Heute in der Heinrich-Heine-Straße in Kreuzberg Mitte: die normalerweise hervorragend funktionierende Radspur ist … komplett mit Autos zugestellt. Eigentlich ist für die Autos eine eigene Standspur rechts neben der Fahrradspur vorgesehen. Da dort aber so viel Schnee liegt, dass die Autos sich festfahren, wird auf der Radspur geparkt.
Mit zugeschütteten Radwegen beschäftigt sich auch Claudia Hämmerling, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen. Hämmerling:
„Unter Rot-Rot gilt seit Jahren der Grundsatz: Radwege werden beim Räumen der Straße mit Schnee zugeschüttet. Auch wenn es im Berliner Straßenreinigungsgesetz heißt: „Mit Kehrmaschinen befahrbare ausgebaute Radwege werden vom Schnee beräumt.“ Die BSR erhält zwar Geld für diese Leistung, die von ihr beauftragten Subunternehmer sind aber überfordert.
Dahinter verbirgt sich ein Denken, das davon ausgeht, Radfahrer könnten ja absteigen bzw. die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Niemand in dieser Regierung käme auf die Idee, den Autoverkehr ebenso zu behandeln. Bei Rot-Rot sind Alltagsradler nur Verkehrsteilnehmer dritter Klasse.
Wir fordern den Senat auf, zur Kenntnis zu nehmen, dass der Alltagsradverkehr zu allen Jahreszeiten stattfindet und gerade im Winter sichere Trassen benötigt. Es wird höchste Zeit, dass sich Rot-Rot darum kümmert, dass für die Gelder zur Räumung der Radwege auch eine Leistung erbracht wird. Berlin hat kein Geld zu verschenken und RadfahrerInnen haben Anspruch auf geräumte Radwege. Denn wo ein blaues Radschild hängt, sind die RadfahrerInnen verpflichtet, diese Wege zu benutzen.“
Claudia Hämmerling: Senat lässt RadfahrerInnen im Schnee stecken
Auch als bekennender Nicht-Grüner muss ich sagen: Bravo, Frau Hämmerling. Noch schöner wäre es, wenn die Opposition in dieser Frage endlich etwas erreichen könnte. Ich habe gestern sogar gesehen, wie mit Bagger in Kreuzberg die Parklücken vom Schnee befreit wurden, die Radwege aber weiterhin keine Beachtung fanden. Ich würde die Situation in Berlin nicht glauben, wenn ich es nicht selbst seit Wochen täglich erleben würde.
Auf Radwegen wird in Berlin grundsätzlich kein Salz eingesetzt. Dementsprechend kann der Radweg immer noch glatt sein, auch wen der Schnee weggeräumt ist. Daher sind auch geräumte Radwege im Winter noch gefährlicher, als sie sowieso schon sind. Meiner Meinung nach ist es in vielen Fällen sicherer, wenn der Radweg überhaupt nicht geräumt wird und dementsprechend nahezu alle Radfahrer auf die geräumte und durch Salz eisfreie Fahrbahn ausweichen. Ein Wegfall des Winterdienstes auf Radwegen würde auch das Problem lösen, dass zum Teil noch Monate nach dem letzten Schneefall immer noch Rollsplitt auf den Radwegen liegt und die Unfallgefahr sowie Pannenhäufigkeit erhöht. Ausserdem fahren viele Radfahrer im Moment grundsätzlich nicht auf Radwegen, da etliche Radwege nur teilweise geräumt sind und man vorher nicht erkennen kann, ob ein Radweg vollständig geräumt ist. Wenn also die Ressourcen für einen flächendeckenden Winterdienst auf Radwegen nicht ausreichen, dann kann man sich den Aufwand auch ganz sparen. Das gesparte Geld könnte man an anderer Stelle wie z.B. bei der Beseitigung von Schlaglöchern wesentlich sinnvoller einsetzen.
Ein Freund aus Hamburg beklagte sich kürzlich über die Rutschgefahr auf Radwegen. Ich fragte ihn: „Welche Radwege? Habt ihr sowas etwa auch im Winter?“
Natürlich hat Claudia Hämmerling recht, aber solange sich Claudia Roth und Konsorten für ein paar hundert Meter vom Fahrdienst des Bundestags chauffieren lassen, wird sich selbst in den Köpfen der Grünen nichts ändern. Schaut man sich Claudia Hämmerlings Internet Auftritt (http://www.claudia-haemmerling.de/site10.htm) genauer an, muß man feststellen, dass auch hier Radverkehr nur unter ferner liefen läuft und zwar in der kleinen Rubrik: Fuß-/Radverkehr!? Die wenigen Anfragen sind allerdings Lesenswert, wie z.B. „Radfahren in [im] Winter als Horrortrip; 02/2006“ (http://www.claudia-haemmerling.de/2006/6-ka-radfahren-eis.pdf). Hier stellt der Senat fest, dass es durchaus ligitim sei unter entsprechenden Umständen die Fahrbahn zu nutzen oder das Rad stehen lassen. Klar wird allerdings auch, dass es weniger die Rot-Rote Regierung ist, die Radverkehr behindert, als die Sturheit und Behäbigkeit der Behörden und Verwaltung.
Ansonsten sehe ich das wie Jakob, wann haben wir schon die Möglichkeit zu zeigen, wie viel und wie stark wir sind. Also – von wegen Fahrrad stehen lassen – raus auf die Straßen und schön die Fahrbahn benutzen, solange uns es die nicht-geräumten Radwege noch erlauben!
Wenn aber nun die BSR für die Räumung kassiert, aber nix tut? Dann ist das doch immerhin Geldverschwendung. Und wie sieht das aus, wenn die Fahrbahn per Z.254 gesperrt ist, wie z.B. die Gustav-Meyer-Allee?
Auf der Fahrbahn fahren ist nicht jedermanns Sache (meine schon) und grade jetzt, wo S-Bahn-Fahren einem Glücksspiel gleicht (ich war mitunter schon froh, mich in die vierte Bahn quetschen zu können, bei den drei vorher einfahrenden keine Chance), sollte man wenigstens dem Radverkehr nicht Steine (oder Eis) in den Weg legen. Das Problem betrifft ja nichtmal nur Radwege, sondern auch ganz normale Nebenstrassen.
Warum wird auf Radwegen eigentlich kein Salz gestreut? Räder sind doch auf eisfreie Bahn viel mehr angewiesen, als Autos.
@ abwrackprämie. es soll verhindert werden, dass zuviel salz in die böden gelangt. das is ein echter pflanzenkiller.
auf den strassen gibt es eine kanalisation, welches das salz aufnimmt und dann wird im klärwerk rausgefiltert. der einsatz von salz auf radwegen, würde die umweltfreundlichkeit des radfahren doch ein wenig konterkarikieren.
von daher find ich es schon ok, dass da nich gesalzen wird. ein dilema: sturzsichertheit vs. naturshutz.
weiter schafft es die BSR auch nicht radspuren auf der strasse zu räumen. und das fällt ganz klar in ihren aufgabenbereich!
was mich auch ein wenig stört: jetzt wird in vielen zeitungen, die das thema aufnehmen, extra darauf hingewiesen, dass radfahrer bei schnee die fahrbahn benutzen dürfen. und ich glaube viele ziehen daraus den falschen umkehrschluß, dass wenn der schnee weg ist, die radwege wieder alle benutzt werden müssen.
zu den schneefreien zeiten gibt es kaum artikel, die explizit die radwegbenutzungspflicht erklären.
ne große anzeigenkampagne des adfc in den großen volkverdummern bild und co. könnte da abhilfe schaffen. aber vermutlich zu teuer.
ach ja, und die BSR mitarbeiter laden auch fleissig schnee auf radspuren und radwegauffahrten ab. die haufen tauen natürlich als letztes. einen durch nicht getauten schneehaufen versperrten benutzungspflcihtigen radwegen kann ich natürlich nicht benutzen. danke BSR 😉
aber die BSR redet ja nur von den bösen subunternehmern
@ Abwrackprämie:
Das mit der BSR ist natürlich skandalös!
Die Gustav-Meyer-Allee kenne ich nicht, aber:“Das Verkehrsverbot für einzelne Fahrzeugarten oder Grenzen gilt entsprechend Z 250. (http://www.sicherestrassen.de/VKZKatalog/Kat250.htm)“Z 250 verbietet jeden Fahrzeugverkehr im gesperrten Raum inklusive aller Abzweigungen, die nur von der gesperrten Straße erreicht werden können (BayObLG VRS 69, 461).“ (http://www.sicherestrassen.de/VKZKatalog/Kat250.htm) D.h. meines Erachtens dürfen demzufolge Radfahrer in der Gustav-Meyer-Allee gar nicht fahren, denn es ist von der Straße und nicht der Fahrbahn die Rede!
Je mehr wir, die wir uns auf die Fahrbahn trauen, es den anderen vormachen und Flagge zeigen, desto mehr Nachahmer werden wir finden. Und den ein oder anderen kleinen Umweg zu gunsten der eigenen Sicherheit kann man dann auch mal in Kauf nehmen.
Dass auf Radwegen kein Salz gestreut wird, sieht das Strassenreinigungsgesetz vor, das hat vornehmlich ökolgische Gründe. Das auf Fahrbahnen Salz gestreut wird, liegt einfach an der stärkeren Automobil-Lobby. Oberste Priorität haben bei den entsprechenden Verkehrsbehörden nämlich nur solche Vokabeln wie Verkehrsfluss, Kapazität und Leistungsfähigkeit von Straßen. Radverkehrsinfrastruktur lockt keine Industrie an. Und auch der einzelne Autofahrer nervt die Behörden weitaus mehr, wenn etwas nicht seinen Vorstellungen entspricht, als jeder von uns Radfahrern. – Ein Grund sich an die eigene Nase zu fassen! Interessant wäre es zu erfahren, wer sich denn dieses Jahr alles konkret bei der Verwaltung beschwert hat, dass diese oder jene Radverbindung nicht benutzbar war!? Es ist gut, das wir uns hier austauschen, aber der ein oder andere Kommentar wäre auf Behördenschreibtischen wesentlich besser aufgehoben.
ArVo:
Du sprichst einen wichtigen Punkt an, die Beschwerde. Darin kann ich Dir nur beipflichten, denn erst wenn die Bezirk- und Senatsverwaltungen ausreichend Beschwerden zugesendet bekommen, werden sie auch etwas unternehmen.
Und selbst ohne weiteren Schnee wird sich auch bis Ende nächster Woche nichts ändern. Es bleibt eisig und alles zugeforen. So langsam reicht es. Ich will wieder radfahren!
http://www.wetteronline.de/deutsch.htm
@Oli: Dann tu’s doch einfach – wer/was hindert Dich? Die Straßen sind doch frei.
@ArVo… steht Z 250 … dann darfst du immerhin dein Fahrrad durch diese Straße schieben. Dann bist du ein Fußgänger.
Als Fußgänger darfst du dein Fahrrad als „Roller“ benutzen.
Das geht aber nur so: rechter Fuß auf dem linken Pedal – dann rollerst du. Würdest du mit dem linken Fuß auf der linken Pedale stehen, gilt das so, als würdest du fahren. Du siehst, in D ist auch alles geregelt.
@Bernd Z: Das ist falsch. Eine solche Regelung gibt es nicht.
Doch relet … es gibt zwei Urteile dazu: KG Berlin 12 U 68/03 und OLG Stuttgart 5 Ss 479/87.
… und @ Bernd Z: … aber dann sind wir Fußgänger und eben keine Radfahrer mehr! Ich persönlich „roller“ oft, um eben Zeichen 254 zu umgehen. Die Folge ist, dass ich mein Rad so weniger unter Kontrolle habe, als würde ich es entsprechend seiner Bestimmung fahren. Wenn das der Wunsch des Gesetzgebers ist … !?
Kurz: Ich fahre mein Fahrrad lieber, als es zu rollern oder zu schieben.
VCD-Aktivisten würden argumentieren, dass es nicht anzustreben oder zumutbar ist, das Verkehrsmittel zu wechseln!
Eigentlich ist es doch eine ganz schöne Situation: jetzt haben wir schon mehr als einen Monat eine Stadt, in der es keine benutzbaren Radwege mehr gibt. Und alle, die fahren, kommen damit klar. Sowohl die Radfahrer, die nun auch an „beradwegten“ Straßen auf der Fahrbahn unterwegs sind. Als auch die Autofahrer, die sich allermeist doch eher freundlich verhalten. Und die Situation wird noch mindestens zwei Wochen so bleiben.
Ein schöner Feldversuch, der aufzeigt, wie überflüssig Radwege sind. Nicht nur im Winter, sondern so ganz allgemein und ganzjährig. Eigentlich sollte man DAS mal medial ausschlachten, anstatt über mangelnden Winterdienst zu quengeln.
Ach ja: und natürlich sollte der Senat der BSR das Geld für die nicht erfolgte Radwegeräumung aus der Rechnung rauskürzen. Die Leistung wurde ja (glücklicherweise) nicht erbracht. Also braucht die klamme Stadt dafür nun wirklich nicht auch noch Geld zum Fenster rauswerfen.
Ich finde das Salzen nicht gut. Es zerstört die Umwelt und den schönen alten Stahlrahmen. Ich finde Split besser. Und wenn man einsieht, dass es im Winter halt langsamer vorangeht, ist es auch okay.
Normalerweise bin ich auch Speed-Junkie und morgens konstant unter Zeitdruck, aber es ist nun mal Winter. BVG und S-Bahn mögen damit ein Problem haben, ich nicht (mehr). Ich komme immer besser mit dem Winterwetter zurecht und genieße es.
P.S. Zu Frau Hämmerling:
Sie schreibt, „dass der Alltagsradverkehr zu allen Jahreszeiten stattfindet und gerade im Winter sichere Trassen benötigt“
NEIN: Er benötigt KEINE eigenen Trassen!!!
Übrigens: Diese Frau scheint mir etwas wirr. Das „Shared Space“-Konzept hat sie offenbar nicht verstanden. Sonst würde sie auch nicht das hier schreiben:
„Shared Space kann zwar nicht die Berliner Parkplatzprobleme lösen…“
Je länger ich Frau Hämmerlings Website anschaue, um so mehr wundere ich mich. Hat jemand die Frau schon mal auf dem Fahrrad gesehen? Sie scheint ein ziemlicher Fan des öffentlichen Nahverkehrs zu sein, insbesondere der Tram mit ihren gefährlichen Schienen.
zum Schutz der BSR – vollständiges Räumen der Wege von den Schnee-Eis-Massen geht einfach nicht!
Aber gerade weil die Radwege unbenutzbar (-fahrbar) sind, meine ich auf vermehrt rücksichtsvolle Autofahrer zutreffen. Ich wüsste nicht, dass ich seit Beginn des Jahres angehupt worden wäre. Sogar beim Überholen halten die KfZ Fahrer genung Abstand – wenn man als Radler dann den Autofahrern auch einmal „die Spur frei“ macht (wenn die Schlange hinter einem wächst udn wächst) freut es Sie um so mehr und danken es (hoffentlich) den Radlern irgendwann einaml wieder.
wünsche entspanntes Fahren auch wenn derzeit auf den ersten Metern die Fingern frieren
ich halte das rücksichtsvolle Fahren der Autolenker für Selbstschutz, die haben einfach Angst das ihnen einer dieser lebensmüden Radler vor ihre Karre fällt..
Schön, wie schon wieder an den Symptomen herumgemäkelt wird und nicht die Ursache als Problem begriffen wird.
Nicht der Schnee, nicht die (mangelhafte) Räumung, sondern die Radwege sind das Problem.
Achja. Und wenn mal wieder jemand kommt mit „na dann lieber Radspuren, statt Radwege“ …. das da oben ist der beste Beweis, dass auch Radspuren mist sind… aber das sagte ich ja bereits:
http://www.huebsch-gemacht.de/radwege/txt/radfahrstreifen.html
hm, nachdem jetzt die meisten strassen abgetrocknet sind, bin ich gestern abend mit rad inne kneipe und ich finde an den überholabständen hat sich nichts geändert. dicht vorbei trotz freier linker spur z.B.
und sehr bezeichnend ist ein riesiger schneehaufen direkt am BSR hof in tempelhof, der auf der radwegauffahrt liegt. den weg benutz ich normalerweise sogar. kann ich wohl die nächsten 8 wochen nicht tun 😉
radspur kreuzbergstrasse auch voller schnee.
dann werd ich jetzt auch mal meine jährliche beschwerdemail an die BSR schicken. der schnee ist zwar nicht störend für mich. was mich aber stört ist, dass die BSR unser aller geld für dessen beseitigung bekommt und es einfach nicht macht
und die senatsverwaltung hat die mail natürlich auch bekommen
[…] Radwege im Winter nicht geräumt werden weil sie “zweitranging” sind […]
Achtung: hier kommt ein überflüssiger Kommentar! 😉
@dan: ich stimme dir zu. Das Radfahren ist recht entspannt, die meisten Autofahrer nehmen Rücksicht (die üblichen Idioten gibt es natürlich immer), jeder weiß, dass man als Radfahrer im Moment nur auf der Straße fahren kann.
Ich bin weiterhin ein Fan von Radspuren – diese erzeugen in der Regel einen größeren Sicherheitsabstand durch das schon in der Fahrschule eintrainierte Verhalten, dicke weiße Linien als Hindernisse zu betrachten.
Aber es geht auch ohne.
Weiterhin gute Fahrt wünscht
BikeBlogger
also ich stimme sowohl bikeblogger als auch dan zu:
einerseits:
ich finde das fahren auf radspuren in der regel auch recht entspannt und die sorgen in der regel für mehr abstand als keine markierung
andererseits:
die erfahrung zeigt, dass radspuren sehr sehr oft zum parken in zweiter reihe, manchmal auch als rechtsabbiegerspur, mißbraucht werden. und damit ist der sicherheitsgewinn der radfahrer auch wieder dahin.
weiterhin werden in der regel die rechtsabbieger weiter links an den radfahrern vorbeigeführt und die meisten radfahrer folgen der radspur nunmal. ich für meinen teil probier gleich links an der rechtsabbiegern vorbeizufahren, wenn dies möglich is.
jetzt wo die strassen vorerst mal frei sind und ich wieder mit dem rad zur arbeit fahre, ist mir aufgefallen, dass nicht wenige radler lieber über vereiste radwege und bürgersteige eiern, anstatt die völlig freie fahrbahn zu benutzen …
allen anderen radlern, die mir auf der fahrbahn begegnen, sieht man meist deutlich an (fahrrad, klamotten, material), dass es alltagsradler sind