Trend zum Pömpel

Wenn Bedarf für eine Fahrradinfrastruktur besteht, die Stadtverwaltung sich aber tot stellt und nichts tut, dann machen sich Radfahrer ihre Infrastruktur eben selber.

In Wichita im Bundesstaat Kansas im mittleren Westen der USA wurde ein geschützter Radstreifen mit Toilettenpömpeln im Wert von 72,- $ dekoriert. In anderen Bundesstaaten bekommt diese einfache Methode, Radspuren für alle Radfahrer benutzbar zu machen, Nachfolger.

Bicycling: Guerrilla Toilet Plunger Bike Lanes Are Officially a Trend
va: @rad_ts

11 thoughts on “Trend zum Pömpel

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  1. Das schlimme ist, dass aus solchen Protestaktionen manche Planer dann offiziell abgetrennte Streifen mit solcherlei Gedöns machen. Ich will in meiner Stadt weder verpömpelt noch verpollert werden, um sicher fahren zu können. Ich finde ein Fahrgefühl wie in Kopenhagen mit den halb hohen, breiten Wegen optisch unauffällig aber sehr wirkungsvoll. Sows kostet aber mehr als $ 79. Wie sagt man doch so schön: Don’t ask for less. Und ich will ergänzen: don’t bau less selber.

  2. Und die bringen jetzt was? Bärenstark stellen sich die Pömpel LKW und SUV in den Weg, die sich dann nicht trauen, die Pömpel einfach umzufahren. *kurz nachdenk* Nein. Sie verhindern Rechtsabbiegeunfälle? Nein. Sie verringern die Anzahl Autos? Nein. Sie verringern die mit dem Auto zurück gelegenten Kilometer in der Stadt. Nein. Sie machen die Autos langsamer. Nein. Sie machen die Straßen als Aufenthaltsorte akktrativer? Nein.

    Vielleicht ist es auch nur eine sehr metaphorische Darstellung, dass die Situation scheiße ist.

    Doch, einen Nutzen haben die Pömpel: Politik und Verwaltung müssen sich nicht mit den Gefahren des Autoverkehrs auseinander setzen, weil die Radfahrer ja jetzt durch Pömpel geschützt sind.

    War dann wohl ein Eigentor.

    Und nun die Frage für Fortgeschrittene: Wollt ihr, dass die Straßen in Dt. alle auf die Breiten typischer amerikanischer Straßen wie auf dem Bild ausgebaut werden?

    1. Naja, um Platz einzufordern, als Protest ist das nicht so verkehrt. Eine Lösung ist das sicher nicht.

    2. *ETWAS LÄNGER NACHDENK*

      Auswirkungen eines Verkherssystems mit geschützter Radinfrastruktur auf den Kfz-Markt und die Kfz-Nutzung

      Die für die Beobachtung des deutschen Kfz-Absatzes auf den europäischen Kfz-Auslandsmärkten zuständige IHK Ulm zur Kfz-Marktentwicklung in den Niederlanden:

      „Die Entwicklung der Pkw-Verkäufe in den Niederlanden befinden sich weiterhin auf Talfahrt.
      …..
      Die dauerhaft hohe Nachfrage nach sparsamen Pkw spiegelt sich auch im Rückgang der Emissionen von Neuwagen wider. Der CO2-Ausstoß von Neufahrzeugen in den Niederlanden reduzierte sich Zahlen des europäischen Branchenverbandes ACEA zufolge in den vergangenen Jahren drastisch. Zwischen 2007 und 2012 fiel der Durchschnittswert um 25,1% auf 123 g/km. Eine noch stärkere Verminderung erreichten im Vergleichszeitraum nur Neuwagen in Dänemark.“

      Es ist nicht nur der sehr starke Trend zu Kleinwagen, es ist darüber hinaus auch der insgesamte Rückgang bei den Kfz-Käufen, der manch einem hierzulande größte Sorgen bereitet:

      2011 war in NL mit ca 550 000 Kfz die Spitze der Kfz- Neuzulassungen erreicht.
      Seitdem geht es stetig bergab.
      2015: 450.000 Neutulassungen. Das Minus zu 2011 von 18% entspricht nur noch 267 Neuzulassungen/10 000 Einw.
      Deutschland: 2015 sieht 366 Neuzulassungen /10 000 Einw.(Unterschied im Absatz von ca 40%). Und der Markt in Deutschland ist nicht nur nach der Zahl der Einheiten stabil. Viel wichtiger für die deutsche Kfz-Industrie: Die hochpreisigen SUVs trenden (SUVs waren mit + ca 15% auch 2015 das am stärksten wachsende Segment).

      Die weltweit unerreichten Erfolge und die Effizienz einer Verkehrspolitik, die unideologisch und pragmatisch die (räumlichen) Interessen innerhalb der Verkehrsteilnehmer ausbalanciert statt sie gegeneinander auszuspielen und aufzuhetzen und der es damit gelingt, die Interessen der Kfz-Nutzer von denen der Kfz-Industrie zu trennen, die werden in Deutschland immer noch systematisch unter den Tisch gekehrt.

      „In ihrer Untersuchung dokumentiert die niederländische Forschungseinrichtung CE Delft, dass Investitionen in die Radverkehrsinfrastruktur einen höheren Beitrag zur Verringerung der CO2-Emissionen bringen als Investitionen zur Verringerung des Energieverbrauchs, zur Verkehrsverlagerung (modal shift) oder zur Förderung des Verkehrsflusses.

      Untersucht wurden insgesamt fast dreißig Maßnahmen, in verschiedenen Kategorien:

      – Maßnahmen, die zur Förderung eines flüssigen Verkehrs sorgen sollen;
      – Maßnahmen zur Förderung der Verkehrsverlagerung;
      – Maßnahmen zur Verringerung des Energieverbrauchs von Fahrzeugen;
      – Andere Maßnahmen.

      Die CE-Studie weist nach, dass die Verbesserung der Fahrrad-Infrastruktur die höchste Wirksamkeit aller „Mobilitätsmaßnahmen“ bietet.

      – Bau-und / oder die Verbesserung der Fahrrad-Parkanlage;
      – Bau von Radwegen oder z. B. Fahrrad-Routen durch Wohn-Nachbarschaften oder Stadt-Zentren, vorzugsweise getrennt vom Pkw-Verkehr;
      – Bau eines Fahrrad-Tunnels;
      – Abbau von Lichtsignalanlagen, Vorrangschaltungen an Kreuzungen [Womit wir doch noch glücklich bei ‚Flo‘ gelandet wären ;-)] und Kreisverkehre.“

      https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/aktuell/nachrichten/studie-weist-nach-effektive-co2-reduktion-durch

      1. Interessant, Danke für den Hinweis

  3. Norbert (1 Kommentar)
    am 18. Mai 2017 — 15:06:

    Doch, einen Nutzen haben die Pömpel: Politik und Verwaltung müssen sich nicht mit den Gefahren des Autoverkehrs auseinander setzen, weil die Radfahrer ja jetzt durch Pömpel geschützt sind.

    Hauptsache man fühlt sich sicher. Pömpel für Deutschlands Radfahrer, sie haben es verdient. Was sicherer Radverkehr ist wissen die sowieso nicht mehr.

    1. Na Siggi, immer noch als ‚Sicherheits‘-‚Experte‘ unterwegs?

      Du hast doch diesen komischen Beitrag zu Radverkehrssicherheit verlinkt, bzw bist drauf reingefallen, der hier

      http://velocityruhr.net/blog/2016/12/25/postfaktisch/

      als zusammengeschustertes Fake a la ‚Berliner Polizeipräsident‘ so überzeugend widerlegt wurde.

      Gar nichts draus gelernt?
      Oder einfach ignoriert?

  4. Da müssten sich die Freiburger mal ne Scheibe abschneiden, die schicken jetzt die Radler wieder unter die Autos, oder anders ausgedrückt, die Radler dürfen wieder auf der Strasse fahren und müssen nicht mehr die Radwege benutzen, auf manchen Strassen zumindest! Es heisst, damit die Autofahrer wieder besser aufpassen, und es weniger Schilder werden, ich weiss ja nicht…aber super Initiative da in Kansas! lg Emrah

    1. Ich weiß ja auch nicht. Wo gibts denn diese offizielle Aussage „damit die Autofahrer wieder besser aufpassen“? Das wäre eine ziemlich spektakuläre Begründung. In der Regel handelt es sich ja nur um die Umsetzung geltenden Rechts, wenn Kommunen falsch mit Blauschildern ausgestattete ungeeignete Radwege wieder entpflichten. Danach besteht dann oft Wahlfreiheit, die meisten Radler fahren aber dann trotzdem weiter Radweg statt Fahrbahn, von wegen der subjektiven Sicherheit.

  5. Erfinderisch und recht kreativ würde ich sagen! Von mir wird die nur direkt eingesetzt, bei den Verstopfungen, die jedes Jahr nicht einmal vorkommen können. Die Verbesserung der Infrastruktur erwarten alle Adern der Stadt.

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