Heute wurde pünktlich um 15:00 Uhr der neue Copenhagenize Index 2015 veröffentlicht. Dieser Index soll alle zwei Jahre ein Ranking der zwanzig fahrradfreundlichsten Städte der Welt abbilden. Der Fahrradindex 2015 ist bereits der dritte seiner Art nach den Jahren 2011 und 2013. Und hier sind die 20 besten Fahrradstädte der Welt, die unter insgesamt 122 Städten mit mehr als 600 000 Einwohnern ausgesucht wurden:
1. Kopenhagen
2. Amsterdam
3. Utrecht
4. Straßburg
5. Eindhoven
6. Malmö
7. Nantes
8. Bordeaux
9. Antwerpen
10. Sevilla
11. Barcelona
12. Berlin
13. Ljubljana
14. Buenos Aires
15. Dublin
16. Wien
17. Paris
18. Minneapolis
19. Hamburg
20. Montreal
Wie bereits in den Rankings von 2011 und 2013 teilen die beiden Fahrradmetropolen Amsterdam und Kopenhagen Platz eins und zwei unter sich auf. Diesmal hat Kopenhagen die Nase vorn.
Interessant ist die Entwicklung von Berlin. Vor vier Jahren beim ersten Ranking nahm Berlin Platz fünf in der Welt ein. Eine flache Topographie, relativ großzügig dimensionierte Straßen und ein vergleichsweise hoher Radverkehrsanteil reichten damals, um vergleichbare Metropolen hinter sich zu lassen. Zwei Jahre später wurde Berlin auf Platz 10 durchgereicht und ist nun um zwei Plätze auf Platz zwölf gefallen.
Hier die Begründung für den Berliner Platz im Original: „Berlin as a bicycle city is like Berlin as an everything else city. It’s a bit rough around the edges, it could be much better, but people get on with it. The population would be better served with improved conditions but until it comes they seem to realise that the bicycle makes sense. The cycling population is a mainstream population with few visible sub-cultures and a healthy gender split. A high city-wide modal share is punctuated with neighbourhoods that exceed 20+% modal share. Cargo bikes abound in the city, a great indicator for growth. Berlin continues to tow the line with its place in the Index.“ Bemängelt wird weiterhin eine „old-fashioned car infrastructure“ und dass man in Berlin dem Radverkehr mit wenig Geld ein Update verpassen könnte, wenn man nur wollte.
Andere deutsche Städten kommen nicht besser weg. Hamburg hält es auf Platz 19 gerade noch im Index und München fliegt gleich ganz heraus. Damit reduziert sich die Zahl deutscher Städte im Ranking von drei auf zwei. Mit Wien auf Platz 16 kommt erstmals eine Stadt aus Österreich in das Ranking. Drei Städte aus den Niederlanden bleiben in den Top 20 und etwas überraschend gelangen mit Straßburg, Nantes, Bordeaux und Paris gleich vier französiche Städte in die Rangliste.
Copenhagenize: Copenhagenize Index. Biycle-Friendly Cities
Copenhagenize: Kriterienkatalog für den Fahrradindex 2015
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Kleine Korrektur: Wien war schon 2011 dabei, wenn auch nur auf Platz 19.
Wow.. Buenos Aires vor Hamburg. In Buenos Aires radzufahren ist nen Abenteuer. zB. fährt man auf den Straßen dort immer ganz links, dort sind praktiisch ja auch nur Einbahnstraßen im Schachbrettmuster. Dafür gibt es Gratis-Verleihstationen die an Radrouten liegen. Sofern man den argentinischen Pass hat, kann man sich tagsüber ein Rad umsonst ausleihen. Die paar ausgewiesene Radrouten sind durch Gummi-Bordsteinkanten abgesetzte Bereich auf der Fahrbahn, ca. 2m breit, aber mit Hin und Rückweg, also sehr eng. Das reicht aber, da dort der Radverkehr quasi nicht relevant ist, man ist jedes mal weit und breit der einzige auf dem Rad. Das ist in Hamburg ganz anders.
Es geht doch bei dem Ranking nur darum, welche Städte beim Michael Consulting-Leistungen eingekauft haben.
Seltsames Ranking.
Scheint mir tatsächlich stark mit den geschäftlichen Interessen der Colville-Andersen Agentur verknüpft zu sein.
Jedenfalls wird Buenos Aires als „Client“ unten auf seiner Seite gelistet.
http://copenhagenize.eu/about.html
Clients wollen schliesslich gepflegt werden.
Seit wann hat denn Kopenhagen überhaupt die Grenze von 600.000 Einwohnern überschritten.
Die sind doch quasi nur ein Stadtteil innerhalb des dortigen urbanen Großraums und haben zur Zeit laut Wikip. gerade mal 580.000 Einwohner.
Insgesamt macht das stark den Eindruck, dass es nicht um Realität im Verkehr geht, sondern auch um die Bereitschaft zum „richtigen Weg“, welcher natürlich von der Colville-Andersen Agentur gegen entsprechende Vergütung gewiesen wird.
Vielleicht bin ich da aber auch etwas voreingenommen, weil icn Menschen mit Guru-Gehabe und denjenigen, die den ‚einzig richtigen Weg‘ gefunden haben eher skeptisch gegenüberstehe.
Und es ist ja auch nicht so, dass der Mann nur Unsinn erzählt. Aber dieses uniforme „one size fits all“ Copenhagenize-Branding löst bei mir langsam allergische Reaktionen aus.
@ Axel und Alfons: Ich glaube nicht an unmittelbare finanzielle Interessen in Bezug auf das Ranking, die Grundkritik würde ich aber bedingt teilen. Man sollte vielleicht durchaus beachten, dass Mikael Colville-Andersen mit seinem stark vermarktungstechnischen Ansatz mehr Aufmerksamkeit fürs Rad geschaffen hat, als Jahrzehnte erfolgreicher konkreter Arbeit in den Niederlanden. Delegationen aus aller Welt fahren offenbar lieber ins hippe Kopenhagen statt ins dröge Amsterdam.
Am Ende des Tages sind mir die realen Bedingungen beim Radfahren wichtiger, als gefühlte Rankings – aber letztere bleiben nach unserem medienorientierten Politikverständnis eben nicht ohne Einfluss auf die Realität.
Die haben da mal 2013 eine CycleChic Exhibition zusammen mit AmsterdamCycleChic gemacht.
https://amsterdamcyclechic.wordpress.com/2013/11/12/acc-expo-in-buenos-aires/
„Copenhagen Cycle Chic is also part of the exhibition with some nice pictures“
Da kann man wohl kaum von der Körperschaft Buenos Aires als Client sprechen. Ist auch nicht als Client angegeben. Nur als Ort.
Da wäre Sao Paulo logischer.
Da ist die Stadt Client: BYCICLE CLASSES AND ROUTES TO SCHOOL Client: City of Sao Paulo.
Das Projekt erfüllt auch besser die Kriterien der Nachhaltigkeit, die die Dänen und auch Colville an ihre Radverkehrspolitik anlegen.
Mit den Schulwegen anfangen. Wo Kinder radeln können, da können alle radeln. Ist ja auch sympathisch. Und klug.
Sao Paulo aber nicht drin.
Florians Sicht deckt sich mit meiner. Keine Stadt in der ich radelte hatte beknacktere Radwege als Buenos Aires, nämlich bevorzugt Zweirichtungsradwege auf der linken Seite von Einbahnstraßen, eine Hälfte im typischerweise abgrundtiefem Rinnstein (mit prima eingebrochenen Dolen und gern allerlei Unrat), die andere auf ner Entwässerungsschräge, zusammen knapp 80cm breit, also 40cm pro Richtung. Als Nebeneffekt ne völlig unklare Vorfahrtssituation an den Kreuzungen und obendrein inkonsequente Radwegsführung.
Der in der Stadt vorherrschende Fahrradtyp ist der Baustahl-Cruizer, Modell Unhochhebbar. Haben keinen Gepäckträger, dafür gern Rahmenbrüche, kosten dennoch 90 Dollar. Alltagsnutzen nicht erkennbar.
Zur Abrundung gibts ein Fahrradverleihsystem das ich im Detail zu beschreiben gerade zu faul bin, aber ich kann versprechen es ist haarsträubend.
Hat wahrscheinlich mal wieder ’n Outofahrer erfunden. Vielleicht der gleiche der BsAr an das dänische Dutzend hievte.
¿Hamburg?
http://www.enhydralutris.de/Fahrrad/VierteDimension/index.html
Sehr schräg finde ich auch die Reaktion des Senats, die angesichts eines Absturzes um ein Dutzend Plätze stolz ist, dass Berlin immer noch unter den Top 20 ist. Langsam wird das Ganze etwas absurd.