Es hat sich einiges getan bei der Berliner Fahrradschau, Presse und Blogs sind voll des Lobes. Es würde mich freuen, wenn die Aussteller ein ebenso positives Fazit ziehen können.
Ich kann die Gesamteindrücke nicht in einen Beitrag quetschen und will das auch nicht versuchen. Ich fange daher einfach mal mit ein paar Einzeleindrücken an. Die Reihenfolge ist keinesfalls als Rangliste zu verstehen.
Mehr Mode
Im direkten Vergleich zum Vorjahr fiel mir auf, die Modeabteilung ist größer und modischer geworden, man verzeihe mir das Wortspiel. Es wirkte durchgestyled und erinnerte entfernt an eine Mischung aus „Bread & Butter“ und die Auslage bei H&M.
Da ich formatbedingt keine große Begeisterung für Skinny Jeans oder enganliegende Trikots aufwarten kann, habe ich mich eher für funktionale Kleidung und Taschen interessiert. Mir wurde aber von feinsten Wolltrikots etc. vorgeschwärmt.
Kuriertaschen waren überall, nicht nur an den Besuchern zu sehen (gerne auch klatschenass mit Schneematschtropfen) sondern auch von diversen Ausstellern. Das Rad neu erfunden hat meines Erachtens nach keine der Firmen, es freut mich aber, die Option zu haben für moderates Geld eine lokal hergestellte Tasche für den Rücken oder den Gepäckträger erstehen zu können wie von Bagjack, Parsley Bags oder Feewerk und auch Fahrer haben größeres Zubehör als die bekannten Hosenclips ausgestellt.
Mir persönlich gefallen haben die Regencapes in „zivilen“ Farben von Cleverhood, einem US-amerikanischem Unternehmen aus Providence (Rhode Island). Im Gegensatz zu den üblichen Capes, die den Träger zur Warnboje mutieren lassen sieht man hier tatsächlich noch wie ein relativ normal bekleideter Mensch aus.
Dann ist mir aufgefallen, dass von diversen Firmen intensiv daran gearbeitet wird, den Helm schick zu machen, oder wenigstens dafür zu sorgen, dass es nicht so aussieht als wäre man Teil einer Invasionsflotte von Vognor8.
Als Mensch, der unter dem Rampensauerschen Damoklesschwert der Helmpflicht konstant nach tragbaren Helmen sucht, um für den Ernstfall vorbereitet zu sein, habe ich die Innovationen in Sachen schützender Kopfbedeckung immer irgendwo im Hinterkopf, auch wenn nichts über eine gepflegte Schiebermütze auf dem Rad geht.
Etwas intensiver habe ich mich mit den Produkten von Rockwell beschäftigt, ein kurzes Gespräch geführt, der Stand war optisch für mich der ansprechendste, man merkt den Design-Hintergrund der Unternehmer deutlich. Wenig Text, klare Linien und schön drapierte Produkte.Der Minimalismus hat mir durchaus zugesagt.
Das Produkt auch, für einen Helm zumindest, es handelt sich um eine art feste Schale, in der ein Innenfutter und darin eingearbeitete mit Granulat gefüllte Halbkugeln sitzen. Die Außenschale wirkt ähnlich „stabil“ wie herkömmliche Helme, der Sitz allerdings ist bedeutend besser. Das Granulat in den Halbkugeln passt sich gut an die Kopfform an. Ein magnetischer Clip (scheint inzwischen eine Art Standard zu sein, Helt hat diese ebenfalls verbaut) rundet das ganze ab.
Der Helm hat kein Verfallsdatum wie normale Helme und verliert seine Schutzfunktion nicht, wenn er mal herunter fällt.
Mir gefiel insbesondere durch diese Alltagstauglichkeit, was die Leute aus Düsseldorf da vorstellen konnten.
Weiter ging es mit der mir bekannten Ribcap aus der Schweiz, einer Art Mütze mit eingebauten Schaumstoffprotektoren, die mich leicht an Panzerfahrerhelme erinnert. Viele Farben, viele Modelle für verschiedene Wetterbedingungen. Der Tragekomfort ist der einer dicken Mütze, die Schutzwirkung ist gefühlt aber leider ähnlich, ich weiss nicht, ob so etwas den Ramsauerschen Forderungen genügen würde. Bequemer als eine irgendwie geartete Styroporkonstruktion ist die Ribcap aber allemal.
Weiter ging es zu Helt . Helm mit Tarnkappe scheint hier das Konzept zu sein, kennt man von anderen Herstellern „urbaner“ Helme schon. Sieht hier aber deutlich weniger nach Helm aus obwohl das Innenleben einem herkömmlichen Helm sehr ähnelt. Von Radlerkappe über Chapka,Sonnenhut bis Cowboyhut geht das Programm der Mützen die austauschbar sind, dem Ausleben der inneren Modepuppe steht also wenig im Weg.
Dass ich was über Mode und Helme schreibe, hätte ich selbst nicht von mir erwartet. Bald dann mehr über interessantere Sachen von der Messe.
„Bald dann mehr über interessantere Sachen von der Messe.“
och… fand ich jetzt aber nicht uninteressant. 😉
Guter Text!
Vognor8 ;D !
Wenn ich mit so einem Regencape und einem grünen Rockwell unterwegs bin, denken die Leute noch, die Bundeswehr patroulliert jetzt auf Rädern. 😉
beim regencape hätte ich ja eher sorgen, dass man von einer windböe umgeworfen wird. wer an windigen tagen die große kreuzung an der urania befährt kann das bestätigen. durch die bebauung wird der wind an einigen stellen der kreuzung stark kanalisiert. da muss sich schon ganz dagegenwerfen, um nicht umzufallen
Hab‘ mal so einen Helt probegefahren. Ging gar nicht. Kochte mein Gehirn in kürzester Zeit auf 40 Grad, und das im April. Außerdem möchte ich einen doch lieber einen Helm, der die einschlägigen Testnormen erfüllt. Wenn ich schon sch… aussehe.
Diese grauen Capes erinnern mich irgendwie an Bruce Willis in „Unbreakable“. Aber Über 200 $ wollte ich dafür nicht ausgeben, obwohl ich mal ne neue Regenjacke bräuchte…auf jeden Fall ein lesenswerter Artikel 🙂
Hoffentlich hat die Messe auch etwas Signalwirkung auf die normale Bekleidungsindustrie, die ihre „sportliche Freizeitkleidung“ bislang offensichtlich an Autofahrern, Wanderern, Nordic Walkern und sonstigen Fußgängern ausrichtet. Ich suche seit Wochen vergeblich eine Allzweckjacke für den Sommer, welche fahrrad- und alltagstauglich sein sollte. Wenn ich das Rad abstelle, möchte ich nicht als offensichtlicher Radfahrer wie ein Kanarienvogel oder Rentnertrekker durch die Gegend spazieren, daher auch kein Helm. So eine Jacke sollte körperbetont, aber nicht so eng wie eine Radsportjacke sein, hinten etwas länger und ohne eine unnütze Kapuze, regenresistent aber luftdurchlässig. anthrazit oder schwarz, damit man beim Reifenwechsel oder Berührungen mit dem Fahrrad keine sichtbaren Flecken bekommt. Gibt es derzeit in Frankfurt am Main nicht. Jacken nur zu kurz, zu weit, mit Flatterärmeln und lächerlichen Kapuzen. Oder dann gleich so trekking- und radsportmäßiges Zeug. Alltagsradfahrer sind bei den Klamottenmachern offensichtlich noch kein Thema.
Wenn man sucht kann man schon die Perlen finden. Da ich auch nicht auf die typischen (Renn-) Radsachen stehe, habe ich mich früher sehr gut mit Kleidung aus dem Kletterbereich beholfen. Da gibt es einfach sehr starke Überschneidungen in der Funktionalität, die auch den Anforderungen von Radfahrer entsprechen. Davon sind einige Teile auch jetzt, nach teilweise 20 Jahren, noch immer im Gebraucht. Ein schlichter einfarbiger Marmot Fleece Pulli mit langen Rücken, eine kurze Hose von älf, die seit mehreren 10000km immer noch topp aussieht. Oder zwei alte schlichte Protective Jacken, eine dünne Wind- und Regenjacke und eine komplett schwarze kurze Snowbordjacke. Da ist im Winter vor allem die innen liegende Schneeschürze sehr angenehm, da sie verhindert das es von unten durch die Jacke zieht.
In jüngerer Zeit gibt es ja inzwischen viele junge kleine Firmen, die den Radfahrer entdeckt haben. Meiner Meinung nach aber leider auch oft mehr auf Design, als auf Funktionalität getrimmt. Da habe ich öfters mal das Gefühl, das sie nicht wirklich Ahnung haben was Fahrradfahrer wirklich brauchen.
Es gibt aber auch gute Sachen. Auf der Fahrradschau habe ich mir eine graue Trousers Hose von swrve für 70 Euro gekauft. Im Internet hätte ich sie bestimmt nicht gekauft, davon abgesehen das ich die Firma bisher auch nicht gekannt habe. Aber auf der Messe sie in die Hand nehmen zu können und anzuprobieren, hat mich dann überzeugt. Das ist ja gerade auch das Schöne auf solchen Messen. Auf interessante Produkte zu stoßen und sie wirklich in Augenschein nehmen zu können. In so fern hat mich auch die Fahrradschau begeistert.
Das der Trend aber auch inzwischen bei den großen Firmen ankommt, zeigt derzeit H&M mit seiner BLB Kollektion. Da habe ich mir die Jeans und das Jackett zugelegt. Lewis ist ja auch seit einiger Zeit mit der Commuter Serie dabei. Ich denke da werden auch in nächster Zeit noch andere große Firmen nachziehen. Die Nachfrage sollte einfach da sein. Die kleinen Firmen machen es vor.
Es gibt also schon ansprechende Kleidung, ist aber natürlich auch immer eine Frage des eigenen Anspruchs, und des Findens.
Ganz ehrlich…die Rockwellhelme sehen doch aus, wie die Teile, die die Raketentechnikerschurken in den alten Bondstreifen auf dem Schädel hatten. Wo bei der o.a. Bundeswehrvergleich auch ganz gut passt.
Da trage ich ja dann doch lieber nen „klassischen“ Helm, wie er seit Jahren in den Geschäften liegt.
Ansonten könnte die „Radshow“ mal ein wenig merh Werbung machen. Habe diese Veranstaltung leider erst durch div. Rückschauen (wie diese hier) registriert. Schade.
Hallo Lipska, weißt du noch, welches Modell du von helt-pro® zur Probe gefahren hattest?
Die Kollektion hat sich in den letzten Monaten um zahlreiche Sommer- als auch Wintermodelle Modelle erweitert. Alle Sommermodelle besitzen ein eingenähtes Mesh-Material, welches den Schweiß sehr gut absorbiert. Zusätzliche 10 Lüftungsöffnungen sorgen gleichzeitig für eine optimale Belüftung, sodass es eigentlich zu keinem Hitzestau kommen dürfte.
@kl: Probier mal was von Fjällräven.