In Berlin gibt es zur Zeit etwa 28.000 Abstellmöglichkeiten für Fahrräder an Bahnhöfen, Stationen und Haltestellen. Davon wurden etwa die Hälfte in den letzten 15 Jahren neu gebaut. 2014 kommen noch einmal etwa 1000 neue Anlagen.
Gefühlt wird es dennoch von Jahr zu Jahr schwieriger, einen Fahrradparkplatz nahe eines Bahnhofs zu finden, denn die Nachfrage steigt wesentlich stärker als das Angebot.
„Der Senat plant zur Bewältigung der Abstellproblematik in der Stadt die Erarbeitung neuer Strategien zum Fahrradparken. Es soll ein Handlungskonzept mit Maßnahmen zur Anpassung des Fahrradabstellangebots an den in den letzten Jahren erheblich gestiegenen Bedarf erstellt werden. Die Errichtung von Fahrradparkhäusern bzw. -stationen wird dabei ein wesentlicher Schwerpunkt sein.“ (aus einer Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt auf eine schriftliche Anfrage zum Thema Fahrradstationen).
Am Bahnhof Ostkreuz sieht der Senat einen großen Bedarf für eine Fahrradstation. Im Zuge der Umgestaltung der Bahnhofsvorplätze ist ein Wettbewerbsverfahren mit integriertem Fahrradparkhaus geplant. In diesem Zusammenhang soll die funktionionale, gestalterische und betriebliche Tragfähigkeit einer solchen Anlage geprüft werden. Ergebnisse werden zum Ende des Jahres 2014 erwartet.
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt: Radverkehr stärken – mehr Fahrradstationen für Berlin (pdf-Dokument)
Aus meiner Sicht sind Fahrradleichen ein Problem – also Räder, die aufgegeben wurden und an den Stationen dahinrotten.
Aber insgesamt ist die Strategie richtig: Bauen, wo Nachfrage besteht, und das ist derzeit überall. Hier in Karlshorst wurden z.B. neue Fahrradabstellanlagen gebaut, die nach dem Berufsverkehr zu 100% ausgelastet sind.
Und – gerade am Ostkreuz – Mietradstationen können das Problem auch lindern. Ich bin überzeugt, dass dieses System, würde man es viel weiter ausbreiten, gut genutzt würde. Die Räder und die Technik wurden in den letzten Jahren erheblich verbessert.
Ich könnte jedesmal kotzen, wenn ich „Projekt“, „Strategie“, „soll geprüft“ werden höre. Es gibt nichts gutes, außer man tut es.
Da tut man in Berlin so, als müsste man erstmal genau herausfinden, wie so was geht und ob das dann auch funktioniert. So eine gequirlte Kacke. Man kann sich in zahlreichen Städten anschauen, wie so etwas real abläuft und jede Version ist um Welten besser als keine oder jahrelange Überlegungen. In dieser Zeit könnte man an einer 1:1 Kopie von Fahrradparkhaus Amsterdam/Kopenhagen/Zürich tausenmal mehr lernen, was evtl. in Berlin modifiziert werden könnte, hätte aber gleichzeitig schon was reales für das Fahrradparken getan.
Tut mir leid, wer einen Hauptbahnhof so errichtet wie in Berlin bzw. ihn so errichten läßt, hat seine Inkompetenz in Sachen Fahrradparken überzeugend unter Beweis gestellt und ist nicht in der Lage, überzeugend nach eigenen Lösungen zu suchen.
Machts einfach nach. Nicht überlegen. Nur nachmachen. Das hilft schon sehr.
Am Bahnhof nimmt nichtmal die Gepäcaufbewahrung ein Rad. Hatte mein Limit gedanklich auf 15 eur /24h festgelegt. Aber nix ging. Ich meine, derlei wäre noch 1985 an jedem Bahnhof Deutschlands noch problemlos für ein paar Groschen möglich gewesen.
Genauso we die Fahrradmitnahme ohne Reservierung in jedem xbeliebigenZug vom Schienenbus bis hin zum Supersonderspezialexpress. Oder verkläre ich da die Vergangenheit?
… Du verklärst die Vergangenheit. Die kleinen Buchten in den S-Bahnen hießen Dienstabteil, wurden auch genau von jenen grummeligen Typen genutzt und waren ohne Klappsitze vollkommen ungeeignet für die Fahrradmitnahme. Regionalzüge fuhren bei der Reichsbahn oft nur drei bis sechs Mal pro Tag, davon gerne drei granz früh und drei ganz spät. Städteexpresszüge hatten serienweise keine Fahrradmitnahme. Wie schön war der halbe Tag Wartezeit auf dem Leipziger Hauptbahnhof auf dem Weg nach Weimar. Auf dem Bahnhof Sassnitz hat es sich nachts um drei auch immer prima geschlafen, wenn die roten Lampen des leeren Zuges am Horizont verschwanden. Nachdem der diensthabende Drache einen anbrüllt hatte, dass Fahrräder nicht mitgenommen werden.
Wie wunderbar die Zeit war, kann man heute im Original noch bei der Buckower Kleinbahn bewundern: Einfach das Fahrrad über Kopf in den Hochflugwaggon heben und dann gegen die mit Plastik bespannten Bänke lehnen – wunderbar. Jede Familie mit Fahrrädern freut sich das ganze Jahr darauf.
Appropos Fahrradpackwagen: Ohne Reservierung ging da gar nix. Und wenn man sein Fahrrad „bequem“ nach ungefähr einer Stunde Wartezeit am Gepäckschalter dem Vollzugsbeamten übergeben hatte, verging ungefähr ein Tag bis man zu Hause war – in der Regel im Raucherabteil, wo alles so schön klebte. Die Postkarte, dass das Fahrrad nun endlich am Hauptbahnhof (Ostbahnhof) abgeholt werden solle kam dann drei bis fünf Tage später. Und wer Glück hatte, konnte seine Gurke sogar ohne Totalschaden radfahrend mit nach Hause nehmen. Andere musste ihre Versicherung über den Verlust benachrichtigen. Meistens reichte es, die verbogenen Schutzbleche zu richten und die abgebrochenen Lampen in den Kunstlederpacktaschen zu verstauen. Was für ein Traum.
Ein Lesegenuss, Benno – nicht ironisch gemeint. Schön geschrieben 🙂
… auch wenn Hoch“flug“waggon für einen Hochflurwaggon dann doch ein wenig übertrieben war: Die Dinger jagen und jagten mit Tempo 30 durch die Märkische Schweiz. Durch die Starrachsen wirkt das Ganze natürlich schneller 🙁
Hmm. Ich hätte wohl bei meiner Nachfrage erwâhnen sollen, dass ich mich seinerzeit in Westdeutschland rumgetrieben habe. Und dort erinnere ich mich, die Räder mit Fahrradkartenbândel selbstständig und ohne bürokratisches Vorgeplänkel einfach vom Gleis direkt in den Gepäckwagen, der so ziemlich zu jedem Zug gehörte, gereicht zu haben…
@reclaim: Ja, so war’s…
Naja, die Buckower Kleinbahn ist eine Museumsbahn – ich bin echt froh, dass sie überhaupt noch fährt, das stand ja zeitweise auf der Kippe. Ich denke aber, was Du schriebst diente eher dem Vergleich mit früher. Denn es ist natürlich vollkommen ausgeschlossen, dass dort je andere Fahrzeuge fahren werden, die Strecke ist nicht Teil des Verkehrsverbundes, wird nicht bestellt oder finanziert und muss mit Spenden und Fahrgasteinnahmen auskommen.
In der Region viel nerviger und verkehrstechnisch wichtiger ist die RB26 Richtung Kostrzyn – da muss man sein Fahrrad zwar nicht hochwuchten, aber kann am Wochenende froh sein, wenn man überhaupt noch mitkommt. So verschreckt man diejenigen, die man immer wieder zu werben versucht: Fahrradtouristen und Ausflügler.