die Polizei etwas unternimmt. Damit könnte man noch leben, wenn sie nicht im gleichen Atemzug die Radfahrer als schlimme Verkehrsrowdies hinstellen würde.

    Egons Vorschlag von Ampelblitzern überall finde ich verständlich. Bei anderen Verkehrssystemen sind Sicherungen ganz normal. Überfährt beispielsweise ein Zug ein rotes Signal, wird er sofort gebremst. Die derzeit lockere Haltung zu Verkehrsunfällen mit Verletzten und Toten ist für mich nicht verständlich. In meinen Augen rentieren sich Aktionen, die sich gegen Verkehrssünder richten, fast immer auch aus ökonomischer Sicht – jedenfalls bis der Punkt erreicht ist, an dem alle nach den Regeln fahren. Der ist in weiter Ferne, da bestimmte Verkehrsdelikte nicht überwacht werden und andere nicht flächendeckend genug.

  24. Hallo miteinander,

    wer wirklich etwas für eine Verbesserung des Fahrradverkehrs tun will, sollte auch sein eigenes Verhalten überprüfen. Die Rücksichtlosigkeit von Fahrradfahern (ja, es sind meistens die Typen) macht es den Aktiven in den Bezirken immer schwerer, etwas für den Fahrradverkehr zu tun. Die Zunahme des Radverkehrs erhöht die Probleme mit der Rücksichtlosigkeit noch. Diese Leute machen das kaputt, was wir in den letzten Jahren mühsam aufgebaut haben: Ein positives Image des Fahrradfahrens in Berlin.

    Mich ärgert das maslos.

    Viele Grüße

    Cornelius Bechtler

  25. Schade dass fast alle meine Diskussionsbeiträge irgendwo im Filter verschwinden.

    Cornelius Ärger kann ich zwar nachvollziehen, teile aber das Resultat, dass es damit schwerer wird, etwas für den Radverkehr zu tun, nicht. Man sollte auch bedenken, dass häufige Verstöße von Kraftfahrern nicht zu einer Einschränkung der Angebote für diese Verkehrsteilnehmergruppe führen.

    Wo verhalten sich Radfahrer rücksichtslos? Hauptsächlich wird das auf Gehwegen und an Ampelkreuzungen so wahrgenommen. Letzteres kann man wohl nicht ganz ausmerzen, ersteres liegt meist an einem schlechten Angebot für Radfahrer. Überall, wo ich sinnvolle Angebote für Radfahrer vorfinde, sehe ich fast kaum mehr Fehlverhalten.

    Man sollte auch fair gegenüber den Rad- (und Auto-)fahrern sein, die sich an die Regeln halten. Diese für das Fehlverhalten anderer zu bestrafen ist ungerecht.

  26. steht in dem flyer etwas über die regelungen zur benutzungspflicht von radwegen?

    ich hätte dann gerne ein paar davon. etwas offiziell ausschauendes für den alltag wäre schick.

    gestern bin ich rumgefahren und hab den infostand gesucht, auf der wache wusste niemand wo der war, aber zumindest hab ich die tel nummer des zuständigen beamten bekommen.

  27. @Cornelius: Du bist von ADFC, nehme ich an? Warum wirkt sich falsches Verhalten einiger Verkehrsteilnehmer auf eine ganze Gruppe aus? Warum ist das nicht auch bei Autofahrern so?

    Warum hat der ADFC jahrzehntelang gefordert, dass man mit Rad auf Gehwegen(bzw. Bürgersteigradwegen) fahren soll, und wundert sich nun über die Auswirkungen? Warum gibt es beim ADFC keine sinnvolle Einführung in das Fahrbahnfahren, bzw. Unterstützung in selbstbewusstem Auftreten mit dem Fahrzeug Fahrrad? Stattdessen immer nur die gleichen Forderungen nach irgendwelchen Sonderlösungen für Radfahrer.

    Solange ihr immer nur Streifen, Sonderwege und Sonderampelregelungen fordert und die Radfahrer selbst nicht als Fahrzeugführer betrachtet, braucht ihr euch nicht zu wundern, wenn die Radfahrer sich auch nicht wie selbige verhalten, sondern wie Fußgänger auf Rädern, mit den Folgen, die du andeutest. Entschuldige die Pauschalkritk, aber so sieht der ADFC(nicht speziell der Berliner, bin aus dem Ruhrgebiet) für mich als Aussenstehender aus.

  28. Hallo Cornelius, dein Beitrag hat mir zu Denken gegeben. Bitte lass dich nicht entmutigen!

    Das der Radverkehr in Berlin immer mehr zunimmt, ist doch das beste Image fürs Radfahren. Darüber kannst du dich freuen. Und du hast sicherlich einen Anteil daran – Respekt!!!

    Natürlich wachsen mit dem Radverkehr auch die Probleme. z.B. durch Rücksichtslosigkeit. Aber was ist das beste Mittel gegen Rücksichtslosigkiet? Ärger jedenfalls nicht – ganz im Gegenteil. Der Ärger auf andere wird der Dünger für deine eigene Rücksichtlosigkeit. (Ja, auch du bist nicht frei davon, wir sind alle nur Menschen…)

    Schnell macht man für seinen (maslosen) Ärger andere verantwortlich. Aber der Ärger wird dir nicht helfen. Ein ärgerlicher Geist kann nicht konstruktiv „arbeiten“. Betäubt vom Ärger trittst begibst du dich in eine „Negativspirale“. Und das wird kein gutes Ende nehmen. Ärger macht dich immer unzufriedener und am Ende wirst du alles hinschmeissen und auf andere einen Groll haben.

    Mein Tipp: Das beste Gegenmittel gegen Ärger/Wut/Groll ist Geduld. Mit Geduld kann man schwierige Situation glücklich(!!!) überstehen.

    Bitte nicht falsch verstehen. Geduld bedeutet nicht, sich alles gefallen zu lassen. Sondern Geduld bedeutet, die Schwierigkeiten, die sich einem in den Weg stellen, friedlich anzunehmen. Wenn es eine schwierige Situation gibt, dann überlege erst, ob man sie ändern kann. Wenn man sie ändern kann, ist es sinnlos wütent zu werden – man kann sie ja ändern. Und wenn man sie nicht ändern kann – ist es genauso sinnlos sich zu ärgern, denn man kann ja eh nichts dagegen tun.

    Ich hoffe, das hilft 😉

  29. @berlinradler: dass du das Gehwegradeln damit entschuldigst, dass dies „am schlechten Angebot für Radfahrer liegt“ muss ich unter „Betriebsblindheit“ einordnen.
    Ich bin zur Zeit medizinisch bedingt nur-Fußgänger und habe in den letzten Tagen auf allen Wegen, die ich zurückgelegt habe, Fahrradfahrer angetroffen, die die Bürgersteige mehr oder weniger schnell und vor allem unzulässig mit dem Rad befahren haben. Völlig unabhängig von der Verkehrsdichte auf der Fahrbahn oder Breite der Straße oder dem Angebot an Radstreifen.

    Sind wir doch mal ehrlich: es interessiert den „Normal“-Radfahrer einen Scheiß, ob es erlaubt oder verboten ist bzw. ob sich Fußgänger gestört oder gefährdet fühlen. Radfahrer sind nicht weniger rücksichtslos als andere Verkehrsteilnehmer.

  30. Ich kann mich hier dem bikeblogger nur anschließen. Dass das folgende nur für einen Teil der Radler zutrifft, wissen wir. Aber genau die sind gemeint:
    Was wir Radfahrer für die Autofahrer sind die Fussgänger für uns. Einfach hinderlich bis nicht da. Hinderlich, wenn sie auf Gehwegen rumstehen, weil wir uns nicht mit dem Rad auf die Straße trauen und nicht da, wenn wir bei Rot über die Ampel rauschen, den Fahrverkehr sicher im Blick. Gerade letzteres erlebe ich (von anderen Radfahrern) zu häufig. Aber dem Fussgänger, der bei Grün unvorsichtig schnell noch über seine Ampelphase will, mit 20 -30 km/h reinbrettern, dass dürfen die rot-fahrenden Radler. „Huch, wo kommt der denn her?“ Ich sehe das viel zu oft!

    Aber wehe, ein Autofahrer nimmt sich das Recht raus zu behaupten, er hätte alles im Blick. Das will hier wegen seines größeren Gefährdungspotentials keiner. Das Problem ist die selbstsichere Art – ich habe ja alles im Griff. Ich sehe den Fahrverkehr. Sagt der Autofahrer auch, echt!

    Ich kann den Unmut von Cornelius nur zu gut verstehen.

  31. @bikeblogger+Rosi: Das Problem ist doch, das dieselben Radfahrer, die so absolut rücksichtslos jeden Gehweg mit der maximal möglichen Geschwindigkeit nehmen, sich niemals auf die Fahrbahn trauen. Ich hab an manchen Tagen das Gefühl, der einzige Fahrbahnfahrer zu sein. Jeder andere eiert oder heizt auf allem rum, was nicht Fahrbahn ist. Und daran muss ich leider dem ADFC eine Mitschuld geben, deshalb auch oben meine etwas harte Kritik an Cornelius, die dieser bloß nicht persönlich nehmen soll. Das ist einer der wesentlichen Punkte, die der ADFC mal angehen müsste.

    Wenn wenigstens deren Mitglieder sich trauen würden, selbstbewusst auf der Fahrbahn zu fahren, wäre schon viel gewonnen. Ich praktiziere das schon jahrelang und werde auch eher selten von Autofahrern belästigt. Das führe ich zum Teil auf meinen deutlichen Fahrstil zurück. Manche fühlen sich durch einen Radfahrer, der eine ganze Fahrbahnbreite oder -spur einnimmt, natürlich provoziert, spüren lassen einen das aber die wenigsten.

  32. @Cornelius: Ich sehe gerade, du bist bei den Grünen. Lies meine Kritik einfach sinngemäß und ersetze „ADFC“ durch „Grüne“. Bei Parteien isses eigentlich noch schlimmer. Keine Partei, auch nicht die Grünen, hat bisher verstanden, dass jegliche angebliche Radverkehrsförderung in Form von Radwegen eine Radverkehrsverhinderung und indirekte Autofahrerförderung ist. Alleine schon durch die Benutzungspflicht. Der einzige Politker bundesweit, der einige Ansätze gut verstanden hat, ist dein Parteikollege Anton Hofreiter. Deshalb habe ich noch einen Restfunken Hoffnung.

  33. @kai…sag ich nicht gerne, aber Du bist mit vielen Deiner Kritikpunkte auf dem Holzweg.
    Den Berliner ADFC, den Du als“Ruhrgebietler“ nicht mal kennst, zu beschimpfen ist nur Dein Problem.

    Der ADFC Berlin setzt sich seit Jahren für ALLE RadfahrerInnen ein.

    Dazu gehören die „Fahrbahnfahrer“ und die „Alltagsradler“, die sich auf dem Radweg sicherer fühlen. Das Verhältnis ist übrigens 10% zu 90%!

  34. @Bikebloggerberlin, ich entschuldige das Verhalten nicht, ich erklaere es. Gehwegradeln aergert auch mich. Fehler werden ueberall gemacht, aber ich meine doch eine Abhaengigkeit vom Bauzustand zu erkennen. Sonst wuerde ich als Fussgaenger und Radfahrer nicht so viele Wege meiden.

  35. Und zu der Diskussion zwischen Kai und Bernd:

    Ich denke schon, dass der ADFC auch versuchen muss, die Bedürfnisse derer zu bedienen, die sich auf Rad- und Gehwegen sicherer fühlen. Am besten natürlich durch Aufklärung! Das von Kai gezeichnete Idealbild, in dem für Radfahrer nichts getan wird, damit sie auf der Fahrbahn wieder ernst genommen wird, finde ich auch schwierig. Da muss man Kompromisse finden.

    Eine gute Wegweisung kann schon viel ausmachen. Wenn sie hauptsächlich durch gute Nebenstraßen führt, dann fühlen sich Fahrbahnradler und eher ängstlichere Radfahrer sicher weitgehend gemeinsam angesprochen. Eigenständige, asphaltierte Wege (nicht straßenbegleitend) sprechen Radfahrer an – ich würde das nicht mit dem Argument wegbügeln, dass dadurch zu wenige auf der Fahrbahn sind, und sie an anderer Stelle dann nicht ernstgenommen werden. Persönlich leite ich daraus die Forderung nach einem Netz echter Fahrradstraßen ab. Diese taugen für die weiten Wege, im Nahbereich schlägt man sich dann wie gehabt durch.

    Auch die Fahrbahnbreite macht viel aus. Warum gibt es Straßen, wo mich ausnahmslos jeder nah überholt und dann nur solche, wo es vielleicht jeder 20te tut? Die Fahrbahnbreite sollte immer so gewählt werden, dass Radfahrer im Regelfall normal überholt werden.

    Auf straßenbegleitende Bürgersteig-Radwege sollte man im Regelfall natürlich verzichten. Ausreichend breite Fahrradstreifen find ich nicht ganz so schlimm, oft sogar eher positiv – da wäre aber ein Einsatz des ADFC für wirklich ausreichende Breite notwendig, denn diese ist bisher sehr oft ein großes Problem. Durch Radstreifen legalisiertes Nahüberholen ist kontraproduktiv. Die Rechtsabbiegeproblematik sollte man bei Radstreifen nicht vergessen, die ist nicht wirklich geklärt. Lösungsansätze wären sicher möglich, z.B. eine gemeinsame Spur für Rechtsabbieger und geradeausfahrende Radfahrer.

  36. Coenelius, BikeBlogger und Rosi: danke für eure Beiträge, ich dachte schon ich bin hier der Einzige, der so denkt.

    Die Gehwegradler, mit denen ich mich herumschlagen muß fahren vor meiner Haustür. Da ist verkehrsberuhigter Bereich, und man kann prima auf der Straße fahren – der Belag ist super, Platz ist auch da, wenig Autoverkehr, der auch Rücksicht nimmt. Die Gehwegradler fahren einzig und allein aus Bequenlichkeit auf dem Bürgersteig. Nicht mal eine Klingel scheinen viele zu haben, können dann aber um so lauter motzen wenn man als Fußgänger die Frechheit besitzt, ohne Schulterblick einen Schritt nach links zu machen. Vorausschauend fahren, angepaßte Geschwindigkeit: Fehlanzeige. Wenn ich aus meiner Haustüre komme bin ich und meine Kinder mehr gefährdert als auf jeder Straße.

    Wenn es einem daran liegt, daß Radfahrer als vollwertige Verkehrsteilnehmer akzeptiert werden, sollte solche Rücksichtslosigkeiten nicht auch noch verteidigen.

  37. @Kai: deine Kritik am ADFC kann ich nicht nachvollziehen. Der ADFC hat nicht die Kapazitäten, allgemeine Verkehrserziehung zu betreiben. Bei 100.000 Mitgliedern wäre das vermessen. Wie soll ein kleiner und sicher nicht wohlhabender Verband wie der ADFC (Mitgliedsbeitrag als Familie 48 € / Jahr) 80 Millionen Menschen schulen?
    Dass sich der ADFC (gerade in Berlin) dafür einsetzt, die Radwegebenutzungspflicht abzuschaffen und stattdessen sinnvolle Radverkehrsplanung zu betreiben, ist zumindest den ADFC-Mitgliedern klar. Wenn du interessiert bist, kannst du dich unter http://www.adfc.de oder http://www.adfc-berlin.de darüber informieren. Gerade in der letzten Radzeit (Zeitschrift des ADFC Berlin) ist ein ausführlicher Artikel zur Sicherheit von Radfahrern erschienen. Dass nicht überall dick „Radwege sind schlecht“ geschrieben steht ist klar. Das ist ja schon oft genug vom ADFC thematisiert worden.
    Übrigens hat (u.a. durch die Mitarbeit des ADFC in diversen Gremien bzw. durch Öffentlichkeitsarbeit) eine Wende in der Verkehrspolitik in Berlin stattgefunden. Der Neubau von benutzungspflichtigen Radwegen hat erkennbar nachgelassen, an vielen Straßen wurden – meist ausreichend breite – Radstreifen angelegt. Es ist noch nicht alles im grünen Bereich, aber es hat sich etwas getan.
    Übrigens hat sogar bei der – z.T. zu Recht – viel gescholtenen Berliner Polizei ein Umdenken stattgefunden: unter http://www.berlin.de/polizei/verkehr/liste/archiv/28671/index.html steht z.B. „Es gilt als gesichert, dass die Führung der Radfahrer auf der Fahrbahn im Bereich des Fließverkehrs zu besserem Sichtkontakt zwischen Autofahrern und Radfahrern führt und damit vor allem die schweren Abbiegeunfälle mit oft tödlichem Ausgang an Kreuzungen und Einmündungen oder Grundstücksausfahrten reduziert bzw. gemildert werden.“ Der ADFC wird für diesen Wandel direkt „verantwortlich gemacht“ 😉

    Die Konsequenz kann nur heißen: informieren, eintreten, mitarbeiten + verändern 🙂
    Ach ja, ich bin auch Mitglied im ADFC.

  38. @berlinradler: ich habe da tatsächlich eine völlig andere Sicht. Egal, wie schlecht ein Fuß- oder Radweg ist: er wird mit dem Fahrrad befahren. Auch, wenn die Fahrbahn in idealem Zustand ist. Als Erklärung haut das also (zumindest für die Mehrheit der Gehwegradler) nicht hin.

  39. „Die Gehwegradler, mit denen ich mich herumschlagen muß fahren vor meiner Haustür. Da ist verkehrsberuhigter Bereich“

    @Ozelot: In verkehrsberuhigten Bereichen gibt es keine Gehwege oder Fahrbahnen. Es kann also dort schlicht keine Gehwegradler geben. Wo auch immer dort ein Radfahrer oder Kfz fährt oder ein Fußgänger läuft oder Federball spielt: Er/Sie läuft/fährt/spielt dort legal.
    Eben das auf der gesamten Fläche eines verkehrsberuhigten Bereichs – auf der Strae in ihrer gesamten Breite- alle Verkehrsarten gleichberechtigt und niemand einem Anderen gegenüber bevorrechtigt ist, macht verkehrsberuhigte Bereiche aus.
    Hoffentich hast Du vor Deiner Tür also noch nicht allzu viele vermeintlichen „Gehwegradler“ oder „Fahrbahnläufer“ zu Unrecht „belehrt“ 😉

    Gruß,
    Chris

  40. Hier noch der Link zum Polizei-Flyer:
    http://bikebloggerberlin.wordpress.com/2010/05/13/%E2%80%9Efairrad%E2%80%9C-%E2%80%93-praventionswoche-update/
    Ich hoffe, die Polizei wertet dies nicht als Urheberrechtsverletzung sondern als Beitrag zur Versachlichung der Diskussion 😉

  41. Hallo allerseits,

    vielen Dank für die Beiträge. Grundsätzlich: Kritik nehme ich nicht persönlich. Denn dann sollte ich mich eher nicht an der Diskussion beteiligen. Die Diskussion ist mir aber wichtig. Im ADFC machen wir uns sehr intensiv Gedanken über das Problem Fahrradförderung und negatives Image.

    Gerne will ich die Hintergründe für meinen Zwischenruf erläutern:

    Kai schreibt (sinngemäß auch andere)
    „Warum wirkt sich falsches Verhalten einiger Verkehrsteilnehmer auf eine ganze Gruppe aus? Warum ist das nicht auch bei Autofahrern so?“

    Für den Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur benötigen wir politische Mehrheiten. Leider ist es immer noch so, dass die Mehrheit der Bezirksverordenten, die Stadträte im Bezirksamt und die Abgeordneten im Abgeordnetenhaus sehr autofixiert sind. Die Autolobby ist auch in Berlin schlagkräftig. Da macht es tatsächlich schon viel aus, ob wir durch ein positives Image Rückenwind bekommen oder nicht. Es ist einfacher, wenn Fahrradfahren nicht nur klimapolitisch gut, generell stadtverträglicher und gesünder ist, sondern wenn die Zunahme des Radverkehrs auch allgemein als positiver Trend angesehen wird.
    Im Bezirk Pankow – dort bin ich Bezirksverordneter – vergeht kaum eine Sitzung, in der nicht über die Rücksichtlosigkeit von Fahrradfahrern diskutiert wird. Interessenskonflikte gehen dann durchaus auch mal zuungunsten der Fahrradfahrer aus. Prominentes Beispiel ist der Mauerpark: Die Linke (damals PDS) und die CDU hatten in der letzten Wahlperiode verhindert, dass ein Teil des Weges im Mauerpark für den Radverkehr asphaltiert wurde. Man wollte damit die „Raserei durch den Radverkehr“ verhindern. Jeder, der diesen knapp 1 km langen Abschnitt der Schwedter Straße kennt, weiß wie unbefriedigend dies ist.
    Ein weiteres Beispiel sind die Diskussionen, wenn es um die Freigabe von Wegen in Grünanlagen geht. Dabei werden diese Wege eher von Menschen genutzt, denen es nicht auf jede Sekunde ankommt und die generell rücksichtsvoller fahren.

    Natürlich wirkt sich auch das Fehlverhalten von Autofahrern aus: Es werden Parkraumbewirtschaftungszonen ausgewiesen und umfassend kontrolliert, Tempokontrollen ausgeweitet usw. Das ist meines Erachtens bei weitem nicht ausreichend und auch noch nicht angemessen. So beobachte ich zunehmend dreiste Rotlichtverstöße bei Autofahrern, was von der Polizei in der Jahrespressekonferenz im Februar zum Unfallgeschehen 2009 bestätigt wurde.

    Zum Gehweg-Fahrradfahren haben wir als ADFC eine eindeutige Position: Dort haben Radfahrer grundsätzlich nichts zu suchen. Außerdem gefährden sie sich selbst, wenn sie an der nächsten Kreuzung zwischen den Autos in den toten Winkel der Lkw fahren.
    Fahrradfahrer, die Fußgänger als Slalomstangen benutzen, sind schlicht kriminell. Wenn ein älterer Mensch z.B. stürzt, kann das ganz schlimme Konsequenzen haben.
    Für die Kinder und die Eltern, die ihre Kinder auf dem Gehweg begleiten: Ja, das ist eine ungeregelte Situation. Wir fordern, dass Eltern ihre Kinder, die auf dem Gehweg fahren müssen, auch begleiten dürfen.

    Aureichende Breiten von Radverkehrsanlagen: Der ADFC in Berlin hat erreicht, dass wir Regelpläne haben, die bundesweit Maßstäbe setzen. Darin sind Mindestbreiten definiert, für deren Umsetzung wir uns konsequent einsetzen. Dieser hohe Standard ist der jahrelangen fachlichen Arbeit zu verdanken. Daran sind viele Menschen – auch außerhalb des ADFC – beteiligt gewesen. Dazu gehört auch eine Verwaltung, die sich diesen Argumenten aufgeschlossen gezeigt hat. Wir werden bei vielen Vorhaben gehört und bringen uns ein. Dafür können wir weitere Unterstützung gut gebrauchen.

    Wir sind im ADFC mittlerweile so weit: Die Interessen der „jetzt-komm-ich“-Egoisten vertreten wir definitv nicht. Die „Rücksichtlosen“ sind unsere politischen Gegner, die unsere Erfolge gefährden. Wir haben bei unseren Vorschlägen die besonderen Interessen von mobilitätseingeschränkten Menschen, von Sehbehinderten, Blinden oder Rollstuhlfahrern im Blick. Die Sicherheit von Fußgängern und ihr Sicherheitsgefühl sind uns wichtig. Wir wollen den Radverkehrsanteil in Berlin deutlich erhöhen, weil wir der Auffasssung sind, dass dies der Stadt viel an zusätzlicher Lebensqualität bringt und weil wir überzeugte Fahrradfahrer sind.

    Bitte unterstützt uns dabei. Vor allen Dingen auch durch die Rücksichtnahme gegenüber Schwächeren und durch Fairness im Straßenverkehr.

    Viele Grüße

    Cornelius Bechtler (Fachreferent für Verkehr des Berliner ADFC)

  42. @chris: Es ist mir total wurscht, ob ein Radfahrer jetzt legal oder illegal auf dem Gehweg fährt, aber ich finde es (wie Cornelius) kriminell, wenn er oder sie die Leute auf diesem Gehweg durch rücksichtsloses Verhalten gefährdet!

    Pervers ist übrigens auch die Situation an Fußgängerampeln: Wenn ich als Fußgänger dort grün bekomme, fürchte ich nicht die Autos, sondern die Radfahrer, die ihre eigene rote Ampel mißachten!

    @Cornelius: Danke für den fundierten Einblick in die Verkehrspolitik der Stadt und die Maßnahmen, die Ihr ergreift.

    @Radspannerei-Blog: Wie wäre es mit einem Interview mit Cornelius, damit sein Beitrag nicht nur versteckt in einem Kommentar sichtbar wird?

  43. Super, Cornelius, support auch vom faltrad-direktor, Ur-Gestein des Berliner ADFC seit dessen Gründung vor 27 Jahren 🙂
    Wie auch mein Vorschreibender meint, solche konstruktiven Beiträge von Radlerseite müszten in diesem Land vieeeeeeeeeeel mehr & öffentlichkeitswirksamer publiziert werden, um unser Bild etwas zurechtzurücken:
    Wie Du zurecht schreibst, auch wir sind für korrektes & faires Verhalten ALLER Verkehrsteilnehmer, vor allem auch der Radler als positives Vorbild…

  44. @ozelot, legal ist legal … rücksichtslos ist in den Fällen nur überhöhte Geschwindigkeit und nahes Überholen von Fußgängern. Auch Autos dürften auf dem „Gehweg“ fahren. Eine Folge eigentlich mangelhafter Umsetzung verkehrsberuhigter Zonen in Berlin, aber wie will mans auch anders machen mit den Parkplätzen. Direkt an den Häusern gehts nicht.

    @Bikebloggerberlin, Deine Statuseinschätzung zum Thema Radverkehrsförderung in Berlin teile ich. Und das Gehwegthema – wenns so ist, kann man entweder konstruktiv gegenwirken oder muss es irgendwie hinnehmen. Es gab ja einen ironischen, inhaltlich aber nicht falschen Beitrag zu dem Thema. Mein konstruktiver Vorschlag ist die Verbesserung der Fahrbahnbreiten und -qualität, dass das Fehlverhalten nicht zu 100% ausmerzt ist mir klar. Deinen Ärger kann ich verstehen, ich verursache ihn nicht und kann das Problem leider nicht beseitigen. Ist eben wieder das gleiche wie die von ozelot angesprochene grüne Fußgängerampel und dem ohne Sicherheitsabstand durchfahrenden Radler – vielerorts eher der Regelfall.

    @Cornelius, Du beschreibst ja eigentlich ganz gut die unterschiedliche Wahrnehmung. Radfahrer werden, wenn sie auf einer asphaltierten Strecke einfach geradeausfahren, als rücksichtslose Raser wahrgenommen. Dass an solchen Strecken wie dem Mauerpark unfalltechnisch so gut wie überhaupt nichts los ist, interessiert dabei niemanden. Wenige Meter entfernt haben wir eine der Berliner Hauptunfallkreuzungen (Schönhauser Ecke Bornholmer), nicht etwa durch das massive Fehlverhalten von Radfahrern, jedoch stark zu ihren Lasten. Wo bleiben da die Bezirksverordneten, die sich zur Strafe sinnvollen Lösungen verweigern?

    Man muss gegen rowdyhafte Radfahrer vorgehen, das ist klar. Man sollte aber auf Bauchgefühlen basierende Vorurteile auch durch Fakten ausräumen und nicht noch durch solche Beiträge wie Deinen ersten zu diesem Thema hier verstärken. Gegen die Rowdies geht man einerseits durch gute Angebote (asphaltierter Mauerpark) und andererseits auch durch Kontrollen (Ordnungsamt) vor. Auf dem Bürgersteig sind diese durchaus nicht verkehrt, das wurde hier ja auch immer wieder angesprochen. Eben das Thema angemessener Kontrollen aller Verkehrsteilnehmer.

    Aber eines muss ich ganz klar sagen:

    Das Fehlverhalten von Autofahrern wirkt sich eben NICHT genauso wie das von Radfahrern aus. Trotz viel höherer Unfallzahlen und Verursacherquoten wird der Autoverkehr nicht als rowdyhaft und bestrafenswert wahrgenommen. Keiner würde die Schönhauser Allee wieder pflastern, damit sich die Autofahrer im Kreuzungsbereich etwas besser benehmen. Die Unfälle dort sieht man – im Gegensatz zu radfahrerverursachten Unfällen – nicht in reiner Boshaftigkeit begründet, sondern eher in mangelnden Sichtbeziehungen … Ausreden gibt es viele, der Unterschied ist klar: Radfahrer verursachen Unfälle absichtlich, Autofahrer versehentlich.

  45. „Es ist mir total wurscht, ob ein Radfahrer jetzt legal oder illegal auf dem Gehweg fährt, aber ich finde es (wie Cornelius) kriminell, wenn er oder sie die Leute auf diesem Gehweg durch rücksichtsloses Verhalten gefährdet!“

    Wie gesagt gibt es vor Deiner Haustür gar keinen Gehweg, wenn dort ein Verkehrsberuhigter Bereich ist.

  46. boese radfahrer hin, boese radfahrer her – ich finde die diskussion – fast – ueberfluessig. polemische note, aber das problem ist eben, dass der radfahrer sich in berlin – trotz der starken bemuehungen des ADFCs – sich immerfort in einer grauzone bewegt. fuer ihn existiert kein geregelter raum. er stoert, an sich, in der gesamten verkehrsplanung. wo es geht wird er auf den fussweg abgeschoben, wo man fuer ihn vor 50 jahren einen kleinen suessen roten streifen angelegt hat, wo das nicht ging, muss er halt sehen, wo er lang kommt. mal im busstreifen, wo er dann die leute, die OEPNV nutzen, ausbremst. ich kann es nicht oft genug wiederholen, und mir schiesst jedesmal das blut in den kopf, wenn ich leute reden hoere, dass man in berlin so gut rad fahren kann. DAS IST TOTALER HUMBUG!!!! was soll denn das mass der dinge sein – rom? athen? kairo? lagos? ich kann nur wirklich alle mal einladen, eine woche urlaub in kopenhagen zu buchen, dann wird einem klar, mit wie wenig aufwand man eine gute radverkehrssituation schaffen kann. es liegt einzig und allein an der grundeinstellung der entscheidungstraeger, und die ist in berlin eben: i don´t give a fuck. die kopenhagener verwaltung hingegen moechte einen radverkehrsanteil von 50% erreichen. in berlin schwillen den amtstraegern schon bei 13% die brueste an und selbstbeweihraeuchern sich pausenlos auf allen kanaelen. wirklich, ich hab so die nase voll von der ganzen heuchelei.
    ich behaupte einfach mal, wenn es ueberall und ohne aussnahme breite und sichere radstrassen gaebe, wie eigentlich in kopenhagen, dann kaeme es in berlin auch nicht zu diesen problemen, dass menschen sich mit dem rad nicht ganz STVO-konform verhalten muessen/koennen/wollen. und davon mal ganz ab, von den regelwidrigkeiten (und wie albern ist eigentlich hier das vorgehen der polizei…) – dass das radfahren in berlin komplett unsicher ist, und nur die haertesten und mutigsten und hartnaeckigsten es trotzdem immer wieder wagen, das wird wohl von niemandem in der verwaltung wahrgenommen. wieviele aeltere menschen und eltern mit kindern wuerden fahren, wenn es nur den platz dazu gaebe. gibt es aber nicht.
    aber bevor man daran was aendert: flucht nach vorn. wir schikanieren die letzten uebrig geliebenen.

  47. @berlinradler, du schreibst: Wenige Meter entfernt haben wir eine Hauptunfallkreuzung, Bornholmer Straße/Schönhauser Allee.
    Wenn ich dich richtig verstehe, verlangst du hier besondere Kontrollen der Autofahrer. Außerdem soll sich die BVV für sinnvolle Lösungen einsetzen.
    Das müßtest du mal näher erklären….
    Ich habe diesen Knotenpunkt per Rad mehrfach als Test „umrundet“. Bei Beachtung der Lichtzeichen etc. sehe ich keinen Grund hier zu meckern. Man kommt sicher über diese Kreuzung. Wenn man sich regelkonform verhält.

    Fakt ist:
    An diesem Knotenpunkt gab es im vergangenen Jahr 13 Verkehrsunfälle mit Radfahrerbeteiligung. Dabei gab es 10 Leichtverletzte Radfahrer. Das sind die nackten Zahlen.

    Es heißt in den Unfallberichten „mit Radfahrerbeteiligung“.
    Wieviele Radfahrer an diesen Verkehrsunfällen mitschuldig, oder sie den Unfall gar verursacht haben, wissen wir (außer der Polizei) nicht.

    Fakt ist auch:
    Bei den Kontrollen der Polizei, bei denen ich als Beobachter des ADFC teilgenommen habe, habe ich mich für die Zunft der Radfahrer geschämt!
    Da wird permanent bei Rotlicht oder auf dem Gehweg gefahren. Gegenüber steht die Polizeikontrolle. Das interessiert aber keinen. Es wird direkt auf die Kontrolleure zugefahren. Gestoppt, hört man die tollsten Ausreden.
    Das ist LEIDER momentan Berliner Realität.
    Wenn wir RadfahreInnen das nicht in den Griff kriegen, müßt ihr Euch nicht wundern, wenn die Öffentlichkeit sagt:
    „die Radfahrer fahren wie die Chaoten“

    @berlinradler… bisher hatte ich den Eindruck, deine Beiträge sind konstruktiv. Aber bei diesem Thema wünschte ich mir von dir mehr Objektivität.

  48. „Es heißt in den Unfallberichten “mit Radfahrerbeteiligung”.
    Wieviele Radfahrer an diesen Verkehrsunfällen mitschuldig, oder sie den Unfall gar verursacht haben, wissen wir (außer der Polizei) nicht.“

    @BerndZ: Wenn sich Rad- und Autofahrer an dieser Kreuzung „bundesstatstisch normal“ verhalten haben, so hatte an 70% dieser Unfälle an denen Rad-und PKW-Fahrer beteiligt waren,der jeweilige PKW-Fahrer die Hauptschuld.

    Aber Du hast natürlich insofern Recht, dass auch alle 13 ohne Fremdbeteiligung sich schlicht in den Straßenbahnschienen dort verhakt haben könnten. Das wären auch 13 Unfälle mit Radfahrerbeteiligung, an denen der Kfz-Schuldanteil 0% betragen würde…

  49. @chris: „Wie gesagt gibt es vor Deiner Haustür gar keinen Gehweg, wenn dort ein Verkehrsberuhigter Bereich ist.“

    Willst Du damit sagen, daß es OK ist, wenn Radfahrer im verkehrsberuhigten Bereich Kinder über den haufenfahren? Ist ja kein Gehweg? Ts… *kopfschüttel*

  50. @Bernd Z, diesen Unfallschwerpunkt habe ich genannt, um die Fehlwahrnehmung in den Köpfen zu beschreiben. Man sieht in Radfahrern im Mauerpark eine besondere Gefahr, die man durch Kopfsteinpflaster vermeiden will – billigt einer Verkehrskreuzung aber zu, dass dort eben Unfälle geschehen. Autounfälle gelten als normal, Fahrradunfälle werden durch Rüpel absichtlich provoziert. Es geht mir mehr um eine Lagebeschreibung (stark verzerrte Wahrnehmung), der selbst aktive ADFC-Mitglieder anheim gefallen sind. Und zu Deinem Test – nur weil man eine Gefahrenstelle mehrfach unfallfrei passiert, heisst das ja noch lange nicht, dass sie kein Unfallschwerpunkt ist. Das ist diese Kreuzung unbestritten. Über die Art der Unfälle weiss ich nichts, Du implizierst Fehlverhalten von Radfahrern, der Tagesspiegel nannte kürzlich Abbiegefehler in diesem Zusammenhang. Die Wahrheit wird in der Mitte liegen.

    Ob es nun unobjektiv ist, anhand der Resultate (Unfallstatistiken) zu behaupten, dass Radfahrer keine schlimmeren Rowdies sind als andere Verkehrsteilnehmer – nun, diese Einschätzung sei Dir gegönnt. In meinen Augen ist der Mensch nunmal fehlerhaft – also Radfahrer, Autofahrer, Fußgänger. Die Organisation des Verkehrs trägt dieser Fehlerhaftigkeit keine Rechnung.

    Ich habe zwei Ziele: Ein noch besseres Angebot für Radfahrer – ich stimme da sogar zu, dass ausschließlich mustergültige Radfahrer da eher hilfreich wären. Und weniger Gefahren für mich als Radfahrer und Fußgänger. Da fühle ich mich durch Kraftfahrzeuge am stärksten gefährdet, auch die Unfallstatistik zeigt das. Es ist doch klar, dass ich mich eher darauf fokussiere.

    Vielleicht sollte ich die Kernaussage auch nochmal kürzer formulieren:
    Unter Radfahrern gibt es viele Rowdies. Unter Autofahrern gibt es viele Rowdies. Auch unter Fußgängern. Sie unterscheiden sich nicht in der Häufigkeit des Fehlverhaltens! Das sollte gerade der ADFC auch nicht so hinstellen.

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