Swaprad kommt nach Deutschland

Ein neues Fahrradverleihkonzept namens Swaprad kommt in diesem Jahr nach Deutschland. Vor drei Jahren gründeten drei Studenten von der TU Delft den Fahrradverleih Swapfiets. Für eine feste monatliche Gebühr von meist 15,- Euro erhalten Kunden ein Siebengangfahrrad mit Beleuchtung, zwei Schlössern und Versicherung. Erkennbar sind die Swapfiets an ihren leuchtend blauen Vorderrädern. Wenn ein geliehenes Fahrrad kaputt geht, kommt ein mobiles Reparaturteam innerhalb von 12 Stunden zum Kunden nach Hause, repariert das Rad oder stellt ein neues zur Verfügung. Wenn das Leihfahrrad gestohlen wird, zahlt der Kunde eine Selbstbeteiligung von 40,- Euro und erhält ebenfalls ein neues Swaprad. Das Abonnement ist flexibel und monatlich kündbar, es wird keine Kaution berechnet.

Mit diesem Konzept war Swapfiets in den Niederlanden erfolgreich und breitete sich auf insgesamt 14 Städte aus. Im vergangenen Jahr wuchs die Firma um 1600 Prozent. Jetzt wollen die Fahrradverleiher in Deutschland, Belgien und in Dänemark Fuß fassen. Ab diesem Frühjahr werden Swapräder in Antwerpen, Gent und Lüttich verfügbar sein. In welchen Städten Swapfiets in Deutschland antritt, ist nicht bekannt, aber es wird bereits nach Personal für das Regionalbüro Münster gesucht.

Swapfiets
Verkeersnet: Swapfiets breidt uit naar België, Duitsland en Denemarken

geschichte der radspannerei

die schicksalhafte fahrt zu einer party in der berliner sonnenallee zwischen den jahren 1995. mein kumpel alex hatte eine junge frau im schlepptau und wir waren uns auf anhieb sympathisch. aber die nacht war kurz und die trampe auf der autobahn zurück nach bremerhaven war winterlich nasskalt. zurück in fishtown bekam ich post und meine neue bekannte von der party hatte mir tatsächlich eine karte zukommen lassen. neben herzlichsten grüßen war ein zweizeiler, ausgeschnitten aus der taz aufgeklebt:

„suche leute für fahrrad-projekt – thomas – tel. 693****“

und ich rief an. unser erstes treffen fand in einem café am erkelenzdam in kreuzberg statt. es trafen sich,- nachdem einige von uns zuerst am falschen tisch eines anderen projekts gelandet waren – doch alle interessenten und dann auch thomas.

das war anfangs eine bunte mischung aus studenten, angehenden ingenieuren, (lebens-) künstern, autisten und menschen in sozialen berufen. frauen waren erstmal nicht dabei.

von da an gab’s wöchentliche treffen, da thomas die anzeige mindestens 4 wochen lang laufen lassen wollte. einige sprangen ab, neue kamen hinzu. es kristallisierte sich dann doch heraus, daß wir eine konventionelle fahrrad-reparatur-werkstatt betreiben wollten. thomas war zu dem zeitpunkt gerade noch student und betrieb schon 6 jahre eine fahrradwerkstatt mit dem namen: „radspannerei“. er hatte diesen vom alten motorrad-speichen mechaniker müller geerbt. die werkstatt befand sich in einer remise am erkelenzdam 59.

den namen haben wir behalten und die ersten 3 monate auch noch an alter wirkungsstätte geschraubt. es ergab sich, daß in der admiralstraße 23, gleich um die ecke, ein kleines ladengeschäft frei wurde. wir bewarben uns und – zu unserer überraschung – entschied sich das hausprojekt für uns. dort lernten wir alles, was wir noch nicht konnten, um auch wirtschaftlich zu bestehen. dies geschah fließend. an wirkliche existenz hat in den ersten jahren noch niemand von uns gedacht. so gingen doch einige in ihre erlernten berufe – so auch thomas, der lehrer wurde in einem gymnasium in kreuzberg 61. die „radspannerei“ lief für diejenigen eher nebenbei. ich blieb und wurde hauptberuflich fahrrad- schrauber. des personal-karussell drehte sich weiter, thomas‘ sohn wurde geboren und andere schwerpunkte gesetzt.

thomas verließ die „radspannerei“ in den anfänglichen 2000er jahren ohne den kontakt gänzlich zu verlieren. so manches mal holte ich noch rat ein vor allem auch in technischen fragen. neben seinem theoretischen, ingenieurhaften wissen, war er auch ein begnadeter autodidakt.

noch ende 2017 kaufte er einen fahrradhelm in „seinem“ alten laden. wir wußten da nicht, daß es das letzte mal sein sollte, das wir uns sprachen.

thomas starb für alle unerwartet im januar 2018 – dem jahr, in dem er eigentlich hätte in pension gehen wollen, um mit seinem segelboot in see zu stechen.

es bleibt die lücke, die jede person hinterläßt, wenn sie geht. gern erinnern wir uns an den schalk in seinem nacken, die sympathische, ruhige überlegte und humorvolle art, die sein eigen war.

es vermisst ihn

das radspannerei – team

In der Linienstraße soll dem Radverkehr Vorrang eingeräumt werden

Die Linienstraße ist eine knapp zwei Kilometer lange Straße im Berliner Ortsteil Mitte und verläuft parallel zur verkehrsreichen Torstraße. Seit August 2008 ist die damals für 3,5 Mio. Euro umgebaute Linienstraße als Fahrradstraße freigegeben. Eine echte Fahrradstraße ist sie allerdings nicht. An jeder Kreuzung gilt Rechts vor Links und ein entspanntes Nebeneinanderfahren von Radfahrern ist angesichts des vielfach illegalen Kfz-Verkehrs ausgeschlossen. Das „Anlieger frei“-Schild wird von gefühlt 90 % aller Autofahrer ignoriert. Hinzu kommt, dass der Straßenquerschnitt wegen der beidseitigen Parkstreifen sehr eng ist.

Trotz ihrer Mängel wird die Linienstraße eifrig von radfahrern genutzt. Das Netzwerk Fahrradfreundliches Mitte führte im Juni 2017 eine Verkehrszählung auf der Linienstraße in der Zeit von 08:00 bis 09:00 Uhr durch. Ergebnis: Innerhalb einer Stunde wurden 1.942 Radfahrende und 92 Kfz gezählt. Gäbe es an der Linienstraße eine Radzählstelle, würde sie mit Leichtigkeit die „erfolgreichste“ automatische Dauerzählstelle für den Radverkehr an der Oberbaumbrücke übertreffen.

Nach langen Jahren der Stagnation kommt endlich Bewegung in die Umgestaltung der Linienstraße zu einer wirklichen Fahrradstraße. Die Bezirksverordnetenversammlung Mitte hat in der vergangenen Woche ein Paket zur Verbesserung der Linienstraße beschlossen. Sie wird durchgängig als Fahrradstraße ausgewiesen und als Vorfahrtstraße beschildert. Kreuzungen, an denen Radfahrer in Zukunft Vorrang haben, sollen rot markiert werden, um den Vorrang des Radverkehrs hervorzuheben. Ausgenommen von dieser Regelung sind die Rosa-Luxemburg- und Rosenthaler Straße, denn „der Antrag bezieht sich nicht auf solche Stellen, bei denen die Linienstraße überörtliche Hauptverkehrsstraßen in der Zuständigkeit der Verkehrslenkung Berlin (VLB) quert“.

Außerdem sollen abschnittsweise Einbahnstraßen für den Kfz-Verkehr eingerichtet werden, um den Kfz-Durchgangsverkehr wirksam zu unterbinden. Radfahrer erhalten eine „Radfahrer frei“-Regelung.

Die Bezirksverordneten wollen auch, dass auf der Mitte der Linienstraße ein 25 cm breiter grüner Strich aufgetragen wird, der den Charakter der Straße als Fahrradstraße betonen soll. Zitat Netzwerk Fahrradfreundliches Mitte: „Die grüne Markierung soll durch einen Breitstrich (RAL „Verkehrsgrün“, 25cm) erfolgen und die Fahrradstraße klar kennzeichnen. Durch die Visualisierung wird sichergestellt, dass Beginn und Ende der Fahrradstraße für alle Verkehrsteilnehmenden ersichtlich ist. Damit wird die Sicherheit der Radfahrenden erhöht und Nutzungskonflikte vermieden.“

Die Maßnahmen sollen schnellstmöglich umgesetzt und der Bezirksverordnetenversammlung Bericht erstattet werden. Dafür wird eine Frist bis zum 4. Mai 2018 gesetzt.

Bezirksverordnetenversammlung Mitte: Die Fahrradstr. Linienstr. sicherer machen und dem Fahrradverkehr Vorfahrt einräumen (pdf)
Netzwerk Fahrradfreundliche Mitte: Linienstraße – Fahrradstraße als Vorfahrtsstraße
Netzwerk Fahrradfreundliche Mitte: Baustein „Fahrradstraße als Vorfahrtstraße“ (pdf)

In den Niederlanden kooperieren Mietradbetreiber

Zehn Anbieter von Mietradflotten in den Niederlanden haben eine Zusammenarbeit beschlossen. Die Vereinbarung sieht vor, dass ab dem 1. Mai 2018 Mieträder der Konkurrenten auf der eigenen App sichtbar werden. Ein knappes Jahr später wird es ab dem 1. März 2019 möglich sein, dass Nutzer die Mieträder aller beteiligten Flotten mit einer einzigen App leihen und bezahlen können. Bislang ist es so, dass man für jeden einzelnen Mietradbetreiber eine eigene App installieren muss und einen Mindestbetrag auf das Konto des Betreibers einzahlen muss.

Die Partnerschaft besteht aus großen ausländischen Unternehmen wie Mobike aus China (aktiv in Rotterdam) und Donkey Republic aus Dänemark (bis vor kurzem in Amsterdam aktiv), aber auch aus kleinen lokalen Anbietern wie Cykl aus Wageningen und Haagsche stadfiets in Den Haag. Flickbike, Hello Bike (Zuidas) und Urbee (Elektrofahrräder) nehmen in Amsterdam teil.

Allerdings gibt es immer noch einige Mietradanbieter, die sich an der Koperation nicht beteiligen, darunter oBike aus Singapur und Ofo aus China. Dennoch hofft die Koooperation, dass sich weitere Anbieter anschließen.

nrc.nl: Deelfietsbedrijven gaan samenwerken: één account voor tien soorten fietsen
via: Cycling Professor

Schneller grün dank Wärmesensor

Der Kreekhuizenplein ist eine vierspurige Straße, die durch das Stadtzentrum von Rotterdam pflügt. Wegen nahegelegener Schulen wird diese Magistrale häufig von großen Gruppen von Schülern gekreuzt. An der zentralen Radfahrerkreuzung wurde nun ein Wärmesensor installiert, der große Schülergruppen erkennen kann. Der Sensor misst die Körperwärme der Radfahrer, die sich dem Kreuzungspunkt nähern.

Wenn große Gruppen von Radfahrern die Kreuzung befahren, verlängert sich die Grünphase für Radfahrer. Wenn sich viele Radfahrer während einer Rotphase vor dem Ampel befinden, wird die Radfahrergrünphase vorgezogen und die Rotphase der anderen Verkehrsteilnehmer verlängert.

Fietsberaad: Scholieren steken sneller over dankzij warmtesensor

fLotte Berlin geht an den Start

Unter dem Namen „fLotte Berlin – powered by ADFC“ geht heute ein neues freies Lastenradverleihrojekt an den Start. Ziel ist es, Lastenräder an vielen verschiedenen Standorten in Berlin kostenlos verfügbar zu machen, damit die Menschen erleben, wie einfach Lastenräder zu fahren sind und wie sehr das Umsteigen Spaß macht. Mit jeder Lastenradtour geht unsere Stadt einen Schritt weiter in Richtung einer menschengerechten Stadt für alle und weg von zugeparkten Straßen, schlechter Luft und Klimabelastung.

Das Ausleihen einer flotten Lotte ist denkbar einfach: Die Buchungsmaschine auf der fLotte-Webseite zeigt die Verfügbarkeit der Räder. Nach dem einmaligen Registrieren kann man jederzeit sein Wunschrad tageweise für bis zu 3 Tage buchen.

Die fLotte startet zunächst mit fünf unterschiedlichen Cargobikes in vier verschiedenen Kiezen mit einem Testlauf, der das Buchungssystem und die Abläufe auf Herz und Nieren prüft. Die Standorte sind zur Zeit der ADFC-Buchladen in der Brunnenstraße, ein Fahrradladen im Bötzowkiez, die Galerie im Kungerkiez sowie ein Bioladen an der Frankfurter Allee. Aber Berlin ist groß genug für viele weitere Standorte mit kostenlosen Lastenrädern. Gesucht werden deshalb Kiezinitiativen und Händlergemeinschaften, die Lust auf umweltfreundlichen und menschengerechten Mobilität haben.

fLotte Berlin

Ergebnisse der Berliner Radzählstellen 2017

 

Seit dem Jahr 2012 baut die Verkehrslenkung Berlin im Auftrag der Senatsverwaltung für Verkehr ein Netz von automatischen Fahrradzählstellen auf. Mitte 2016 waren insgesamt 17 Messstellen in Betrieb, die seitdem täglich aktualisiert die Zahl der Radfahrer dokumentiert. Je länger die Messstellen arbeiten, desto größer ist die Aussagekraft der Messreihen.

Zehn der siebzehn Fahrradzählstellen arbeiten bereits seit mindestens Anfang 2016. In der folgenden Übersicht sind die Gesamtzahlen der registrierten Radfahrer in den Jahren 2016 und 2017 aufgeführt. Die Prozentangabe hinter dem Jahr 2017 zeigt die prozentuale Veränderung zum Jahr 2016 an.

Oberbaumbrücke
2016: 3.368.505
2017: 3.234.071 = 96,00 %

Jannowitzbrücke
2016: 2.805.433
2017: 2.656.222 = 94,68 %

Yorkstraße
2016: 1.673.243
2017: 1.626.008 = 97,17 %

Invalidenstraße
2016: 1.267.386
2017: 1.227.897 = 96,20 %

Momumentenstraße
2016: 1.288.107
2017: 1.146.112 = 88,97 %

Paul-und-Paula-Uferweg
2016: 1.094.086
2017: 1.070.484 = 97,84 %

Schwedter Steg
2016: 738.818
2017: 698.826 = 94,58 %

Prinzregentenstraße
2016: 433.617
2017: 421.674 = 97,24 %

Markstraße
2016: 341.118
2017: 357.853 = 104,90 %

Alberichstraße
2016: 177.336
2017: 169.596 = 95,63 %

Fast alle Messstellen haben einen Rückgang des Radverkehrs verzeichnet, nur an der Markstraße im Wedding gibt es ein leichtes Plus an Radfahrern.

Der Methusalem unter den automatischen Messstellen befindet sich am Schwedter Steg, einer Fußgänger- und Fahrradbrücke über das Gleisgewirr der S-, Regional- und Fernbahnen östlich des Bahnhofs Gesundbrunnen. Der Radverkehr wird an dieser Stelle schon seit April 2012 gemessen. Hier die Zahlen von 2013 bis 2017. Die Prozentangaben beziehen sich auf das Jahr 2015, in dem die meisten Radfahrer gezählt wurden. Im vergangenen Jahr wurden am Schwedter Steg 60.000 Radfahrer weniger gezählt, ein Rückgang von gut 8 % gegenüber 2015.

Schwedter Steg
2013: 642.252 = 82,09 %
2014: 756.840 = 99,53 %
2015: 760.377 = 100,00 %
2016: 738.818 = 97,16 %
2017: 696.826 = 91,64 %

Dass es dennoch verfrüht ist, von einem Rückgang des Radverkehrs zu sprechen, zeigen unter anderem die Schlüsselwerte der Radzählstellen. So liegt der Spitzentag bei fast allen Radzählstellen im vergangenen Jahr 2017. Allein sechs Messstellen (Oberbaum, Jannowitz, Maybach, York, Invaliden, Paul-und-Paula) weisen als stärksten Tag aller Zeiten den Mittwoch, 21. Juni 2017 aus und bei vielen Messtellen liegt auch die Spitzenwoche im Kalenderjahr 2017.

Verkehrslenkung Berlin: Fahrradzählstellen