Die Kastanienallee ist ein beliebter Kiezboulevard, der Mitte und Prenzlauer Berg verbindet. Kneipen und Galerien ziehen zahllose Einheimische und Touristen in die Vergnügungsmeile. Durch die Straße führen mehrere Straßenbahnlinien, es herrscht reger Autoverkehr und viele Radfahrer benutzten die Kastanienallee als Hauptverbindungsstraße zwischen Mitte und Pankow. Der Bezirk Pankow hat nun beschlossen, die Straße umzubauen. Der Vorschlag des für Verkehr zuständigen Stadtrats sieht vor, neben der von Autos und Tram genutzen Fahrspur einen straßenbegleitenden Radweg anzulegen.
Der Verein CARambolagen schlägt nun vor, die Kastanienalle nach dem Shared-Space-Modell umzugestalten. “Shared Space” bedeutet wörtlich “gemeinsam genutzter Raum” und wurde unter Federführung des holländischen Keuning Institutes entwickelt. Weltweit gibt es mittlerweile dutzende Straßen, die erfolgreich nach diesem Prinzip umgebaut wurden. So z.B. Kensington High Street und demnächst Exhibition Road in London.
Ist Shared Space auch ein Modell für die Kastanienalle? Zu diesem Thema findet am kommenden Sonntag (25.1.2009) zwischen 10.00 und 14.00 Uhr eine Veranstaltung im GLS Sprachenzentrum in der Kastanienallee 82 statt:
- Ab 11.00 Uhr – „Shared Breakfast“ im Café der GLS: Stilvoll frühstücken (ab € 3,50) und sich in Ruhe über „Shared Space“ informieren, im GLS Sprachenzentrum in der Kastanienallee. Filme zu “Shared Space” sind in der Aula zu sehen.
- 13.00 Uhr – Begehung der Kastanienallee
- 14.00 Uhr – GLS Aula – Bürgerversammlung. Begrüßung durch die Bürgerinitiativen, „Shared Space“-Präsentation von Sabine Lutz vom “Shared Space Institute”, Drachten, Holland. Anschließend: Diskussion mit Anwohnern, Experten, Gästen und Politikern
CARambolagen
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Es könnte der Eindruck entstehen, dass der straßenbegleitende Radweg in der Kastanienallee ein Bürgersteigradweg wird, dem ist aber nicht so. Es soll wohl eher eine Radspur werden. Das Konzept, das ich aber auch nur in der Zeitung nachgelesen habe, hört sich für mich nicht schlecht an. Shared Space in Berlin – das wäre allerdings mal ein Traum!
Hallo berlinradler, ich war gestern auf der Veranstaltung von CARambolagen, außer mir waren noch gut fünfzig Leute da. Kernbestandteil des Shared Space Konzeptes in der Kastanienallee ist eine schmale etwa sechs Meter breite Fahrbahn für alle Fahrzeuge (Tram, Autos und Räder) sowie der Verzicht auf alle Parkplätze. Der gesamte andere Raum ist frei für Flaneure. Einen endgültigen Standpunkt zur Umgestaltung der Kastanienallee habe ich zwar noch nicht, aber den Vorschlag von CARambolagen finde ich sehr attraktiv.
Ich mag den Ansatz. Wenn wir den Space der ganze Stadt sharen, dann soll auch die Tram mitsharen! Solange es aber in der Stadt Schnellstraßen für Autos gibt, muss dringend vermieden werden, dass Straßenbahnen ausgebremst werden, Fahrgäste verlieren und mehr Leute aufs Auto zurückfallen. Das würde das Prinzip des Raumteilens komplett ad absurdum führen und das gefällt mir gar nicht. Also Shared Space ja, aber nicht, wenn die Tram auf längeren Strecken behindert wird!
Zum Thema Straßanbahn findet man auf der Website von CARambolagen nichts, auf der Veranstaltung wurde ein Flugblatt dazu verteilt. Titel: „Tram/BVG – Die Kastanienallee ist das Ziel“.
Darin heißt es: „Für die 750 Meter von der Haltestelle Prater bis zur Haltestelle Zionskirchplatz benötigt eine Straßenbahn:
– bei Temp 50 kmh: circa 55 Sekunden
– bei Tempo 30 kmh: circa 90 Sekunden
– bei Tempo 15 kmh: circa 180 Sekunden
Die Zeitersparnis zwischenTempo 15 kmh und Tempo 50 kmh beträgt also 135 Sekunden. Das allerdings nur bei komstanter Geschwindigkeit. Da die Bahn auf der Strecke noch für die Haltestelle Schwedter Straße bremsen und beschleinigen muss, ist die Zeiteinsparnis noch einmal deutlich geringer. Real ist sie wohl nicht größer als 2 Minuten“
Ich kann deinen Einwand gegen Shared Space in der Kastanienallee wegen der Behinderung der Tram gut verstehen, aber grundsätzlich bedeutet Shared Space so etwas wie Entschleunigung. Wenn wir wollen, dass eine so stark von Fußgängrn bevölkerte Straße entschleunigt wird, dann kann das nur gehen, wenn alle mit höchstens 15 kmh unterwegs sind, die Autos und die Radfahrer und die Straßenbahn.