Radfahrer sind für viele Mitmenschen immer der Unfallverursacher. Sind sie bei rot gefahren und verunglückt, dann ist das klar. Sind sie bei grün gefahren und verunglückt, dann haben sie „auf ihr Recht gepocht“ und darauf hingearbeitet, dass in ihrem Grabstein steht: „Ich war im Recht“.
Auf die Spitze getrieben wird diese Denkweise in der Eckernförder Zeitung, die zwei Busfahrer zu Wort kommen lässt. Zu den vielen Unfällen am Eckernförder ZOB befragt, gibt Stefan Kreutzer vom Busunternehmen „Der Riesebyer“ folgendes von sich:
„Viele Radfahrer pochen auf die Vorfahrt, die ihnen der Radweg einräumt.“
Der Radweg am ZOB scheint mehrere Meter von der Fahrbahn abgesetzt zu sein, so dass dort aus dem ZOB einfahrende Busse den vorfahrtberechtigten Radweg blockieren müssen, um auf den fließenden Verkehr zu warten. Nach normalem Menschenverstand eine saudumme Kreuzungsgestaltung, nach Kreutzer hingegen alleinige Schuld der Radfahrer, die einfach mal zehn Sekunden warten könnten, statt so zu fahren, wie es die STVO dort vorgibt.
Stefan Kreutzer über die Radfahrer, die nicht warten: „Es nützt ja niemandem etwas, wenn er zwar Vorfahrt hatte, aber trotzdem am Ende unterm Bus liegt.“ Genau, denn wenn einer Vorfahrt hatte und der andere nicht – oder in jeder anderen Unfallsituation – ist immer Schuld: Der Radfahrer.
Bis hierhin sind das alltägliche Äußerungen von motorisierten Mitbürgern, die unumwunden zugeben, anderen ab und zu die Vorfahrt zu nehmen und diesen die Schuld geben. Kreutzer hat sogar das Ordnungsamt angeschrieben und darum gebeten, entweder Hinweise auf die Gefahrensituation, Drängelgitter zur Verringerung der Geschwindigkeit der Radfahrer oder gar eine Neugestaltung des Platzes vorzunehmen. Nur die eigene Geschwindigkeit zu verringern und damit selbst auf die erkannte Gefahrensituation einzugehen, das ginge dann wohl doch zu weit.
Eckernförder Zeitung: „Busfahrer warnt: Radfahrer leben gefährlich“ (20.10.2015)
Gefunden auf rad[irr]wege.