Die Grünen wollen den Senat verpflichten, in Zukunft dafür zu sorgen, dass Radfahrer bei verkehrlichen Anordnungen im Zusammenhang mit Baumaßnahmen im Straßenraum angemessen berücksichtigt werden. Zur Begründung des Antrags im Abgeordnetenhaus heißt es: „Der Radverkehr in der Innenstadt hat mittlerweile einen Anteil von 20%. Bei Straßenbaumaßnahmen findet dies fast nie Berücksichtigung. Bei den verkehrlichen Anordnungen der Verkehrslenkung Berlin wird der Radverkehr regelmäßig vergessen oder rücksichtslos auf den Fußgängerverkehr losgelassen.
Das geschieht auch dann, wenn der Straßenraum eine eigene Spur für den Radverkehr zulassen würde, wie z.B. an der Baustelle des Bundesministeriums für Umwelt in der Stresemannstraße. Dort hat die Verkehrslenkung Berlin die Benutzungspflicht eines 1,40 m schmalen Fußweges für Radfahrer angeordnet (Zeichen 240), um die auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindlichen Parkplätze zu erhalten. Eine solche Anordnung widerspricht der VwV-StVO, die für einen gemeinsamer Fuß- und Radweg eine Breite von mindestens 2,50 m vorsieht. Es wäre ein leichtes, während der Baumaßnahmen auf die Parkplätze zu verzichten und stattdessen dem Radverkehr eine eigene Spur mit der vorgesehenen Breite einzuräumen.“
Dass die Situation in der Stresemannstraße kein Einzelfall ist, ist in diesem Blog bereits mehrfach deutlich geworden. Schlussfolgerung der Grünen: „Schlechter und rücksichtsloser als der durch die Verkehrslenkung Berlin geplante Radverkehr ist dieser kaum vorstellbar. Wer es ernst meint mit der Radverkehrförderung, muss auch den Radverkehr an Baustellen angemessen berücksichtigen.“
Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen – Sicherer und alltagstauglicher Radverkehr: Radverkehr an Baustellen berücksichtigen (pdf-Dokument)
Foto: Dresden, Petersburger Straße, Dezember 2008
ADFC Dresden
Das Bild ist ja echt der Hammer. Zumal nicht erkennbar ist, warum hier Radfahrer nun unbedingt absteigen sollen. Damit sie langsam auf der Fahrbahn langlatschen? Das „Achtung, Radfahrer kreuzen“-Schild steht im Widerspruch zum „Radfahrer absteigen“, denn nach dem Absteigen sind Radfahrer Fußgänger. Unglaublich, dass es Fachleute sind, die solche Schilder anordnen.
Aber auch ohne Baustelle sieht das komisch aus. Ein Radwegschild drei Meter vor der Busspur?
Sehr häufig führen Baustellen auf sonstigen Radwegen dazu, dass Radfahrer im Baustellenbereich von der Fahrbahn auf den Bürgersteig gezwungen werden. Da man Radfahrern das Weiterfahren auf dem Bürgersteig legal ermöglichen will, stellt man einfach das Schild „gemeinsamer Rad- und Fußweg“ auf und schafft damit eine Benutzungspflicht, die ohne Baustelle nicht besteht.
Ebensohäufig wird auf Radwegen gebaut und stillschweigend vorausgesetzt, dass der Radfahrer auf den Gehweg ausweicht. Haftungstechnisch ganz mies für den Radfahrer, der so fährt und einen Unfall baut.
Manchmal wird der gesamte Bürgersteig und Radweg gesperrt, so erlebte ich es letztes Jahr an der Rummelsburger Landstraße. Hier wird erwartet, dass Fußgänger und Radfahrer auf die Fahrbahn ausweichen. Ohne jede Querungshilfe für Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen, ohne Ankündigung.
Noch ist in den Köpfen vieler Leute nicht angekommen, dass bei Baustellen nicht nur Kraftverkehr und ÖPNV umzuleiten ist, sondern auch Lösungen für den Radverkehr gefunden werden müssen. Allzu schnell stellt man ein „Radfahren verboten“-Schild auf und stellt Radfahrer damit oft vor nahezu unlösbare Probleme.
Die Forderung der Grünen scheint mir also mehr als geboten zu sein. Diese sollten aber nicht an einer Manifestierung solcher Probleme durch Überförderung des Autos festhalten. Die von den Grünen derzeit diskutierte Förderung von Elektroautos in Höhe von 5000 Euro sorgt in der Endkonsequenz für einen künstlich hochgehaltenen Autoanteil. Auch das Elektroauto braucht viel Platz, den es den Stadtbewohnern letztendlich wegnimmt.
Extrem sinnvoll, und überfällig! Mein Arbeitsweg wird am Varziner Platz zur Zeit auch durch so eine fast schon kriminelle Baustelle blockiert. Einfach den Radverkehr alternativlos verbieten geht nicht, das müssen auch die Bauarbeiter kapieren.
Wo kann ich unterschreiben?
Sehr schoenes Thema, da fallen mir noch X Beispiele mehr ein, diese Unsitte ist in der ganzen Stadt verbreitet. Ganz extrem finde ich es Alt-Moabit gegenueber der Einmuendung Kirchstr. Fahrtrichtung West. Benutzungspflichtiger Rad und Fussweg wegen Baustelle auf dem Gehweg mit gefuehlt viel weniger Platz als 140cm (nicht nachgemessen) UND man muss direkt an drei uneinsehbaren Ein-/Ausfahrten vorbei, kann also guten Gewissens die 10-15 kmh nicht ueberschreiten, auch wenn keine Fussgaenger zu sehen sind.
Fuer mich gehoert die Benutzungspflicht bei gemeinsamen Rad- und Gehweg einfach abgeschafft und gut ist. Alternativ halt Fussweg mit Radfahrer frei Zusatzschild aufstellen, wenn man die Fahrraeder unbedingt auf dem Buergersteig zulassen will. Aber dann hat man wenigstens die Wahl.
und wenn man dann auf einem benutzungspflichtigem gehweg radelt, ist man trotzdem nicht sicher vor gelangweilten pöbelrentnern die einen lautstark und mit einkaufstasche schwingend klar machen wollen, dass sie hier hausrecht auf dem brügersteig haben… naja mein weg zur arbeit 8:30 die petersburger hoch, mal abgesehen davon das der radweg da eh scheisse ist, wird beidseitig von bauarbeitern blockiert die da irgendwas an den abflusssystemen der fahrban machen und natürlich den radweg blockieren müssen oder im falschen moment ausm auto rauspurzeln wenn man grade vorbeifährt… da heisst es nur fahrbahnfahrn und bei hupkonzert gekonnt den Mittelfingern nach hinten schwingen und extra langsam fahren 🙂
Tja genau das ist immer das Problem wenn man an Baustellen vorbei kommt mit dem Rad. Entweder man muss hoffen, dass einen die Autos noch mit reinlassen auf die Spur oder man muss auf den Fußgängerweg umsteigen, wenn man denn nicht ewig warten möchte um weiter zu kommen. Das die das nicht besser hinbekommen finde ich persönlich sehr traurig, wenn man doch das Ziel hat aus der Innenstadt immer mehr Autos heraus zu bekommen.
An der Strese wurde das Zeichen 240 ja mittlerweile auch entfernt, mittlerweile ist das ein Gehweg mit Zusatzschild „Radfahrer frei“.
Für Radfahrer empfiehlt es sich ohnehin, da im Fahrbahnverkehr mitzuschwimmen. Egal was für lustige Schildchen rumstehen. Allerdings sollte man am Baustellenbeginn, also dort, wo der Richtungsfahrstreifen verschwenkt wird, etwas aufpassen. Dort ist ja die Kante, wo es kurz auf diesen Kleinkopfstein-Mittelbereich geht. Gerade bei nasser Straße möchte man da tunlichst etwas vorsichtig fahren…
Allerdings muss man auch wissen, dass schlechte Radverkehrsführungen in Baustellen nicht alleine durch die anordnen Behörden, sondern in hohem Maße auch von den Bau- und Verkehrssicherungsfirmen verursacht werden.
Baustellen auf Geh- und Radwegen sind häufig besonders schlecht gesichert. Es werden andere Schilder aufgestellt als angeordnet wurden, weil z.B. ‚grad kein anderes Schild da ist oder man stellt gleich ganz ohne Anordnung irgendwelche Schilder auf – wird schon passen.
Bei Radwegen ohne Benutzungspflicht wird im Baustellenbereich häufig Z.240 (benutzungspfl. gem. Fuß- und Radweg), gerne auch mit Zusatzzeichen „Radfahrer absteigen“ aufgestellt, obwohl eigentlich Z.239 + Zusatzzeichen „Radfahrer frei“ angeordnet wurde.
Den Behörden ist hier vor allem vorzuwerfen, dass sie ihrer Kontrollpflicht oft nicht nachkommt und schlecht gesicherte Baustellen wochen- oder monatelang nicht beanstandet werden.
In NRW geistert ein schönes PDF herum, wo eindeutig und leicht verständlich erklärt wird, wie man eine Baustelle abzusichern hat.
http://www.fahrradfreundlich.nrw.de/cipp/agfs/lib/pub/object/downloadfile,lang,1/oid,3025/ticket,guest/~/Broschuere_Baustellen_web.pdf
Das sollte man einfach für rechtsverbindlich erklären und gut ist. Bei unbegründeten Abweichungen von dieser Norm wird der Sachbearbeiter entlassen. Fertig. Aus.
Gerade gesehen: Am Tierpark Ecke Alt Friedrichsfelde (Richtung Norden fahrend). Der sehr breite Bürgersteig ist aufgerissen und auf vielleicht 1,5 Meter verengt. Kein Radweg, keine Fahrradfreigabe. Aber nun – im Baustellenbereich – gemeinsamer Rad- und Fußweg. In beiden Richtungen. Wer ordnet denn sowas an?
Ordnungsamt verbietet Radverkehr in der Varzinerstr. auf der Hauptroute Südspange!
Eine Baustelle der BWB blockiert die Varzinerstr. an der Einmündung zur Bundesalle. Die Radwegeführung war uneindeutig und nicht zeitgemäß. Donnerstag 15.5.11 nahm sich das Ordnungsamt zu dritt der ungenügenden Radwegführung an. Das Ergebnis ist die Vollsperrung der Varzinerstr. für Radler. Die Radwegeführung über den südlichen Bürgersteig sei nur für die aus dem Südwest-Korso kommenden Radler. Die in Gegenrichtung westlich radelnden müssten den Umweg über die Sieglindenstr. nehmen. In der Praxis nutzten wohl Radler aus beiden Richtungn den südlichen Bürgersteig. Das sei zu gefährlich auf den engen Bürgersteig vor den Haustüren meinte das Ordnungamt. Mein Vorschlag: Jeweils eine Richtungs-Radspur auf den südlichen und nördlichen Gehweg auftragen.