Einigermaßen glimpflich verlief ein Autounfall für eine eigentlich unbeteiligte Radfahrerin gestern in Prenzlauer Berg. Wie die Polizei mitteilt, stießen gegen 17:15 Uhr zwei Autos an der Kreuzung Schönhauser Allee und Danziger Straße zusammen. Durch den Aufprall wurde das eine Auto auf die Seite gekippt und berührte hierbei eine im Kreuzungsbereich wartende 30-jährige Radfahrerin. Während die Radlerin die Klinik nach ambulanter Behandlung wieder verlassen konnte, waren die Verletzungen einer am Unfall beteiligten Autofahrerin so schwerwiegend, dass sie im Krankenhaus stationär aufgenommen wurde.
Pressemeldung der Berliner Polizei Nummer 0633 vom 09.03.2010 – 10:25 Uhr
Für den Tagesspiegel ist die Radfaherin gar nicht direkt in den Unfall verwickelt, Radfahren kann außerdem gefährlich sein. Ist natürlich Unsinn, die Frau ist ja nicht mal gefahren. Auto fahren kann gefährlich sein, und zwar für Unbeteiligte. Will nur keiner sagen.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/Verkehr-Prenzlauer-Berg-Pankow-Unfall;art18614,3052128
Hier den „Kollateralschaden“ heranzuziehen, ist in meinen Augen ziemlich unpassend. Der Ausdruck sollte den Aktivitäten potenzíeller Mörder vorbehalten bleiben & damit meine ich keine Autofahrer 🙂
Oder seid Ihr vielleicht ernsthaft der Auffassung, dass auf unseren Straßen Krieg herrscht?
Hab gerade noch mal bei Wikipedia nachgeschaut, was Kollateralschaden ist: „Der militärische Fachbegriff Begleitschaden oder Kollateralschaden (von englisch collateral damage; aus dem Lateinischen collateralis für seitlich oder benachbart) bezeichnet in der räumlichen Umgebung eines Ziels entstehende Schäden aller Art durch ungenauen oder überdimensionierten Waffeneinsatz bei nicht-zivilen Aktionen. Beabsichtigte Schädigungen werden im Gegensatz zu Begleitschäden der militärischen Zieldefinition zugeordnet.“
War mir nicht geläufig, dass der Begriff in militärischem Zusammenhang steht. Ich wollte damit nur ausdrücken, dass die Verletzung der Radfahrerin nebenher entstanden ist.
Nein, wie haben natürlich weder Krieg auf den Straßen noch „kriegsähnliche Zustände“. Obwohl ich den Fall einer „beabsichtigten Schädigung“ im Straßenverkehr schon einmal erlebt habe, zum Beispiel dann, wenn Autofahrer in verkehrserzieherischer Absicht zu eng überholen.
VorTrieb, deine Posts bleiben nicht selten im Spamordner hängen, die der anderen gehen zu 100% durch. Tut mir leid, wenn deine Kommentare häufig ein wenig später zu sehen sind.
Naja, umgangssprachlich ist der „Kollateralschaden“ meines Erachtens gar nicht so unüblich. Und Blogs sind keine Zeitung, Beiträge dürfen übertreiben und müssen nicht neutral sein.
Zur Frage, ob auf den Straßen Krieg herrscht – es gab in den letzten Jahren ja viele Beiträge in Zeitungen zu Übergriffen im ÖPNV. Viele Kommentare gingen dann in die Richtung, dass man aus Angst vor Kriminalität lieber Auto fährt. Kalle spricht aber an, dass Kriminalität im Straßenverkehr auch nicht unbedingt selten ist. Das „erzieherische“ Gefährden siedle ich jedenfalls im kriminellen Bereich an, das ist für mich wie eine Drohung mit dem Messer.
Die Frage hab ich jetzt gar nicht beantwortet. Es herrscht kein Krieg, aber ghettoähnliche Kriminalitätsstrukturen 🙂
da passt das hier ja ganz gut dazu:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/Verkehr-Unfall-Verkehr-Mitte;art18614,3052867
zum thema krieg: ca. 5000 tote jedes jahr in D, die ganz klar auf kosten der motorisierten autisten gehen, kann man nennen wie man will. es ist auf jeden fall pervers und menschenverachtend.
@spreenixe. genau an den artikel hab ich auch gerade gedacht bzw hab ihn auch gerade gelesen.
da vermisse ich den zynischen kommentar „auch zu fuß gehen kann gefährlich sein“ …
mit radfdahrern kann mans ja machen. die sind ja selber schuld. was fahren die auch einfach so auf strassen
Es gibt doch ein breites Spektrum an Formen von Gewalt und Machtausübung im Straßenverkehr, die insbesondere von AutofahrerInnen ausgeübt wird, auch wenn ich nicht von Krieg reden würde. Das Spektrum der Gewalt geht vom Anschreien und Beschimpfen aus der Sicherheit bietenden Karosse des Autos heraus, über Gewaltandrohnung (mir zeigte mal jemand einen Knüppel), über „unbeabsichtige“ Gewaltanwendung (zu schnell oder zu dicht am Fahrradfahrer vorbei fahren) bis hin zur beabsichtigten Gewaltausübung mit Hilfe des Fahrzeugs (z.B. Nötigung durch Schneiden oder an die Seite drängen).
Dieses Gewaltpotential des Autos ist nicht zu beschönigen, was ja nicht zuletzt auch an den vielen und in der publizistischen Aufmerksamkeit geradezu bagatellisierten Verkehrstoten deutlich wird. (Bezüglich publizistische Bagatellisierung: Ein in einem Tunnel liegen gebliebener Zug, ohne irgendwelchen Schaden an Menschen, kommt in die Tagesschau. Die vielen Menschen, die an dem gleichen Tag tot gefahren wurden, hingegen nicht.)
Ich glaube jedenfalls, dass dieses Gewaltpotential sowohl was mit dem Fahrzeug Auto selbst zu tun hat als auch mit der Stellung, die dieses in unserer Gesellschaft noch genießt.
Übrigens: Bei http://www.fremdwort.de wird als Bedeutung von Kollateralschaden auch allgemein „schädliche Nebenwirkung“ angegeben. Insofern ist dieses Wort doch nicht eindeutig an Krieg gebunden.
@Dirk, volle Zustimmung. Auch „Suchtverhalten“ bietet Erklärungen für die teilweise hochgradig verschrobenen Sichtweisen. Vielleicht kann der Mensch auch nicht objektiv genug denken und ist noch nicht klug genug, um statistisches Wissen in sein Weltbild einzuflechten. Die meisten Menschen fühlen sich doch mit dem Auto auf der Landstraße so sicher, dass sie ihre gesamte Familie inkl. Kinder mitnehmen. Mit dem Fahrrad auf der Stadtstraße hätten sie viel zu viel Angst davor. Auf beiden Straßen können sie verunglücken (wie der „Kollateralschaden“ zeigt), auf der Landstraße tun sie dies aber mit höherer Wahrscheinlichkeit. Nicht umsonst hat das Land Brandenburg im Jahre 2009 ganze 202 Verkehrstote zu beklagen gehabt, das ist eine halbe Schule oder 10 Schulklassen.