„Unfallfrei durch die Fahrradsaison – Getreu diesem Motto wird die Polizei Berlin in der kommenden Woche vom 14. bis 20. Juli in einer Schwerpunktaktion ihr Hauptaugenmerk in der Verkehrsüberwachung auf Fehlverhaltensweisen von abbiegenden Kraftfahrzeugen gegenüber Radfahrern richten.
Polizeibeamte werden im gesamten Stadtgebiet intensive Verkehrskontrollen zum Schutz des Radfahrverkehrs durchführen. Im Rahmen dieser Aktionswoche wird auch für mehr Rücksichtnahme und Verständnis zwischen Rad- und Kraftfahrern geworben.
In den vergangenen Jahren war fast die Hälfte aller getöteten Radfahrer an Verkehrsunfällen mit abbiegenden Kraftfahrzeugen beteiligt. Daraus wird deutlich, wie gefährlich Vorrangmissachtungen an Kreuzungen und Einmündungen für Radfahrer sind.“
Pressemeldung der Berliner Polizei Nummer 1637 vom 11.07.2014
Im Frühjahr und Sommer führt die Berliner Polizei regelmäßig Verrkehrskontrollen dieser Art durch. Allerdings scheint sich der Fokus der Aktionen langsam zu verändern. Noch im letzten Jahr hatte die Aktion den Titel „Schwerpunktkontrollen zur Überwachung und zum Schutz des Radfahrverkehrs“.
Bernd Zanke, beim ADFC-Berlin für Verkehrssicherheit zuständig, nimmt übrigens gern Hinweise zur Durchführung der Schwerpunktkontrollen entgegen, Kontaktdaten hier.
(Dank an Michael S. für den Hinweis.)
So ist das eben, wenn man Geradeausfahrer zwingt, rechts von Rechtsabbiegern zu fahren. Einfache Ursache, tödliche Wirkung.
Ich hatte auch bereits der Polizei über das Kontaktformular der Internetwache geschrieben, dass sie bitte auch auf Abstände achten sollen, sowohl denen von überholenden Kfz als auch die von Radfahrern zu parkenden Autos einzuhaltenden und sich ggf. aufklärend einbringen sollen.
Ein Wunder!
Was ist geschehen? Hat es endlich auch mal einen Kollegen durch so einen „hab ich wohl übersehen“ Unfall erwischt, dass mit einem Mal von der üblichen Verfahrensweise, der Kontrolle der Opfergruppe, der Schwenk hin zu der Tätergruppe gemacht wird?
Oder … nein, ich bin doch Agnostiker, da denkt man nicht so. Aber vielleicht ja doch, hat der Herr doch mal Hirn runter geschmissen?
@ Jochen: Abwarten, abwarten.
Der ADFC Berlin hat in vielen Gesprächen mit der Polizei Berlin diese Forderung vertreten:
Kontrollen zur „Verhinderung von Unfällen mit Radfahrerbeteiligung“ ja, aber bitte Kontrollen zu den Hauptunfallursachen!
Hauptunfallursache Nr. 1 ist seit vielen Jahren der Abbiegeunfall! Verursacht von Pkw- und Lkw-Fahrzeugführern, die Rad fahrende beim Abbiegen „übersehen“ (überfahren!).
Schaun wir mal, wie die Kontrollen in dieser Woche aussehen.
Und morgen soll die Fahrradstaffel der Polizei vorgestellt werden!
Gestern und heute keine Polizisten bei solchen Kontrollen gesehen. Die sind vermutlich mit den Fußballfans beschäftigt. Oder die Polizei ist der Meinung, mit der Ankündigung schon genug gemacht zu haben.
Heute gab es mindestens drei konventionelle Kontrollen der Polizei, in denen Radfahrer kontrolliert wurden (Saarbrücker Straße, Brunnen-/Ecke Invalidenstraße sowie am Frankfurter Tor. Eine der angekündigten Kontrollen habe ich nicht gesehen.
Es geschehen noch Zeichen und Wunder.
Heute früh nachdem ich meine Kleine im Kindergarten abgeliefert hatte, konnte ich solcherlei angekündigte Polizeikontrollen live erleben.
Moll- Ecke Otto-Braun-Straße wurde von den Beamten höflich ein Radfahrer nach Überfahren der Kreuzung angehalten, der ebenso wie ich erst mal ziemlich erstaunt war, denn er war sich keines Fahrfehlers bewußt.
Die Beamten wiesen ihn (!!) dann darauf hin, dass laut Funkmitteilung ihrer Kollegen auf der anderen Strassenseite ein PKW-Fahrer ihn beim Abbiegen die Vorfahrt genommen und dabei gefährdet hatte.
Der Fahrradfahrer wurde dann gefragt, ob er der Polizei hierbei als Zeuge zur Verfügung stünde (das KFZ-Kennzeichen war wohl notiert worden), denn es werde mindestens ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet, oder ob er möglicherweise sogar eine Strafanzeige stellen stellen wolle.
Traurig finde ich hierbei nur den Fakt, dass der Radfahrer, wie so viele von uns zweirädrig mit Muskelkraft sich vorwärts bewegenden, an diesen Verkehrsverstoß des Autofahrers erst einmal überhaupt keinen Gedanken verschwendete, da dies für alle Vielradler fast schon die Normalität darstellt.
Derartige Polizeikontrollen sind mir auch noch nicht aufgefallen, dafürheute aber ein Lieferwagen, ausgerechnet von einem Fahrradladen, der einer Radfahrerin auf dem Radweg der Kaiserin-Augusta-Allee gefährdend die Vorfahrt nahm. (Mir nicht, da ich die Fahrbahn genommen habe.)
Ich kann mich auch noch an zwei Kandidaten in der letzten Zeit erinnern, die mich beim Rechtsabbiegen ausgebremst haben, wo leider mal ein Radweg verpflichtend war (Alt-Moabit, Siemensdamm).
Beides fällt mir schon auf und ist nicht Normalität. Wenn da ein Auto aber kurz vor mir abbiegt, mich dabei aber nicht beeinflusst, dann hat er mir auch nicht die Vorfahrt genommen. Ein Außenstehender kann das aber trotzdem durchaus so wahrnehmen. Evtl. ging es dem Radfahrer ja so, der da eben der Polizei den Fall bezeugen sollte.
Dazu ist man ja Zeuge und gibt seine subjektive Wahrnehmung wahrheitsgetreu an. Wenn man nicht gefährdet wurde, muss man das so sagen.
Derzeit bin ich nicht in Berlin und normalerwiese auch eher auf Seitenstraßen unterwegs. Wenn die Polizei die Kontrolle aber wirklich so durchzieht wie angekündigt, dann Hut ab – was bessere Zeitungen schon mitbekommen haben, kommt auch langsam bei der Polizei an, nämlich dass es auch unter Radfahrern Menschen gibt, die unter Verkehrsverstößen anderer leiden, statt selbst welche zu begehen.
Bernd Zanke erzählte mir in einem Gespräch mal von seiner Überzeugungsarbeit bei der Polizei – was wohl in den oberen Etagen gut ankommt, beim Nach-Unten-Sickern allerdings verwässert und von manchem ausgebremst wird. Vielleicht sind Hopfen und Malz doch nicht verloren 🙂
Gruß aus „Induktionsampel in einer Fahrradstraße“-Erfurt 🙂
berlinradler:
„Wenn man nicht gefährdet wurde, muss man das so sagen.“
Äh, das würde eine vollwertige objektive Wahrnehmung voraussetzen. Die ist aber nicht immer gegeben, daher würde ich hier lieber von „Wenn man meint/glaubt nicht gefährdet worden zu sein, …“
Eines der vielen kleinen Probleme besteht ja auch darin, dass m.E. gar nicht so wenige Mitmenschen nicht wirklich um Gefahren und Risiken wissen.
Kann sich ja mal selber fragen, was man unter einer Gefährdung versteht und zwar objektiv und subjektiv.
Ich selber erlebe einerseits viele Momente im Straßenverkehr, die objektiv betrachtet gefährdend waren bzw. sind, andererseits aber subjektiv längst nicht so wahrgenommen werden.
Bei der Frage nach einer objektiven Gefährdung, spielt dann vielleicht auch noch die Art des aufeinander treffens eine Rolle.
Ich reagiere vom Gefühl her auch deutlich unterschiedlich, je nachdem ob ich von einem Kfz oder einem anderen Radfahrer mit 0,5m Abstand überholt werde. – Daraus läßt sich rasch eine spannende Betrachtung von Verkehr an sich entwickeln…
„So ist das eben, wenn man Geradeausfahrer zwingt, rechts von Rechtsabbiegern zu fahren. Einfache Ursache, tödliche Wirkung.“
und wie wäre es anders? alle hintereinander, nicht wahr? also fahren wir dann alle 55 km/h im stadtverkehr. dann passiert das fast nicht mehr. nur sowas wie hier:
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/motorradfahrer-in-moabit-bei-unfall-schwer-verletzt,10809148,27868516,view,asTicker.html
einfache ursache, einfache lösung, einfach ein neues problem.
die neuen radschutzstreifen, die in geradeausspuren übergehen, während von links nach rechts die rechtsabbiegerspur kreuzt finde ich auch kein stück vertrauenerweckender als die konventionellen radstreifen. die neuen verlagern das problem schlicht 20 m nach vorne, dahin, wo alle noch richtig schön flott unterwegs sind.
insgesamt daher ein richtiger, guter ansatz der polizei.
@fab:
Der wesentliche Unterschied ist, dass die Autofahrer (und besonders LKW-Fahrer) beim Spurwechsel über einen Radfahrstreifen auf eine rechts davon liegende Rechtsabbiegerspur problemlos im Rückspiegel sehen können, ob Radfahrer kommen. Ein von hinten kommender Radfahrer ist lange im Rückspiegel sichtbar und fährt dann relativ zügig durch den toten Winkel hindurch. Wenn man als Radfahrer jedoch bis zur Kreuzung selbst auf einem Radweg ganz rechts fährt und der LKW bereits eingelenkt hat, dann ist man ziemlich lange im toten Winkel und wird viel leichter übersehen.
@jakob: Interessant, danke für die Erklärung. Es wäre in der Tat gut, wenn die Polizei (!) und Medien über solche Dinge mehr berichten würden.
Subjektiv angenehm finde ich es halt nicht, wenn ich auf so einer Spur an der roten Ampel stehe und rechts von mir die Rechtsabbieger zügig in die Kurve rauschen, irgendwann wirds grün und dann rollt links auch schneller Verkehr vorbei. Besonders abends ist das regelmäßig so. Es wäre bei solchen Führungen wichtig, dass sie mindestens visuell zum Abbremsen „einladen“, durch schmalere Spuren vielleicht, einen eher kleinen Kurvenradius und eine breite Radspur. Und Tempo 30, zumindest auf dem Schild.
Dass das Sicherheitsgefühl sehr subjektiv ist, erlebt man ja in vielen Lebensbereichen. Letztendlich muss man wohl Kompromisse eingehen. Ein Stadtverkehr, in dem alle Angst haben, bringt nichts außer Vermeidungsverhalten. Und ein Stadtverkehr, in dem alle subjektiv sicher fahren, aber massenhaft verunglücken, bringt auch nichts. Viele der moderneren Maßnahmen für den Radverkehr sollen ja die eierlegende Wollmilchsau sein, nämlich das Sicherheitsgefühl und die Sicherheit stärken. Gerade das Allheilmittel „Radstreifen“ wird ja derzeit sehr unkritisch postuliert.
Die o.g. unvereinbaren Parameter zeigen ja schon, dass keiner „die Lösung“ präsentieren kann.
Aber zum „Hintereinanderfahren“ – klar kann das an der Strecke schwer funktionieren, da die Geschwindigkeiten zwischen motorisiertem und nichtmotorisiertem Verkehr zu unterschiedlich sind. Aber was ist im Kreuzungsbereich? Wenn die Abbiegerquote nicht übermäßig hoch ist, kann man doch ohne Probleme vor oder hinter den Abbiegern stehen.