Wie berichtet hat die Berliner Polizei in den vergangenen zwei Wochen intensiv „Kontrollen zum Schutz aber auch zur Überwachung von Radfahrern“ vorgenommen. Trotz einer sinkenden Anzahl von Unfällen mit Beteiligung von Radlern seien im letzten Jahr immer noch 4.834 Radfahrer verunglückt. Hauptursachen seien das das Befahren von Gehwegen durch Radfahrer und die Benutzung von Radwegen in verbotener Richtung. Autofahrer würden Radfahrer überwiegend durch gefährliches Fehlverhalten beim Abbiegen und durch Missachten der Vorfahrt gefährden.
„Die Berliner Polizei richtete während der Schwerpunktaktionen ihr Hauptaugenmerk deshalb auf diese Hauptunfallursachen und überwachte vorwiegend dort, wo Radfahrer im vergangenen Jahr vermehrt verunglückt waren. Insgesamt sind 1.574 Kraftfahrer angehalten worden, weil sie sich gegenüber Radfahrern falsch verhalten hatten. 68 wurden zum Beispiel angezeigt, weil sie beim Rechtsabbiegen den Vorrang parallel fahrender Radfahrer ignoriert hatten. Weitere 140 Kraftfahrer missachteten das Rotlicht an den überwachten Kreuzungen. 8.945 Radfahrer wurden nach einem Fehlverhalten angehalten und überprüft.
Gegen 4.114 Radfahrer schrieben die Beamten Ordnungswidrigkeitsanzeigen, weil sie z. B. Gehwege oder Fußgängerzonen befuhren (907), sich auf Radwegen verbotenerweise in Gegenrichtung bewegten (457) oder rotes Ampellicht missachteten (1.793). Darüber hinaus wiesen 1.083 Fahrräder so erhebliche Mängel auf, dass Mängelberichte gefertigt werden mussten. Auch wurden wieder vier so genannte „Fixies“ festgestellt, Fahrräder ohne jegliche Sicherheitsausstattung wie Bremsen, Beleuchtung und Klingel. Die Fahrer müssen bei wiederholtem Antreffen mit der Sicherstellung ihrer Räder rechnen.“
Pressemeldung der Berliner Polizei Nummer 1027 vom 13.04.2010 – 12:40 Uhr
Wenn weniger Kraftfahrer als Radfahrer angehalten werden, sagt das schon alles. Trotz vergleichbarem Unfallschuldanteil wie die Radfahrer machen Kraftfahrer scheinbar weniger falsch – erstaunlich.
Wenn 1574 Kraftfahrer angehalten wurden, wegen falschen Rechtsabbiegens aber nur 68 Anzeigen geschrieben wurden, dann
a) wurden die meisten Kraftfahrer nur ermahnt oder
b) gab es noch andere Verkehrsverstöße, wegen derer Anzeigen geschrieben wurden.
Ich tippe auf a). Wenn das zutrifft, werden Kraftfahrer eher ermahnt, Radfahrer erhalten eher eine Anzeige.
Naja was solls, die „Schwerpunktaktion“ ist zu Ende und ab sofort interessiert sich kein Polizist mehr für Verkehrsverstöße.
na zumindest wurde überhaupt auf die rechtsabbieger bei den radfahrerkontrollen geachtet.
1500 die sich belehren lassen mussten, hoffentlich warens alles lkw`s.
…ich bin heuer nur einmal so einem Kontrollpunkt begegnet: An der Schönhausser Richtung Norden kurz vor den Allee-Arcaden – ausgerechnet an einem Stück der Straße, wo Radfahrern sicher noch nie etwas passiert ist. (ja solche Abschnitte gibt es an dieser Straße ;-))
Da haben sie es sich einfach gemacht: ca. 10 – 15 „Man in Black“, haben den Radweg blockiert, Radfahrer rausgefischt und bemängelt… Das war die reinste „Radweg-Wegelagerei“. Autos wurden da garantiert nicht angehalten.
Man hatte das Gefühl, die suchen nach Terroristen, Menschenhändlern oder Heroinschmugglern.
Für mich jedenfalls ein deutliches Zeichen, dass die Rennleitung noch lange nicht ihre Hausaufgaben gemacht hat. Dass das eine Aktion FÜR die Radfahrer gewesen sein soll – ein Witz.
Gefühlt würde ich dieser Statistik (leider) Recht geben: von 10 Radfahrern verhalten sich nach meiner Erfahrung 5 falsch oder haben Fahrräder, die nicht verkehrssicher sind. Bei Autos würde ich – ebenfalls gefühlt – das Verhältnis mit 10:1 ansetzen.
Bitte nicht falsch verstehen: ein Autofahrer, der sich grob falsch verhält, gefährdet damit i.d.R. in deutlich größerem Maße andere Verkehrsteilnehmer als ein Fahrradfahrer. Es gibt aber einfach mehr Radfahrer, die Regeln „regelmäßig“ ignorieren als Autofahrer.
Dass bei manchen Polizeikontrollen Willkür herrschte möchte ich hingegen nicht ausschließen. Ich habe jedoch keine einzige Kontrolle gesehen, fahre aber auch nur selten durch die „hot spots“.
Ich bin zur Zeit leider zum Fußgehen verdammt. Dadurch habe ich viel Zeit für eine Außenansicht, insbesondere beim Busfahren. Wenn man sieht, wie viele Leute Radfahren, fragt man sich wirklich warum so wenig passiert.
Die reinste Anarchie.
Also ich wurde 2x angehalten, das erste mal Wildenbruchstrasse/ Ecke Sonnenallee und das zweite Mal auf der Manteuffelstrasse in Tempelhof, bemängelt wurde bei beiden Kontrollen, dass die Reflektoren fehlen. Also hinten, vorne und die Katzenaugen. Beim ersten Mal kam ich mit einer mündlichen Ermahnung davon, beim zweiten Mal meinten die dann doch das ich mit 10€ zu rechnen hätte.
Also ich empfand diese Kontrolle als absolut lächerlich, da mein Fahrrad überdurchschnittlich gepflegt und gewartet wird und die Reflektoren aus optischen Gründen weichen mussten.
„Es gibt aber einfach mehr Radfahrer, die Regeln “regelmäßig” ignorieren als Autofahrer.“
@bikeblogger: Da stimme ich Dir nicht zu. Stichwort „Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit“. Das ist ein Regelverstoß, der so ziemlich von jedem Autofahrer nahezu konstant begangen wird. Und dazu noch ein gefährlicher und gefährdender. Da kommen Radfahrer nie ran.
@chris, volle Zustimmung. Dem Phänomen, dass das Verhalten der Autofahrer meist positiver aufgenommen wird als das der Radfahrer, habe ich mich schon in zahlreichen Beiträgen gewidmet. Interessant finde ich dabei, dass die Unfallzahlen dieser Beobachtung stark widersprechen – was von Autofahrern dann oft mit „aber Autofahrer machen die Fehler nicht absichtlich“ kommentiert wird. Letztendlich kann man sich einer Verzerrung von Sichtweisen bei übertriebener Massennutzung des Autos wohl nicht entziehen.
Wie von „Wegelagerer“ bereits angemerkt, ist die Aussage, dass an „Unfallschwerpunkten“ kontrolliert worden sei eine freche Behauptung! Ich habe keine Kontrolle an richtigen „Unfallschwerpunkten“ gesehen, aber jede Menge an den Fahrrad Hauptverkehrswegen – den „Schlagadern“ sozusagen. Alleine Am Columbiadamm fanden an zwei Stellen -in beiden Richtungen(!)- regelmäßig Kontrollen statt.
Das ist keine Notwendigkeit, sondern Schikane, und Beschäftigungstherapie für gelangweilte Verkehrs-Bullen! Sowas bringt Leute die es vielleicht gerade mal mit dem Radfahren ausprobieren möchten schnell dazu wieder aufs Auto umzusteigen.
@GreenHU: Ich stimme Dir vollkommen zu. Viele Radfahrer benehmen sich tatsächlich so, als wären sie allein auf der Straße. Das hat aber auch einen erziehenden Effekt auf die Autofahrer: wenn einem einmal ein Radfahrer fast ins Auto gefahren ist, paßt man höllisch auf. Deswegen passiert so wenig (relativ gesehen).
Ich kenne beide Seiten aus eigener Erfahrung, die des Autofahrers als auch die des Radpendlers. Und von beiden Standpunkten aus habe ich absolut kein Verständnis für Radfahrer, die leichtsinnig Vorfahrt und Ampeln mißachten oder die ohnehin engen Radwege in falscher Richtung fahren. Und als Fußgänger schon überhaupt gar nicht. Wem schon mal an einer auf Grün schaltenden Fußgängerampel beinahe der Kinderwagen von einem farbenblinden Radler umgenietet wurde weiß von was ich rede.
@Wegelagerer
Jo, genauso hatte ich mir das vorgestellt: einfach auf den Radweg stellen und anhalten. Da kann man ja auch locker jede Menge Radfahrer abfangen.
Bei den Pkw wird das sicher anders abgelaufen sein oder haben sie sich das auch auf die Fahrbahn gestellt und gerufen: Bitte aussteigen! ???
Autos kontrollieren ist einfach mit mehr Aufwand verbunden, da kontrollieren wir einfach ein paar tausend weniger.
chris schrieb:
„@bikeblogger: Da stimme ich Dir nicht zu. Stichwort “Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit”. Das ist ein Regelverstoß, der so ziemlich von jedem Autofahrer nahezu konstant begangen wird. “
Stimmt. Wenn ich Auto fahre, was nur noch selten mal der Fall ist, fahre ich so wie es mir von meinem Fahrlehrer beigebracht wurde und wie es 95% aller anderen Autofahrer vor mir auch tun: Man überschreitet die zulässige HÖCHSTgeschwindigkeit um ca. „gute 5km/h“.
Insofern hast Du meine vollste Zustimmung. Es ist der Normalfall, jedoch in einem, wie ich finde, „gerinfügigem“ Vergehensbereich. Und genau so sehe ich auch die meisten der sog. Zuwiderhandlungen „der Radfahrer“ auch, sie finden in einem geringfügigen Bereich statt. Falsches Verhalten, aber es führt zu keiner erheblichen Mehrgefährdung, als sie ohnehin bereits vorliegt.
Es gibt auch ne Masse von z.B. Kleinampeln, da ist das konsequente Abwarten der Rotphase mehr als nur lächerlich. Wer kennt Köln? Die Venloer Straße? Da kommen im Bereich Ehrenfeld einige sehr kleine Sträßchen, als Einbahnstraße einmündend auf die Venloer und aufgrund des hohen Verkehrsaufkommen der Venloer und damit die Kraftfahrer aus der einmündenden Straße überhaupt ne Chance haben, gibt es dort halt ne Ampel. Was aber halt dazu geführt hat, dass man als Radfahrer dann an einer vielleicht 3m breiten Straße steht, wo niemand hineinfahren darf, aber auch niemand ankommt oder herausfahren möchte, man aber dennoch Rot hat und … nun ja.
Oder all die Ampeln wo ein Grüner Pfeil für Kraftfahrer vielleicht nicht angebracht wäre, für Radfahrer jedoch mehr als sinnvoll, zumal wenn man als Radfahrer direkt auf einen Rand- bzw. Schutzstreifen abbiegt. Dummerweise gibt es hierzulande keinen Grünen Pfeil für Radfahrer… Also? Denkt man sich gerne mal einen. Gefährdung? Praktisch nicht vorhanden, sofern man sich ansonsten normal verhält und es z.B. so hält, wie an einem existenten Grünen Pfeil.
Dennoch mache ich sowas nur sehr ungern und am liebsten nur dann, wenn ich allein an der Kreuzung bin, also beio Rot rechts rum.
@Jochen, die Geringfügigkeit mag bei den genannten 5 km/h vorliegen, zumal das etwa der Tachotoleranz entsprechen sollte. Die Geschwindigkeitsüberschreitungen sind aber meist höher und der Bremsweg steigt nicht linear, er verdoppelt sich beispielsweise etwa bei 70 statt 50 km/h. Überhöhte Geschwindigkeit ist in meinen Augen – schon aus physikalischen Gründen – eine der gefährlichsten Regelübertretungen. Leider auch die am stärksten bagatellisierte. Zu dem Thema habe ich leicht vertiefend einen Blogeintrag geschrieben:
http://berlinradler.blog.de/2010/03/08/tolerierte-verkehrsdelikt-8140454/
Man kann sich ja in der Unfallstatistik anschauen, welche Regelübertretung wie gefährlich ist. Da müsste die Polizei ihre Verkehrsüberwachung ganz schön umstellen.
Das ist alles richtig, Berlinradler. Und ja, das Argument meines damaligen Fahrlehrers, war genau die (damalige) Tachotoleranz und das da soooo genau keiner hingucken würde.
Mir wurde wirklich beigebracht und das auch abverlangt, immer so etwa 5 zu „klauen“. 70 bei vorgeschriebenen 50, sind aber keinerlei Geringfügigkeit mehr und ich sehe auch zu nie 60 zu fahren.
Es ging mir bei dem Beispiel aber nicht so sehr um das Tempo, sondern um die Wahrnehmung darum und damit. Die Wahrnehmung um ALL DIE VIELEN STÄNDIGEN Übertretungen der STVO, die beinah jeder so vollzieht und meist ohne darüber groß nachzudenken, oder es zu beabsichtigen.
Es hat sich einfach so „eingebürgert“. Man versucht halt im Verkehr möglichst konfliktarm oder -frei mitzuschwimmen. Das geht nur, wenn sich alle in etwa vergleichbar verhalten. Das Fehlverhalten wird zum Regelverhalten.
Dann kommt aber irgendein erhobener Zeigefinger und schon hat man das Problem der Wahrnehmung und der Abgrenzung. Ab wo beginnt etwas problematisch zu werden? Und bis wann oder wo, ist etwas eher kein Problem? Nur von unserer Wahrnehmung her.
Und dann kommt diese sogenannte Verkehrsüberwachung, hier die Schwerpunktkontrollen, die mit, gerade wenn es „gegen“ die Radfahrer geht, mit in dem Zusammenhang unglaublicher Schwarz-Weiß Malerei daherkommt und wo „der Radfahrer“ in einer Weise stigmatisiert wird, dass einen nichts mehr zu wundern braucht.
Tendentiöse Berichterstattung, gechönte oder verfälschte oder komplett falsche Auslegung von Statistiken, Polizei die sich tlw. nur rudimentär mit Verkehrsrecht und speziell den Dingen auskennt, die sie gerade angeblich überwachen oder kontrollieren soll, zweifelhafte Auswahl von dann so genannten Unfallschwerpunkten, die keine sind. Und so weiter…
Da kann sich nichts bessern. Weil das Kind mit dem Bade von Beginn ausgeschüttet worden ist. Beginnend in der Fahrschule, beginnend bei der frühkindlichen Verkehrsziehung (die die Bezeichnung meistens nicht ansatzweise verdient hat) und so kann man es beinah beliebig fortsetzen.
Auf keinen Fall aber läßt es sich dann nur an einer vermeintlichen Gruppe von Verlehrsteilnehmern, oder einem „Typus“ Verkehrsteilnehmer festmachen. Da hat einfach jeder sein Anteil dran – Staat wie Bürger.
Der eigentliche Erfolg dieser Aktion ist das riesige Echo in der Berliner Radszene. Es spricht sich herum, daß auch Radfahrer bei Regelverstößen belangt werden. Jetzt kann die Polizei getrost wieder ein halbes Jahr lang die Radfahrer in Ruhe lassen, wie vorher auch. Es gibt ja weiß Gott Wichtigeres zu tun. Und falls sich die Autolobby über Radler beschwert kann man ja auf die sehr erfolgreiche Aktion verweisen.
Die Kontrollen werden ja auch immer schön angekündigt. Also nächstes Mal einfach die zwei Wochen lang streberhaft fahren. Danach kann man wieder zum gewohnten Fahrstil zurückkehren.
@Jochen, das finde ich sehr interessant (und schockierend). Ich bin in der Fahrschule immer genau nach Tachonadel gefahren, solche „Toleranzen“ wurden mir nicht beigebracht. In Bezug auf Radfahrer habe ich, soweit ich mich erinnere, nichts nennenswertes auf den Weg bekommen. Ein guter Spruch ist mir bis heute in Erinnerung: „Wer es eilig hat, der sollte nicht Auto fahren!“ Seither hatte ich es eigentlich fast immer eilig.
bin selbst intensiver Radfahrer in Berlin, nicht nur als Transportmittel sondern auch sportlich. Ich weiss daher wirklich, wovon ich spreche und bin überzeugt, dass Berlin eine umfassende Aufklärung und Information der Radfahrer dringend notwendig hat.
Als Fussgänger und Jogger im Tierpark muss ich leider fast jeden Tag feststellen, dass ein erschreckend grosser Teil der Radfahrer in Berlin erschreckend unzureichende Kenntnisse der Strassenverkehrsordnung, der Gehweg- und Parkregeln haben:
– Viele benutzen einfach gewohnheitsmässig die Bürgersteige, selbst in Fahrradstrassen wie der Linienstrasse. Klingeln gilt als Aufforderung an Fussgänger, gefälligst auszuweichen.
– Einige Parks (z.B. Tiergarten, Spreeufer) dienen insbesonders morgens und abends als Berufstransport-Rennstrecke. Rücksicht auf Fussgänger wird total ausgeschaltet.
– Erschreckend viele haben keine Ahnung von den Schildern vor Parkzugängen, die eindeutig Rücksicht auf Fussgänger einfordern.
– Bremsen ist auf Gehwegen ein Fremdwort: die meisten suchen eine Lücke zwischen den Fussgängern und rasen durch. Ich selbst wurde auch schon mal angefahren, weil nicht genug Platz war.
– Touristengruppen (insbesonder Fat Tire Bike Tours) nehmen als Horde die ganze Wegbreite im Tierpark ein, wackeln sehr unsicher auf den Cruisern, sind offenbar zu Hause nicht wirklich Radfahrer und erkennen oft viel zu spät, das vor ihnen ein Fussgänger geht.
Als Radfahrer fällt auf:
– Radwege werden oft in der falschen Richtung benutzt.
– viele Paare und auch Gruppen fahren wie selbstverständlich nebeneinander im Strassenverkehr um zu plaudern.
– Rechtsabbiegende Autofahrer haben kaum eine Chance, schnell fahrende Radfahrer zu erkennen. Hier müsste zum Schutz der Radfahrer eine Nachrangregel für die Radfahrer her. Das wäre vielleicht nicht gerecht, aber sicherer. Radfahrer sollten auf rechtskommende Autofahrer achten müssen und Vorrang gewähren, alles andere erscheint mir nicht realistisch, denn deshalb gerade ist ja rechts überholen im Autoverkehr nicht erlaubt.
– Zwischen Reichstag und Bundeskanzleramt macht die Strasse einen Rechtsknick, der für Autos Gebot ist, Radfahrer sind aber ausgenommen. Zu meinem Erschrecken beobachtete ich dort vor Kurzem eine alte Dame, die geradeaus weiterfuhr, während auf ihrer linken Seite ein Auto kurz vorm abbiegen war. Die Dame verhielt sich zwar rechtlich korrekt, aber dennoch nicht vorteilhaft zum Schutz ihres Lebens. Sie hatte offenbar Glück, einem Autofahrer begegnet zu sein, der die Verhältnisse kannte. Bei einem Ortsfremden wäre sie heute vermutlich tot.
@Tom, die Schwerpunktkontrollen der Polizei blenden die meisten der von Dir genannten Punkte aus. Gerade im Zusammenspiel Fußgänger / Radfahrer möchte ich Dir beipflichten, da sind viele Radfahrer eine Katastrophe.
Bezüglich der Rechtsabbieger kann ich mich ja nur wiederholen. Kaum ein Radfahrer fährt über 30 km/h. Wenn das schon zu schnell ist, um in eine Kreuzung einzufahren, dann ist man sicherheitstechnisch definitiv schlechter gestellt als Autofahrer, die sogar mit 50 km/h oder mehr in Kreuzungen einfahren können. Das spricht eben nicht für Radwege. Wenn man diese beibehalten und trotzdem etwas ändern möchte, muss das ja nicht zwangsläufig zum Nachteil der Radfahrer geschehen. Denkbar ist ja z.B. eine eigene Rechtsabbiege-Signalisierung an allen Radwegkreuzungen. Das bisherige Konzept „Auto gefährdet -> Radfahrer muss sich zurücknehmen“ muss man ja nicht bis in die Perfektion fortführen.
Wie Tom schon ausführt, nicht nur das Zusammenspiel Radfahrer/Fussgänger ist (in beide Richtungen) eine Katastrophe, sondern auch das zwischen Radfahrern. Gerade die Benutzung von Radwegen in die falsche Richtung ist ne Pest, und stört mich sicher häufiger als Fehlverhalten von Autofahrern (letzteres wird aber dann öfters gefährlicher – siehe Rechtsabbieger).
Ist aber halt der Grundsätzliche Unterschied zwischen Kraftfahrzeugnutzern, die irgendwann wenigstens mal Regelkunde für den Führerschein erwerben mussten, und Radlern, von denen ein Bodensatz überhaupt keine Ahnung oder Lust hat, irgendwelche Regeln zu befolgen.
…nicht dass ich für sklavische Regeltreue plädieren würde… 😉
Ich kann nicht einschätzen, wie viele Radfahrer einen Führerschein haben. Vielleicht mehr als man denkt. Wenn ich z.B. normal gekleidete 40-50-jährige am Wochenende auf dem Fahrrad dahinwackeln sehe, natürlich auf dem Bürgersteig, dann denke ich schon, dass die eher Auto fahren und „ihresgleichen“ ja nicht behindern wollen.
Mit der Regelkunde ist es bei Autofahrern auch nicht sehr weit. Kürzlich habe ich mal wieder ne erschreckende Erfahrung gemacht. Da war ich in einem Brandenburger Ort zu einem Fest eingeladen. Irgendwann beschwerte sich ein Nachbar darüber, dass so viele Autos auf dem Grünstreifen neben der Fahrbahn parken. Nun wurde diskutiert, wo man denn parken könne – und das wusste von ca. 5 anwesenden Autofahrern kein einziger! Die dachten tatsächlich, dass man auf der Fahrbahn generell nicht parken darf.
Meine Theorie ist, dass das Regelwissen der meisten Verkehrsteilnehmer sich so ziemlich auf Ampeln und die einfacheren Vorfahrtregeln beschränkt.
@berlinradler und @markus…
kann euch da nur zustimmen. Die StVO-Regeln werden zunehmend ignoriert. Das beobachte ich bei Autofahrern, Radfahrern und auch Fußgängern.
Leider ist auch richtig, daß ein Teil der Radfahrer keine ausreichenden Regel-Kenntnisse hat.
@Tom…
Deinen Beitrag von heute hast Du auch an den ADFC geschickt.
Dein Schlußsatz lautet: Gerne arbeite ich auch an Maßnahmen zur Behebung dieser Probleme mit.
Dazu lade ich Dich gerne ein.
Der ADFC führt zwei Radfahrkurse „Sicher Radfahren in Berlin“ im September durch. (s. auch Beitrag in diesem forum)
Kontakt: radfahrkurs@adfc-berlin.de oder http://www.adfc-berlin.de/verkehrssicherheit
Naja ob jemand der Autos Vorrang gegenüber dem geradeausführenden Fließverkehr einräumen will weil sie ihn sich eh nehmen notfalls charakterlich für einen Kurs sicheres Radfahren in Berlin geeignet ist weiss ich jetzt nicht so richtig.
Das Recht des stärkeren gilt eben nicht, wenn man eine Situation als Autofahrer nicht einschätzen kann, weil die Radfahrer vermeintlich zu schnell sind oder die B-Säule zu dick darf man eben nicht fahren, es gibt kein recht auf freie fahrt nur weil man der stärkere Verkehrsteilnehmer ist.