Potsdam: Tempo 30 statt Umweltzone?

Um gesundheitliche Risiken durch den Schadstoffe (insbesondere Feinstaub und Stickstoffoxid) in der Luft zu senken, schreibt eine EU-Richtlinie eine stufenweise Einführung von Grenzwerten vor. Die Städte sind verpflichtet dafür zu sorgen, dass die Grenzwerte nicht überschritten werden.

In Berlin und anderen Städten hat man aus diesem Grunde im Jahre 2008 die „Umwelt“-Zone eingeführt. Besonders schadstoffintensive Fahrzeuge dürfen die Innenstadt nicht mehr befahren, zum 1.1.2010 verschärfen sich die Fahrverbote nochmals. Die Zone ist umstritten, u.a. weil Besitzer solcher Fahrzeuge ihren Wohnort nicht mehr erreichen können und Firmen nicht über das Kapital verfügen, neue schadstoffarme Fahrzeuge anzuschaffen. Bewohnern von Außenbezirks-Hauptstraßen könnte sich zudem die Frage aufdrängen, warum die als gesundheitsgefährdendend eingestuften Stinker hier eigentlich noch fahren dürfen und nur die „Innenstädter“ geschützt werden müssen.

Da ab 2010 eine neue Grenze für den Jahresmittelwert beim Stickstoffoxid gilt (40 µg/m³) und dieser Wert in Potsdam an vielen Stellen überschritten wird, will man dort in der Zeppelinstraße, Breiten Straße, Behlertstraße, Kurfürstenstraße und Großbeerenstraße versuchsweise Tempo 30 einführen und zudem mit geänderten Ampelschaltungen den Verkehrsfluss verbessern. Anders als in Berlin sollen keine Fahrzeuge ausgeschlossen werden.

Zwar ist das ganze nur als Test gedacht und man möchte anhand der Erfahrungen später über eine eigene „Umwelt“-Zone nachdenken, dennoch dürften nicht nur Radfahrer, sondern auch Fußgänger von der Tempo-30-Regelung profitieren. So reduziert sich der Bremsweg von 28 auf 13 Meter, laut Verkehrsclub Deutschland ging die Zahl der Schwerverletzten in neu eingeführten Tempo-30-Straßen um 37-72% zurück. Der Test könnte sich spürbar positiv auf die Unfallstatistik in Potsdam auswirken, immerhin eine Stadt mit über 5.700 Unfällen im Jahr 2008.

Nur der ADAC ist mal wieder dagegen, denn durch das mit Tempo 30 angeblich verbundene „ständige Bremsen und Anfahren“ (siehe Tagesspiegel) werde der Kraftstoffverbrauch steigen. Letzte Zuckungen eines verkalkten Kollektivgehirns?

Protest gegen A 100 wächst

a-100-stop.png

Mehr als 1500 Menschen haben heute auf einer Fahrrad- und Skate-Demo gegen den geplanten Weiterbau der Autobahn 100 von Neukölln nach Friedrichshain protestiert. Die Route führte von der geplanten Autobahnauffahrt direkt am S-Bahnhof Treptower Park zum Roten Rathaus und mit ein paar Schlenkern zum Sitz der Verkehrsverwaltung am Köllnischen Park. Von dort ging es zurück zum Treptower Park in die Beermannstraße. Hier fand die Abschlusskundgebung statt weil drei Häuser der Straße für die Autobahn abgerissen werden sollen. Die BewohnerInnen zeigten ihre Ablehnung dieser Pläne mit Transparenten an den Fassaden.  Auf der Demo wurden geschätzte 200 Einwendungen gegen den Weiterbau der A 100 gesammelt, die Frist zur Einsendung der Einwendungen läuft am Donnerstag den 23.4.09 ab. Muster der Einwendungen gibt es hier.

Organisiert von der Bürgerinitiative Stadtring Süd, war es insgesamt eine bunte, lustige Ausfahrt an einem sonnigen Sonntagnachmittag. Das macht Lust auf mehr Proteste gegen die Autobahn.

RBB Abendschau: Rad gegen Autobahn