Das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur in Baden-Württemberg hat die Erstellung eines Gutachtens mit dem Titel: „Sicherheitspotentbaile durch Fahrradhelme – Einordnung der Bedeutung des Fahrradhelmes bei den Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit und Instrumente zur Erhöhung der Helmtragequote“ öffentlich ausgeschrieben.
In der Auftragsbeschreibung heißt es ganz neutral: „In Bezug auf Fahrradhelme gibt es trotz zahlreicher Untersuchungen, Kommissionen und Diskussionen noch zahlreiche offene Fragen. Mit einem Gutachten möchten die Verkehrsministerien der Länder Baden-Württemberg und Thüringen die Datenbasis für die Diskussion verbessern und so einen Beitrag zur Versachlichung leisten.“
Welcher Art „Versachlichung“ das Ministerium wünscht, wird im nächsten Absatz klar: „Bei dem Gutachten geht es nicht alleine um die Frage einer Helmpflicht, sondern auch darum wie unabhängig von einer Helmpflicht eine höhere Helmtragequote erreicht werden kann. Es sollen dabei auch die Akzeptanz einer möglichen Helmpflicht und die Auswirkungen auf die Fahrradnutzung betrachtet werden. Ein weiteres Ziel der Untersuchung ist die Auseinandersetzung mit gängigen Argumenten gegen das Tragen eines Fahrradhelms.“ Das Gutachten soll einen „Erkenntnisbeitrag zur Verkehrssicherheitsdiskussion“ leisten.
Angebote für das Gutachten können bis zum 13. Februar 2014 um 12:00 Uhr eingereicht werden. Der Zuschlag für die Studie soll bis Ende März 2014 erfolgen, danach beginnt der Auftrag, der eine maximale Laufzeit von 18 Monaten haben soll.
Chef des Stuttgarter Verkehrsministeriums ist Winfried Hermann, ein glühender Verfechter der Helmpflicht. Herrmann lässt keine Gelegenheit aus, für eine verpflichtendes Tragen von Fahrradhelmen zu werben. Zuletzt hatte er im Juni 2013 im Mannheimer Morgen eine Helmpflicht für Radler gefordert.
Ausschreibung MVI Baden-Württemberg: Sicherheitspotentiale durch Fahrradhelme
Prima. Studie in Auftrag geben, aber schon vorher wissen, welche Schlüsse daraus zu ziehen sind. Oh (Her)Mann…
Wirklich erstaunlich, wie schwer es offenbar ist, so eine Ausschreibung ergebnisoffen zu formulieren.
Eigentlich auch schade, dass man beim Thema Sicherheit und Radfahren immer nur die Frage nach Helmen stellt. Wir haben ja beispielsweise besonders viele Radfahrerunfälle bei grüner Ampel, so dass ich mir beispielsweise Fragen in diese Richtung vorstellen könnte.
Ich denke mal, als Privatperson kommt man nicht an die Ausschreibungsunterlagen. Die Vorgaben würden mich schon sehr interessieren.
In dieser „ergebnisoffenen“ Ausschreibung heißt es:
„Als wichtige Grundlage des Gutachtens sind die Ergebnisse einer Expertenkommission aus Thüringen zu berücksichtigen,“
Der Titel des genannten Abschlussberichts dieser „Expertenkommission“ lautet: „Fahrradhelme – wirkungsvoller Schutz vor Kopfverletzungen“
(wer es lesen möchte: http://www.verkehrswacht-bruchsal-bretten.de/dokumente/Abschlussbericht_Expertenkommission_Fahrradhelm.pdf)
Das Ergebnis fest; die Ausschreibung ist also die Suche nach einem „Mietmaul“. Eventuelle Zweifel sind beim Blich auf die Zusammensetzung dieser Expertenkommission schnell zerstreut:
1 Unfallchirurg
2 x TÜV
1 x DEKRA
1 x ADAC
7 Leute von verschiedenen (KFZ-)Versicherungen, verstärkt durch Ellen Haase
2 x Verkehrsunfallforschung, TU Dresden
1 x Deutscher Verkehrssicherheitsrat
1 x Landesverkehrswacht Thüringen
1 x Hannelohre-Kohl-Stiftung
1 ADFC Verkehrsreferent
1 Marketing- Mensch des Zweirad-Industrie-Verband e.V.
last, but not least: der Leiter des Geschäftsbereiches Sport/Sportstätten Landessportbund Thüringen
„ergebnissoffen“ geht jedenfalls anders
Ich überfliege gerade den Bericht. Schon auf Seite 8 kommt das kalte Kotzen:
„Zum anderen gehören sie [Jugendliche und Kinder, Anm. berlinradler] zu den „ungeschützten“ Verkehrsteilnehmern, wenn sie als Fußgänger und Radfahrer unterwegs und nicht durch eine versteifte Karosserie, Knautschzonen oder Airbags geschützt sind.“
Merke: Bei jedem Tempo ist man im Auto sicherer als außerhalb. Sicherheitswirkungen auf andere hat die Nutzung eines Autos natürlich nicht.
Nur wenige Sätze im gleichen Absatz später verknüpft man Unfallhäufigkeit, u.a. mit Todesfolge, mit der Helmtragequote. Nicht mal der Ansatz einer Bemühung ist zu erkennen, ob wenigstens Kopfverletzungen betrachtet wurden.
Im Kapitel 3 kommt man dann mit belastbaren Zahlen:
„Die Datenbank der Unfallforscher der Versicherer zeigt, dass 73% der Helmträger, die mit einem Kfz zusammenprallten, am Kopf unverletzt geblieben sind (AIS 0) – gegenüber nur 46% bei den Nichthelmträgern. Im Bereich schwerer Verletzungen (AIS 3-4) lagen dagegen nur 2% der Helmträger, aber 17 % der Nichthelmträger.“
Das, muss ich zugeben, liest sich aus meiner Sicht als starkes Pro-Argument.
Schön, und vielleicht viel zu klein, ist dieser Satz:
„Deshalb ist es wichtig, dass bei der Planung von Verkehrsflächen der Stand der Technik und die einschlägigen Regelwerke beachtet werden.“
Es wird ja selten offen zugegeben, dass bei der Planung von Verkehrsflächen für Radfahrer in Deutschland die Regelwerke in den meisten Fällen nicht beachtet werden. Warum dieser Aspekt gegenüber dem Kopfschutz gerne so wenig ausgeleuchtet wird, dass das glatt als „Unter den Tisch fallen“ durchgeht, ist mir ein Rätsel. Ich kann nur unterstellen, dass die entsprechenden Regelwerke dem Autofahrer ungenehm sind, weil sie ihm teilweise Kompromisse abverlangen. Insofern ist die Tatsache, dass so viele Radwege regelwidrig gebaut werden, ein starker Hinweis darauf, dass zunächst die Belange von Autofahrern im Mittelpunkt stehen. Tatsächlich ist der Helm ja auch eine Maßnahme, die den Autoverkehr nicht tangiert.
Ein Untersuchungsbericht mit dem Thema „Regelkonforme Verkehrswege – wirkungsvoller Schutz für Radfahrer“ wäre ja auch zu schön.
Wiglaf Droste. „Ein Grüner ist erst dann richtig glücklich, wenn er anderen etwas verbieten kann.“
W. Hermann ist ein Musterbeispiel.
ja, liest sich belastbar. aber ist das so monokausal? oder könnte nicht auch eine tendenziell andere fahrweise von helmträgern zu anderen unfallsituationen, flugphasen und landungen führen? ein ambitionierter radfahrer ist anders unterwegs als ein f’hainer schluffiralder.
Um wieviel häufiger brachen sich die Helmträger den Kiefer oder das Genick? Oder wird das mit zu den Kopfverletzungen gezählt und der Helm schützt auch da, obwohl FE-Simulationen was anderes ergeben haben?
Nunja, diese Zahlen geben ja nicht die Unfallquote wieder, sondern zeigen, wieviele Unfälle in Kopfverletzungen endeten. Ich denke nicht dass man da mit unterschiedlichen Radfahrertypen gegenhalten kann.
In Spanien will die Regierung Fahrradhelmepflicht verhängen
@ Christoph: Danke für den Hinweis – Da bleibt mir echt die Spucke weg.
@ Sascha und Holger: Ich denke man muss nicht die positive Wirkung von Fahrradhelmen an sich in Frage stellen. Auch als Nicht-Helmträger bin ich sicher, dass mir statistisch gesehen ein Helm bei einem Unfall mehr nützen als schaden würde. Letztlich geht es sowohl individuell als auch von Seiten des Gesetzgebers immer um eine Abwägung. Bisher ist die Abwägung für/wider Helmpflicht immer gegen die Helmpflicht ausgegangen und ich kann nicht erkennen, dass eine neutral ausgeführte Untersuchung hieran etwas ändern sollte (kann mich aber auch irren, deshalb untersucht man sowas ja schließlich). Eine voreingenommene Studie wie es diese hier offensichtlich sein wird, kann die Frage nicht weiter klären und ist im Sinne eines Erkenntnisgewinns rausgeschmissenes Geld. Aus Sicht der Auftraggeber sind es natürlich gut investierte Steuermittel.
tu ich nicht. ich frage mich nur, ob dass der einzige grund (ein grund ist es ganz sicher) ist, der zu diesen zahlen führt.
damit der helm seine positive wirkung entfalten kann, muss der kopf irgendwo gegen knallen. von unfällen, bei denen die radfahrer mit ihrem kopf irgendwo gegen knallen, war aber nicht die rede. bei einem zusammenstoß mit einem kfz ist das aber nicht zwangsläufig der fall.
und ich halte es für möglich, dass der fahrertyp einen einfluss darauf haben kann, ob der kopf irgendwo gegen knallt. (z.b.: wenn ich mich nicht an den rechten rand quetsche, wird die bordsteinkante nicht so dicht an meinem kopf sein, wenn ich nach dem freiflug über die motorhaube auf der straße lande. macht einer beim sturz nicht oder macht er ’ne coole stuntmanrolle? oder irgendwas dazwischen? welchen einfluss hat meine geschwindigkeit auf den verlauf des unfalls nach dem zusammenstoß?) und für äußerst wahrscheinlich, dass die helmträgerquote vom fahrertyp abhängt.
Ja, da stimme ich prinzipiell zu. Aber zunächst mal sehen die Zahlen ja vorteilhaft für Schutzwirkung von Helmen aus und warum sollte ich mich verrenken, um mögliche Faktoren herauszufiltern, die hier das Bild verschoben haben könnten? Genauso gut könnte es ja Faktoren geben, die die reale Schutzwirkung sogar noch stärker in den Vordergrund treten ließen. Der Punkt ist für mich, dass man bei einer solchen Bewertung nicht stehenbleiben dürfte, sondern sich das Gesamtsystem ansehen müsste. Es wird aber doch bei dieser konkret angstrebten Studie deutlich, dass der erste notwendige Schritt einer wertfreien Untersuchung der Schutzwirkung noch nicht einmal beabsichtigt ist. Wie kann man dann erwarten, dass mit dem erbetenen Ergebnis „Helme schützen so sehr, dass man eine Helmpflicht rechtfertigen kann“ irgendeine positive Entwicklung für den Radverkehr/die Sicherheit von Radfahrern beabsichtigt ist.
Ich für meinen Teil bezweifle nicht im Geringsten, dass ein Helm meine Chancen – egal ob bei Kollision mit kfz oder bei Alleinunfall -nennenswert verbessern wuerden. Aber darum geht es wie ich finde doch gar nicht. Denn dasselbe gilt dann selbstredend auch für Fussgänger und für Autofahrer. Für Letztere denke ich wohl, sogar noch weit stärker.
Fahrradhelme rauspicken und von Autofahrerhelmen nicht reden, ist wie die graesslichen Lungenbilder auf Zigarettenpackungen bei gleichzeitig schneeweissen Autos statt zwangsweiser, grossflaechiger Abbildung zermatschter Kinder auf sämtlichen Autokarosserien.
Hier geht es für mich wirklich einfach ums Prinzip. Und es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass nach der Fahrradhelmppflicht die innerstaedtische Fussgaengerhelmpflicht – zunächst natürlich nur für Kinder :-\ – an der Reihe wäre.
Schöne grüße aus Thailand (unfreiwillig)
helmlos Motorroller fahrend. Fahrraeder gibt es hier irgendwie nicht mehr. Da koennen wir uns ueber den Trend in D/B echt freuen….
ps: das „unfreiwillig“ bezog sich auf Thailand. Nicht aufs helmlos fahren 🙂
Selbst, wenn man das Thema nur auf den Verkehr einengt, ist es schwer nachzuvollziehen, warum man beim Helm auf möglichst zu sehr strengen Vorschriften kommen möchte – sich das nur nicht traut, weil die Bürger (noch?) nicht so recht mitziehen möchten – bei häufigen Unfallarten aber letztendlich nach dem Motto verfährt: „Shit happens“.
Eine ehrlich geführte Debatte um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer würde sich jedenfalls nicht immer nur um den Helm drehen, sondern häufige Unfallursachen auch mal benennen und Gegenkonzepte erarbeiten. Fahrradsicherheit sieht derzeit in den Medien und bei der Polizei so aus, dass auch Radfahrer sich an die Regeln halten sollen und dabei einen Helm tragen. Das wars.
Ganzheitle Ansätze zur Unfallreduktion liest man allenfalls noch vom VCD oder den Nicht-Auto-Verkehrsvereinen.
Letztendlich verhöhnt man mit solchen Studien die gefährdeten Verkehrsteilnehmer, weil man ihnen löchrige Scheinlösungen anbieten will und ihnen die Schuld – warum trug er auch keinen Helm – in die Schuhe schiebt.
Meinst du vielleicht auch gar nicht so, aber das wäre mir nun doch etwas zu dünne. Mir geht es nicht ums Prinzip, sondern darum, dass ich alltäglich vielerlei Gefahren ausgesetzt bin, die ich ganz individuell nach meinen Erfahrungen, meiner körperlichen Verfassung, nach meinem Wohlbefinden einordne und abwäge und in diesem ganz konkreten Fall des Helmtragens empfinde ich selbst so viele Nachteile bei der Benutzung, dass ich weniger Freude am Radfahren hätte und es mithin wirklich weniger praktizieren würde. Helmpropaganda und erst recht eine Helmpflicht sind nicht geeignet, das Radfahren insgesamt sicherer zu machen, auch wenn die Helmbenutzung in einer individuellen Unfallsituation auch aus meiner Sicht mehr Vorteile als Nachteile haben dürfte. Ein Investitionspaket, dass Radwegbreiten und -führungen überall nach mindestens ERA durchsetzen würde, dass kurze Wege und sichere Querungen anbieten ließe, kombiniert mit Aufklärung und Kontrolle der wirklichen Gefahren (Rechtsabbieger, Geisterradler) wäre ein echter Sicherheitsgewinn. Aber der ist eben nicht mal per Verordnung zu haben, sondern nur mit Umdenken. Weil überproportional viele besoffene Dauerautofahrer als Gelegenheitsradler sich auf dem Weg von der Kneipe nach Hause die Birne aufhauen, kann man doch Helmtragen nicht als einzig mögliches Verhalten eines „verständigen Menschen“ hinstellen. Krank ist das.
(… und hilft noch nicht mal den Besoffenen, weil die sich den Helm nicht mehr richtig aufsetzen können… )
@berlinradler: Herr Hermann hat diese Untersuchung bereits vor Monaten angekündigt, versehen mit dem Hinweis, daß es keinen Zweifel an der Wirksamkeit von Fahrradhelmen gibt, und dies deshalb auch nicht untersucht werden muß. Eine ergebnissoffene Studie war und ist nicht vorgesehen.
Zur Studie der Versicherer:
Es werden dort die Zusammenstöße betrachtet, nicht die Zahl der Verkehrsteilnehmer. Wie man in jedem Forum oder auch im privaten Kreis durch einen Schnelle Umfrage feststellen kann, haben Helmträger wesentlich Häufiger Unfälle mit Kopf/Helmberührung als Fahrradfahrer ohne Helm.
Während Helmgegener oft Jahrzehnte ohne schwre Unfälle oder Kopfverletzungen unterwegs sind, können Helmträger meist berichten daß ihnen der Helm schon mehrfach das Leben gerettet hat. Was genau dazu führt, das man mit Helm ein so wesentlich größeres Risiko eingeht in einen Unfall verwickelt zu werden, das sollte mal gegenstand einer Studie sein.
Die Art dieser Diskusionen finde ich immer witzig. „Quatscht nicht über Helme, macht liber Radwege“….hä?
Das erinnert mich an den Typen im Supermarkt, der den Regalauffüller anmault, weil er gerade Gemüse und keine Kornflakes auffüllt.
Typisches Egodenken.
Bei mir ist es so, dass mir Radwege am Ar*** vorbei gehen und trage lieber nen Helm.
Menschen, die langsam genug fahren, dass ein Radweg für sie sinn macht, brauchen vieleicht auch gar keinen Helm. Bis sie mal bei 3 km/h umgekippt sind und ihr Schädel aus einer geschätzen Fallhöhe von 2m auf den Boden knallt.
Mein Got Leute, nur weil hier ein Artikel rund ums Thema Radhelm gepostet wird, heißt es doch nicht, dass an anderer Stelle nicht über Radwege nachgedacht wird.
Ich persönlich halte ein Helmtragepflicht auch für unsinnig, aber das Helm Tragen für sehr sinnvoll.
Anderer Seits würde ich nie so eine hässliche bis lächerliche Warnweste tragen. Gesehen werde ich auch so…zumindest lässt die viele Huperei darauf schließen. 😉
@ Klemmi: abgesehen davon, dass es nach den gängigen Testverfahren für _ausschließlich_ diejenigen Sinn macht, einen Helm zu tragen, die „mal bei 3 km/h“ umkippen, kann eine solche Auftragsstudie mit vorgegebenem Ausgang eben just dazu führen, dass eine Helmpflicht eingeführt wird, etwas was du persönlich ja auch für unsinnig hältst. Die nächste Studie mit vorgegebenem Ausgang wird sich dann natürlich auf Warnwesten beziehen, deren Tragepflicht ich persönlich auch für unsinnig halte, aber das Benutzen für sehr sinnvoll 😉
@ Radschwarzfahrer: Diese Beobachtung kann ich von meiner bisherigen über 40jährigen helmlosen Radzeit zwar bestätigen – aber damit bleibt man eben im subjektiven. Schade um das Geld für die Studie.
Obwohl… ich frage mich inzwischen, ob man zum Sinn und Unsinn von Helmen überhaupt irgendeine weitere Studie benötigt. Es scheint sich ja nun mal abzuzeichnen, dass Helme eine Schutzwirkung auf den einzelnen Unfall bezogen haben können, die Rolle im Gesamtverkehrsgeschehen aber kaum wirklich positiv nachweisbar ist. Daher sollte man das ganze auch dabei belassen: Wer sich persönlich damit sicherer fühlt, sollte auch einen Helm aufsetzen können, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen, aber als gesellschaftliche Vorgabe per Gesetz sollte man so etwas tunlichst nicht installieren – jedenfalls nicht unter dem Label „besser für die Menschen“
Helmpflicht, Warnwestengebot usw…alles Kinkerlitzlichen. Ich warte nur auf den Tag bis der Ruf nach Nummernschildern für alle Fahrräder wieder lauter wird. Dann werde ich zum Renegat!
und schon wieder hat ein rechtsabbiegender LKW, der eine berliner Radfahrerin auf dem Radweg platt macht:
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/friedrichshain-lkw-ueberrollt-radfahrerin,10809148,26225760.html
Hätte die ma nen Helm uff jehabt wär da nüscht passiert – wa?!
Angenommen:
Du rollst ganz gemütlich ohne Helm zum Supermarkt und ein PKW nimmt Dir die Vorfahrt. Du landest mit gebrochener Nase, Rippenbruch und Schleudertrauma in der Notaufnahme. Du bekommst – darauf wette ich – automatisch Mitschuld, weil kein Helm. Deine Kranken- und Unfallversicherungen werden sich mit der Begründung „grob fahrlässiges Verhalten wegen Radfahrens ohne Helm“ aus der Leistungspflicht verabschieden. Dass Dich auch der sicherste Fahrradhelm bei dem Unfall nicht geschützt hätte, wird ignoriert. Dir bleibt, Die Kosten über den Rechtsweg bei der Versicherung einzuklagen. Erfolg hängt vom Wohlwollen des Richters ab.
Viel Spaß
Da es im weitesten Sinne zu diesem Helm-Thema passt, hier ein interessantes Urteil: http://celleheute.de/olg-celle-keine-helmpflicht-fuer-fahrradfahrer-oder-etwa-doch/
Es gibt also doch noch Richter mit Realitätssinn in Deutschland:
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Zu der Kollision sei es aber allein gekommen, weil die Beklagte nach links in ein Grundstück habe einbiegen wollen und dabei ihrer Rückschaupflicht nicht nachgekommen sei. Zudem sei bislang auch nicht hinreichend nachgewiesen, dass Sturzhelme signifikant zur Abwendung von Kopfverletzungen führten. Jedenfalls sei aber das Ausmaß des Schutzes nur schwer zu qualifizieren. Allein die tendenzielle Schutzwirkung des Fahrradhelmes begründe jedoch noch keine allgemeine Helmtragepflicht.
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Glaubt irgendjemand daran, dass wir von diesem Urteil in der überregionalen Medienlandschaft auch nur annähernd soviel hören werden, wie von dem Schleswiger Urteil? Ich nicht.
Im Rahmen der Unfallbilanz 2013 zieht auch Inneminister Gall unsinnige Schlüsse aus den veröffentlichten Zahlen:
Auf den Straßen in Baden-Württemberg verunglückten 2013 insgesamt zwar weniger Menschen als im Vorjahr. Aber die Zahl der tödlich verunglückten Fahrradfahrer ist von 44 auf 52 gestiegen – also um mehr als 18 Prozent. „Erschreckend finde ich, dass 70 Prozent der getöteten Fahrradfahrer keinen Helm trugen“, beklagte Innenminister Reinhold Gall bei der Vorstellung der Verkehrsunfallbilanz für 2013 am Freitag, 21. Februar 2014, in Stuttgart.
Untersuchungen der Bundesanstalt für Straßenwesen im Jahr 2012 hätten ergeben, dass zwei von drei Kindern bis zehn Jahren innerorts einen Radhelm tragen. Bei den Erwachsenen dagegen seien es gerade vier bis 13 Prozent. „Für die allermeisten Kinder ist das Helmtragen eine Selbstverständlichkeit. Aber der Großteil der Erwachsenen kommt in dieser Hinsicht seiner Vorbildfunktion nicht nach“, mahnte Gall. Er kündigte an: „Wir werden daher auch weiterhin Initiativen unterstützen, die das Helmtragen fördern. Denn Helme können echte Lebensretter sein!“
Wenn nur 13% der Radfahrer einen Helm tragen sind auch nur max. 13% Helmträger unter den Toten zu erwarten. Es sind aber 30%. Wie kommt der Minister da auf eine lebensrettende Wirkung von Helmen ?
[…] an Markus für den […]
was sind den : Sicherheitspotentbaile?