Hier in Groningen haben wir das Grün für Radfahrer in alle Richtungen eingeführt, weil insbesondere für linksabbiegende Radfahrer die Wartezeit sehr lang war. Nun gibt es grün für alle zur gleichen Zeit. Man startet und schaut nach links, ob andere Radler kreuzen, dann ist es gewissermaßen Verhandlungssache, wer zuerst fährt. Man redet miteinander, man hat Augenkontakt, das ist der große Vorteil, wenn man auf dem Fahrrad sitzt.
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Sowas wird es in Deutschland NIE geben! N E V E R
naja, sag niemals nie…
Und wenn, dann passiert das Folgende: „autistische“ Radfahrer fahren blind durch, die Radfahrer, die ihre Umgebung wahrnehmen, bremsen – zu ihrer eigenen Sicherheit. Auch eine Form der Entschleunigung. Na danke.
Beim Tempo-30-Thema wurde ja angerissen, dass mit geringeren Geschwindigkeiten auf einige Ampeln verzichtet werden kann. Mag gewöhnungsbedürftig wirken, ich kann mir aber vorstellen, dass bei der im Video zu sehenden Ampelschaltung sehr wenig passiert.
Und wie lang steht man da als Radfahrer?
Ich kann’s mir nicht wirklich vorstellen. Zuerst bekommt der Fahrbahnverkehr abwechselnd grün. Und die dritte Phase sind die Radfahrer?
D. h. alle warten länger. Und Radfahrer haben noch „feindliche Verkehrsströme“.
Das ist doch ein bescheuertes System.
Mit Gleichberechtigung wird das so nie was, die Radfahrer werden nur noch mehr den Fußgänger gleichgestellt.
@ Martin: Nur weil Du Dir das nicht vorstellen kannst, soll das nicht funktionieren und in den NL haben sie ein bescheuertes System für Radfahrer?
Die aktuellen Ampeln haben doch auch feindliche Verkehrsströme. Mag ja sein, dass die eigentlich Nachrang haben, weil sie Abbiegen – in der Realität halten sie sich so oft nicht daran, dass es einem „gleichberechtigten“ System durchaus gleichkommt.
Wenn man Ampeln sicher machen will, muss man also so oder so mehr Wartephasen für alle einführen. Eine Alternative wäre, die Abbiegeströme gesondert zu signalisieren.
Das jetzige Ampelsystem mag ja vergleichsweise kurze Wartezeiten als Vorteil haben – dafür produziert es einen toten Radfahrer nach dem anderen und auch Fußgänger kommen oft unter die Räder, können sich aber besser durch Sprünge schützen.
Es mag chaotisch wirken in dem Video, aber feindlicher Radverkehr, der mich sieht, ist mir lieber als tonnenschwere Fahrzeuge mit toten Winkeln.
also die Kommentare hier in diesem Blog sind immer ganz schön negativ und destruktiv. Alles wird sofort niedergemacht und kritisiert. Freut euch doch mal dass es so was lustiges und cooles wie dieses funktionierende Chaos gibt. Das ist doch herrlich, wie die dort rumwuseln auf dieser riesigen Kreuzung ganz ohne Autos!
Die Deutschen sind es gewohnt im Straßenverkehr Recht zu haben. Daher wirkt das Rundumgrün befremdlich. Anderes Beispiel: In Frankreich gibt es an beampelten Kreuzungen keine lange „tote“ Sicherheitsphase, bevor der Querverkehr Grün bekommt. D.h., wenn in Frankreich die Ampel von Grün auf Gelb umschaltet, bekommt gleichzeitig (!) der Querverkehr schon Grün. Trotzdem fahren sich an Pariser Kreuzungen die Menschen nicht haufenweise zu Klump. Man passt eben auf und verlässt sich nicht auf „Rechthaberei“. Ist eben alles eine Mentalitätsfrage . . . 😉
Wenn das der Ramsauer sehen würde und dazu noch alle ohne Helm!
Apropos soziale Interaktion: Bei 1:09 wird statt eben dieser lieber geschubst, denn Radler sind auch nur der Durschnitt der Gesellschaft…und apropos Mentalität, wenn ich morgens an den Ampeln großer Kreuzungen stehen und gün bekomme, so stehen auf der Kreuzung meist noch 1-2 Autos, um die man sich dann mehr oder weniger geschickt rumschlängeln darf. Wenn das keine französischen Verhälnisse sind, weiss ich auch nicht… 😀
@ Christoph: oooch, das können wir schon alle vertragen, wir halten ja auch Nahüberholer aus, dagegen sind Verbalinjurien und argumentative Tiefschläge doch pillepalle.
@ hamburgize: ja, das denke ich auch. Es kommt aber sogar noch erleichternd hinzu, dass sich Radfahrer (und Fußgänger) eben auch direkt ansehen können. Im massenhaften Auftreten erwarte ich eigentlich keine Blindflüge, ist ja auch in der Fußgängerzone am Samstagnachmittag nicht anders.
Die sind einfach weiter als wir, die Niederländer. Jedes Verkehrswesen entwickelt sich und die haben halt schon eine lange Strecke Fahrradwesen hinter sich. Und klar, es ist eine Mentalitätsfrage. Die meisten Deutschen kämen damit wahrscheinlich wirklich erstmal(!) nicht zurecht. Dass alle Radfahrer anderen Radfahrern gegenüber kooperativ sind, gehört auch ins Reichen der Märchen.
Und aus der Rubrik „neulich“: Fahre mit Freundin nebeneinander durch den Fahrradstraßen-Teil der Bergmannstraße. Kommt so ein Typ auf dem Rad an uns vorbei: „Ey könnt ihr nicht hintereinander fahren, wie es sich gehört.“
Das sind die Typen, die kein Geld mehr für’s Auto haben und dann frustriert auf das Scheißfahrrad steigen müssen und sich weiterhin verhalten, als säßen sie noch im Auto. Ätzend.
Hmm. Irgendwie schon bezeichnend, dass sogar in einem kurzen Filmchen, dass wohl eher das Funktionieren des Systems zeigen soll, als das Nichtfunktionieren, tatsächlich – wie @Dgl mit Adleraugen richtig gesehen hat – ein handgreiflicher Konflikt zwischen zwei Radfahrern bei 1:09 ins Material geraten ist :0
An deutlich weniger stark befahrerenen Kreuzungen hätte ich allerdings auch keine Zweifel, dass sowas gut funktionieren kann – wenn die Wartezeit auf so eien Ultragrünphase akzeptabel bleibt, was nur auf Kosten der Wartezeiten der anderen Verkehrsteilnehmerarten möglich wäre. Wobei da widerum von Fußgängern nichts mehr zu holen wäre, sonst gäbe es ne Revolution. Fußgänger sind ja eh schon die Gearschten in Sachen Wartezeit.
So wie es im Video aussieht, errinert es mich stark an die sich alle 3 Minuten zwischen 8:30 und 9:30 am Rosa-Luxemburg-Platz wiederholende Situation, wenn 20 -35 gleichzeitig in Dreiherreihe startend versuchen sich auf der Kreuzung in einen Geradeausfahrer- und 3 verschiedene Linksabbiegerströme (Torstraße, rosa-luxemburg-str, linienstr.) zu sortiern versuchen und sich dabei um bereits bei Rot an den Kreuzungseckpunkt losgefahrene rumstehende Radfahrer, die noch nichts vom Grün mitbekommen haben herumschlängeln und dabei noch versuchen nicht in die Straßenbahnschienen zu geraten…
Das in Groningen sieht mir so aus, wie dieser Zustand x 4.
Für mich nicht wirklich ertrebenswert.
Aber wie gesagt: An weniger stark frequentierte Kreuzungen wahrscheinlich ziemlich ok.
> Aber wie gesagt: An weniger stark frequentierte Kreuzungen
> wahrscheinlich ziemlich ok.
Dann kann man da die Ampeln aber auch gleich weglassen, dann gilt „rechts vor links“, und die Hoffnung, daß das auch die hippen Friedrichshain-Prenzlauer-Berg-Radfahrer irgendwann begreifen, will ich noch nicht ganz aufgeben.
Und rechtsabbiegende Autos sind für Fahrradfahrer kein Problem, wenn Fahrradfahrer auf den lebensgefährlichen Schwachsinn des rechts neben den Autos fahren verzichten. Aber das geht in die entsprechenden Wollköpfe nicht hinein.
Ich hab hier nur Video ohne Ton :-(… Kamen denn die Radfahrer/Fußgänger auch zu Wort, welche Variante sie besser finden – klassisches Warten an der Ampel oder dieses diagonal crossing – ??
Nein, interviewt wird lediglich die Verkehrsplanerin Hille Talens und die sagt in etwa den Text, den ich dem Video vorangestellt habe.
Diese Ampelschaltung wird ja wie folgt begründet: „weil insbesondere für linksabbiegende Radfahrer die Wartezeit sehr lang war.“
D. h. hätte man keine strikte Trennung bei der ganz stinknormales Linksabbiegen unmöglich wäre, bräuchte man nicht solche Klimmzüge.
Was anderes, wo sind denn die Fußgänger? Oder gibt’s keine mehr, weil die bei dem Gewusel unter die Räder kommen?
@Oli, lustige Story mit dem „wie es sich gehört“. Da erinnerte ich mich an ein anderes Erlebnis. Ich wollte von einer Seitenstraße nach links in den Müggelschlösschenweg einbiegen. Das ist ein Waldweg in Köpenick, der nur für Anlieger frei und extrem wenig Kfz-frequentiert ist. Da von rechts ein Radfahrer kam und ich ihn weder ausbremsen noch selbst unnötig warten wollte, bog ich einfach langsam nach links ein und blieb erstmal auf der linken Seite in der Hoffnung, er würde mich rechts überholen. Das tat er mit dem schimpfenden Hinweis aufs Rechtsfahrgebot und meine Wartepflicht ihm gegenüber. Auf einer fast 2 Spuren breiten asphaltierten Straße soll man, wenn kein Kfz dort ist, immer noch so fahren, als wäre man selbst eins .. na wers mag.
Eine andere Story, ebenfalls im Wald, waren zwei ältere Damen, die auf der linken Seite des Waldwegs fuhren. Kein Problem, sie hatten mich bemerkt und ich überholte sie rechts. Was wiederum zu einer Belehrung führte.
Auch als Fußgänger auf einem gemeinsamen Geh- und Radweg wurde ich schon darauf hingewiesen, dass ich doch links oder rechts (ich weiss nicht mehr) zu laufen habe.
Die Gehirnwindungen, die sich für den übertriebenen Kfz-Verkehr verdreht haben, muss man erstmal entflechten. Fußgänger brauchen untereinander fast gar keine Regeln, Radfahrer relativ wenige. Aber wenn man damit nicht anfängt, wirds nie was.
Finde das super. Die Holländer sind eben schon wesentlich weiter. Ist grün – kann man schlimmstenfalls noch mit Radlern oder Fußgängern zusammenstoßen. Wesentlich harmloser als mit LKWs oder Geländewagen. Natürlich nichts für Rechthaber. Aber dafür umso cleverer. Und Helm tragen sie auch nicht. Wozu auch.
kalle schreibt:
Donnerstag, 24.11.2011 um 14:11
Nein, interviewt wird lediglich die Verkehrsplanerin Hille Talens und die sagt in etwa den Text, den ich dem Video vorangestellt habe.
Na, dann wäre es doch interessant zu wissen, ob sie mit der neuen Regelung besser klarkommen. Ich schätze mal, nach einer gewissen Eingewöhnungsphase ist das Fußgänger-/Radfahrer-Gewusel angenehmer als gefühlte Stunden an der roten Ampel zu warten.
@berlinradler
Ich find’s aber schon angebracht, wenn sich Fußgänger UND Radfahrer auf einem gemeinsamen Weg rechts halten, um dem Schnelleren ein Überholen ohne Slalom zu ermöglichen. Wenn man sich erdreistet zu klingeln, wird man oft angemault. Dabei kann ich ja nicht hellsehen, wohin der Fußgänger genau in dem Moment springt, wo ich an ihm vorbeifahre.
@Prokrastes
Ooch probier’s einfach selber aus, in die Niederlande ist’s ja nicht so weit und Groningen ist eine schöne Stadt. Ich war im Sommer dort und das Rundum-Grün funktioniert tatsächlich.
In den Niederlanden gibt’s das Kfz-Abbiege Problem nicht, weil der Radverkehr vom motorisierten Verkehr getrennt wird. Es wird gemacht, um die subjektive Sicherheit zu erhöhen.
Unsere Bedenken werden möglicherweise davon gespeist, dass ein Radfahrer, der einem entgegen oder von der Seite kommt für einen gefährlich ist (der weiß nicht was er tut und kennt die Regeln nicht…) Das ist in den Niederlanden aber anders. Dort wird ständig im Pulk gefahren und die Radfahrer sind geübt. Sie fahren (wegen der subjektiven Sicherheit) bereits als Kleinkinder mit dem Rad.
Die Wartezeiten müssen nicht lang sein, es ist ja nur eine Frage der Länge der anderen Phasen.
Ich finde diese Idee ausgezeichnet. Ich bin bekennende „kurz vor grün“-(natürlich nur geradeaus oder rechts ab)-Fahrerin, weil ich so Konflikte mit rechts abbiegenden Autos vermeide. Das einzige Risiko besteht aus „kurz nach grün“-Radlern aus der Querstraße. Es funktioniert wunderbar, es hat sich auch noch kein Autofahrer darüber aufgeregt. Auch ein Niederländer, der im Frühjahr oder Sommer als Praktikant von seinen Rad-Erfahrungen in Berlin schrieb, praktiziert dieses „Ampel-Vakuum“. Wir Radfahrer können uns doch – im Gegensatz zu Autofahrern in ihren Käfigen, untereinander verständigen. Ich glaube auch, dass so eine Maßnahme der manchmal ekligen Rechthaberei entgegenwirkt. Und wenn es zu Handgreiflichkeiten zwischen zwei Radfahrern kommt, ist das doch harmlos im Vergleich zu den tödlichen Unfällen durch abbiegende KFZ.
Ich bin viele Jahre in Münster mit dem Rad (alte Gazelle, 635er Felgen, 3-Gang, YEAH!) unterwegs gewesen und musste eben spontan an den Prinzipalmarkt, speziell am Übergang zur FuZo denken. Wenn man weiß was dort regelmäßig für ein Gewusel abgeht, kann man sich sehr gut vorstellen, dass das in Groningen funktioniert. Zumal niederländische Radfahrer um einiges erfahrener und disziplinierter unterwegs sind, als es hierzulande vorstellbar ist!
@Ulrike, es gibt „sinnvolles Verhalten“ und es gibt die Regeln. Wenn man jemanden auf etwas aufmerksam machen möchte, dann geht das nur anhand der Regeln – denn sinnvoll findet jeder etwas anderes.
Auf gemeinsamen Geh- und Radwegen dürfen Fußgänger laufen wie sie wollen. Sie dürfen sich als Fußgänger verhalten und müssen in der Gruppe auch nicht zwingend Platz für eventuell kommende Radfahrer machen. Sie dürfen flanieren und zur Seite treten, ohne sich vorher nach hinten zu orientieren.
Als Radfahrer auf solchen Wegen heisst es deshalb: Extreme Vorsicht.
[…] für eigene, geschützte Grünphasen zum Beispiel. Und da das Rad eben kein Auto ist, kann man auch solche verrückte Sachen machen – gleichzeitiges Grün für […]