Fußgänger und Radfahrer (auf dem Radweg) haben eines gemein: Im Kreuzungsbereich unterliegen sie bei grüner Ampel einem relativ hohen Unfallrisiko, verursacht durch unachtsam abbiegende Fahrzeuge. Im Jahre 2012 gab es in Berlin 484 Unfälle mit Fußgängern durch falsches Abbiegen, Radfahrer verunglückten auf diese Weise gleich 1485 mal. Zum Vergleich: Durch die Missachtung der Ampeln verursachten Radfahrer im selben Zeitraum 201 Unfälle.
Der Berliner Senat will die Unfallgefahren für Fußgänger im Ampelbereich minimieren und hat daher in den letzten Jahren einige Versuche durchgeführt. Neben einigen Kreuzungen mit Rundum-Fußgängergrün, bei dem Fußgänger auch diagonal laufen können, blinken an einigen Stellen testweise die Ampeln, um die herannahende Rotlichtphase anzukündigen. Da aber Sekundenanzeigen, die signalisieren, wie lange der Fußgänger noch zu warten hat, viel zu gefährlich sind, startet der Senat nun die nächste Testphase. Ein Symbol ähnlich einem Zebrastreifen, dessen nach und nach weniger werdende Balken das nahende „Rot“ ankündigen, soll Fußgänger sicherer über die Ampel bringen.
Wenn umgestaltete Fußgängerampeln geeignet sind, die Hauptgefahr im Kreuzungsbereich – das ist wie gesagt die der unvorsichtig abbiegenden Fahrzeuge – zu verringern, dann können auf dem Radweg fahrende Radfahrer hoffen. Vielleicht werden ihre Ampeln eines Tages auch umgestaltet: Wie wärs zum Beispiel mit einem weiß leuchtenden Kreis um die Ampelfarbe herum? Oder mit quadratischen statt runden Leuchtscheiben?
Es besteht Hoffnung, dass Märchen wahr werden: Fußgänger sind bei grüner Ampel sicher und Radfahrer auf dem Radweg auch.
Tagesspiegel vom 20.9.2013: Berlin testet neue Count-Down-Ampeln