Wenn eine seriöse Zeitung über die Gefahren des Radfahrens berichtet, dann stehen Hauptunfallursachen und typisches Fehlverhalten von Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmen ebenso im Artikel wie unfallträchtige Verkehrswege und rechtliche Probleme.
Die BILD-Zeitung verfolgt da ein anderes Konzept. Sie hat sich mit dem Bundesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, über das grundlegende Übel dieser Welt unterhalten. Dass das die Radfahrer sind, muss nicht erwähnt werden.
Die erste Kernaussage gibt bereits einen Einblick in den zu erwartenden Tenor: „Sie werden immer dreister – jetzt fordern Verkehrs-Experten Konsequenzen“, das lässt auf fundierte Aussagen hoffen, beispielsweise auf einen statistisch nachweisbaren steigenden Unfallverursacheranteil der Radfahrer. Die Untermauerung dieser Aussage hat der Autor dann aber doch lieber unterlassen, die Verteilung der Unfallverursacher lässt man in so einem Artikel besser weg.
Wendt: „Man kann auch mit dem Fahrrad jemanden töten“. Auch? Womit denn noch? Dem Artikel kann man durchaus entnehmen, dass Unfälle nur von Radfahrern verursacht werden.
Der ADAC darf beim Klatschen von bösen Radlern nicht fehlen, er hat die Sünden der Radfahrer untersucht und festgestellt, dass 40% im Dunkeln ohne Licht fuhren. Schlimmer noch: Nur 14% tragen helle Kleidung, nur 13% einen Helm. Rowdyquote 87%, schlimmer gehts nimmer. Mehr hat der ADAC in seiner Studie – zumindest laut Bild-Zeitung – nicht festgestellt. Gute Arbeit!
Obwohl auch Menschen, die die Bild nicht lesen intelligente Menschen schnell in solche Denkmuster verfallen mögen und Radfahrer-Bashing oft Bestandteil seriöser Presse ist, macht sich in diesem Falle selbst Telepolis über den Artikel lustig. So schreibt Florian Rötzer: „Während Wendt auch für Fahrradfahrer auf einen Führerschein setzt, der bekanntlich bei Autofahrern für die nachhaltige Einhaltung der Verkehrsregeln sorgt, will Patrick Döring, der Verkehrsexperte der FDP, schärfere Strafen.“
Danke für die Meldung an einen Kommentator namens „D“.
Toller Artikel. Schön vor allem der Satz: „Das größte Problem: In elf deutschen Städten nimmt nur jeder zweite die Beleuchtung seines Rades ernst.“ Haben wir nur 11 Städte und wenn nicht, was ist in den anderen? Nehmen dort alle die Beleuchtung ernst. Und was macht überhaupt jemand, der die Beleuchtung ernst nimmt. Fragen über Fragen.
nun, selbst der Gesetzgeber nimmt die Beleuchtung am Radl ja nicht ernst. Was da noch Vorsinnflutliches vorgeschrieben bzw. erlaubt ist, ist doch ein Witz! Und dass noch immer Räder ohne Beleuchtungsanlagen verkauft werden dürfen (und nicht nur grammgenau abgewogenen Rennmaschinen), zeugt auch nicht davon, dass dem Gesetzgeber an vernünftiger Beleuchtung am Rad gelegen ist.
Wen interessiert die Bild-Zeitung? Auflage weiterhin Rückgänig (-3,7%). Schätze mal, der Diekmann wird noch tiefer in seine Themen-Trickkiste greifen, um wenigstens das Sinken der Auflage im Rahmen zu halten.
Mich interessiert das schon. Aufwiegelnde und verhetzende pseudowissenschaftliche Zeitungsartikel können das Klima auf den Straßen verschlechtern. Besonders ärgerlich ist, dass die Polizei in Form des Herrn Wendt ganz offen mithetzt.
…und ich war auf dem Rad immer bemüht niemanden zu stören. Wenn ich aber eh zu den Chaoten zähle werd ich meine Aufmerksamkeit doch erheblich runterschrauben und, wie viele, beim Rad- und Autofahren meinen Tagträumen nachgehen.
Mich wundert, dass überhaupt noch jemand Tagescomics, wie die Bild ernst nimmt….wenn ich mal eine in die Finger bekomme, gucke ich mir die Bilder an und gut ist. Was zu lesen gibts bei Hugendubel.
Aber um mal beim Thema zu bleiben:
Kleidervorschriften sind natürlich albern…solange es auch schwarze und silbergraue Autos gibt.
Was ich allerdings sagen muss, viele Radfahren fahren tatsächlich wie eine offene Hose. Rote Ampeln, Gehwege oder Kraftfahrtsstraßen scheinen vielen kein Begriff zu sein. Ich als Fixifahrer gehöre ja nun quasi schon zur organisierten Kriminalität unter den Radfahrern, aber komischerweise habe ich nichts dagegen, an roten Ampeln anzuhalten, Gehwege zu meiden und auch ansonsten möglichst wenig Einfluss auf den übrigen Verkehrsfluss zu nehmen.
Aber täglich erlebe ich es beim Großteil aller Radfahrer, dass sie sich daneben benehmen, auch anderen Radfahrern gegenüber. Man sollte nicht den Fehler machen und sich solidarisch zeigen, nur weil Menschen, die man garnicht kennt zufällig das gleiche Verkehrsmittel benutzen.
Wählen kostet nüscht, also noch abstimmen bis zum 20.11.
Bild lese ich auch nicht, aber leider leider zu viele, und die sollten wenigstens eine positive Einstellung uns Gaunern gegenüber bekommen.
Wählen? Was ist denn am 20.11.?
@klemmi:
dirk meint die umfrage auf bild.de, ob radfahrer einen führerschein machen sollten.
also ich hab ja einen. gemacht in der 4ten klasse 😉
Ick oooch, sogar ohne Fehler, aber keinen Autoführerschein, daran wird es wohl dann liegen…
Ich hab auch nen Führerschein. Kleine Fehler mache ich trotzdem – manche absichtlich, manche nicht.
schön ausgedrückt, berlinradler
ich meine damit, das ich damals in der 4ten klasse in marienfelde beim fahrrad-führerschein-test für kinder keine fehler gemacht habe…
jetzt sieht das alles ganz anders aus, ooops wo ist die bremse?
Früher hab ich mich auch über solche offenbar aus dem Artikelautomaten gefallenen Buchstabensalate aufgeregt. Irgendwann stumpft man ab. Und seit ich festgestellt habe, dass man als Radfahrer ohnehin zum personifizierten Bösen gehört, ganz egal wie korrekt man sich verhält, halte ich mich genausowenig an Regeln wie die meisten Autofahrer. Buntes Licht hat für mich genauso Empfehlungscharakter wie für „87%“ der Autofahrer die Zahlen auf den lustigen runden Schildchen mit dem roten Rand drumrum. Ein Lichtrowdy bin ich auch: da legales Licht viel zu dunkel ist, habe ich schon vor Jahren begonnen, hellere Lampen zu basteln. Wobei ich trotz höchst illegalem Verhalten immer darauf achte, dass eine übermässige Behinderung und Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist.
Insofern: Der Klopapierhersteller und der Treppenlift-Katalog-Verleger haben recht. Es herrscht Anarchie auf den Strassen. Aber ein Führerschein hilft da auch nix. Hab seit fast 20 Jahren einen.
Hier ist noch ein aktuelles Leckerchen vom Stern-Online – amüsant insbesondere die Photostrecke: „Die Methoden der Rad-Terroristen“
http://www.stern.de/auto/mobilitaet/verkehrssuender-rowdys-im-fahrradsattel-1522695.html
@ArVo, toller Tipp.
„Wer die gleichen Rechte wie ein Autofahrer haben will, muss sich auch so aufführen.“ – Stern ruft wohl zur Anarchie auf. Dumm, dass mein Fahrrad schon im Keller ist, sonst hätte ich damit ja noch schnell den Fußweg für die ganze Nacht sperren können.
Der Rest wird ja immer schlimmer. Ich hab bis zur Behauptung gelesen, dass Radfahrer RvL seltener beachten als Kraftfahrer – wo es keine Argumente mehr gibt, muss man halt dreist lügen. 🙂
Von besonderem Sachverstand zeugt auch folgender Artikel:
http://www.stern.de/auto/mobilitaet/verkehrssuender-rowdys-im-fahrradsattel-1522695-standard.html
Demzufolge muss man seit September fast keine Radwege mehr benutzen-
Mit Sicherheit gibt es viele schwarze Schafe unter den Radfahrern, ich selbst fahre Fixie und hab Licht dran wenn es dunkel wird und meine Bekleidung hat auch Reflexstreifen…, dass hindert aber keinen Autofahrer daran mir die Vorfahrt zu nehmen und mich dadurch zu fall zu bringen.
Das Problem ist doch ganz einfach, im Sommer kotzen sie ab das sie in ihren Blechlisten bei 40° C schwitzen müssen und nicht vorwärts kommen und wenn kalt wird, wollen sie uns einfach nicht mehr sehen…
ganz nach dem motto, is ja eh zu kalt für Radfahren…
Da hilft nur gegenseitige rücksichtnahme.
Ich selbst spreche auch Rowdys an die denken sie könnten sich über alles stellen. Eins sollte aber klar sein, auf eine leere Straße nachts um 3:00 Uhr warte ich mit sicherheit auch nicht 😉
alle verkehrsteilnehmer sind halt menschen und menschen sind doof 😉 bloß die einen doofen bewegen halt 1000 kg material durch die gegend und sind daher potentiell eine größere gefahr.
bin heute früh bei nem kollegen im auto mitgefahren, weil mein rad inner reparatur ist und hab mich mehrmals über radfahrer ohne licht aufgeregt. das beste war mutter und kind beide aufm rad unterwegs, warnweste, helm, aber beide kein licht. um 7:20 morgens …. ich hätte die am liebsten zur rede gestellt