Die versteckten Kosten des städtischen Autoverkehrs

In der Fahrradnewsgroup de.rec.fahrrad wurde kürzlich über die Kostensituation des Autoverkehrs diskutiert. Dabei ging es um die Frage, ob die Autofahrer sich zurecht als Melkkuh der Nation sehen. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat dies bereits im Jahre 2005 genauer untersucht und kam zu dem Ergebnis, dass die ungedeckten Kosten – also das, was trotz Einnahmen wie beispielsweise Parkgebühren und Kfz-Steuer noch fehlt – pro Kopf in der Größenordnung von 100 bis 150 Euro pro Jahr liegen.

Zur Ermittlung der Einnahmen und Ausgaben für den Autoverkehr wurden Haushaltsangaben aus 15 Städten analysiert. Als Einnahmen wurden hierbei Steuern und Parkgebühren herangezogen, als Ausgaben neben dem Straßenbau auch die Kosten für den Unterhalt und Bau von Parkplätzen, Straßenreinigung, Straßenbeleuchtung, Straßenentwässerung sowie Mehraufwendungen für Polizei, Feuerwehr u.v.m.

Spitzenreiter der Pro-Kopf-Mehrausgaben in dieser Studie ist Düsseldorf mit etwa 250 Euro. Den Einnahmen von ca. 25 Millionen Euro im Jahr 2004 standen Ausgaben von 167 Millionen Euro entgegen. Berlin ist in der Studie leider nicht enthalten.

Die Studie findet sich hier.

Falls mal jemand ein Argument braucht, warum er nicht auf dem „von uns Autofahrern bezahlten ‚Radweg'“ fährt 🙂

15 thoughts on “Die versteckten Kosten des städtischen Autoverkehrs

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  1. Immer, wenn Bezirksverordnete die Einrichtung einer Parkzone beschließen, wird die Gebührenhöhe für die Anwohnerparkausweise gleich mitbeschlossen: „Der Bewohnerparkausweis wird für maximal zwei Jahre für ein bestimmtes Fahrzeug ausgestellt. Die Ausstellung ist gebührenpflichtig. Die Gebühr beträgt derzeitig 20,40 Euro.“ Für weniger als einen Euro im Monat kann man sein Auto dann bequem vor der eigenen Haustür parken. Man müsste die Kosten für einen Parkausweis auf einen Euro pro Tag anheben, das hätte vielleicht Auswirkungen im alltäglichen Straßenbild.

  2. das problem is, dass sich die zu 100% überzeugten autofahrer davon nicht beeindrucken lassen werden. man kann genausogut ner mauer erklären, sie sei jetzt ein osterhase 😉

  3. Fairer Weise muss man ja sagen, dass ein Radfahrer viele der genannten Einrichtungen (Fahrbahnen, Straßenentwässerung etc.) auch benutzt und benötigt. Andere wiederum benötigt man als Radfahrer nicht (z.B. Parkplätze) und verursacht generell auch geringere Kosten (Fahrbahnverschleiß, weniger Unfälle etc).

    Sofern man das wirklich auf das Niveau „ich zahle mehr als Du für die Straßen“ herunterbrechen will, wovor sich auch einige Tageszeitungen nicht scheuen, dann wird man sich bei näherer Betrachtung die Augen reiben.

    Würde man nur das, was man durch Autofahrer einnimmt, in Bau und Unterhalt von Straßen stecken, wäre die Situation bald so schlimm, dass viele bereit wären, mehr zu bezahlen.

    @Philip, naja uns 100% überzeugte Radfahrer wird die Gegenseite ebenso als Mauer empfinden 😉 Man kann eben immer nur Argumente austauschen und versuchen, Kompromisse zu schließen.

  4. Interessant wäre es zu wissen, was man denn so als Radfahrer für Kosten verursacht.

  5. Das mag komisch klingen, aber die Frage halte ich für schwerer beantwortbar als die, was der Autoverkehr kostet.

    Man könnte z.B. den Ansatz wählen und nur die Kosten zählen, die explizit für den Radverkehr anfallen (z.B. Radwege, Wegweisung etc.), würde dabei aber auslassen, dass Radfahrer auch normale Straßen befahren. Die normalen Straßen sind aber vorhanden, insofern müsste man einen Schlüssel finden, der den Nutzungsanteil und den Verschleißanteil der Radfahrer einbezieht.

    Auch eine Extremwertbetrachtung hilft nicht weiter. Gäbe es nur Radfahrer, was unrealistisch ist, so würde man auch Straßen benötigen, die aber einerseits weniger Belastungen zu tragen hätten, andererseits könnte man auf komplizierte und teure Bauwerke, in den meisten Fällen sogar auf Ampeln verzichten. Es würden Kosten entstehen, diese wären aber wesentlich geringer als für den Autoverkehr.

    Während bis auf wenige Ausnahmen jeder Pkw den Straßenraum 24 Stunden am Tag nutzt (zum Fahren und Parken), nutzt ein durchschnittlicher Radfahrer diesen vielleicht eine Stunde am Tag.

  6. Die Zahlen würden sich wahrscheinlich noch weiter auseinander bewegen, würde man die Umweltschäden die der MIV verursacht, die Folgen der Produktion von Automobilen und den Raubbau an natürlichen Resourcen hinzu rechnen.

  7. nicht zu vergessen die Kosten, die dem Gesundheitssystem entstehen durch Unfälle (werden auch durch Radfahrer verursacht, wenn auch ungleich weniger kostenintensiv), Erkrankung der Atemwege (entscheidend mitverursacht durch Abgase), Erkrankungen verursacht durch Straßenlärm und Bewegungsmangel.

  8. Müsste man nicht eigentlich auch die Ökosteuer mitberechnen, wenn man schon die Einnahmen durch Autofahrer berechnet?
    Ich meine vor kurzem gelesen zu haben, dass die Einnahmen durch Kraftfahrzeuge in Deutschland (Steuer, Ökosteuer, Maut,…) drei mal so hoch sind wie die Ausgaben für die Erschaffung und Erhaltung der Verkehrsinfrastruktur.

  9. @Bronco, auch das ist nicht so einfach wie es scheint. Wer sein Geld nicht fürs Auto ausgibt, gibt es meist anderweitig aus – auch das wird dann versteuert. Da Steuern nicht zweckgebunden erhoben werden, ist es im Endeffekt wirklich schwer, Einnahmen und Ausgaben gegenüberzustellen. Vielleicht gibt es ja genauere Haushaltsangaben im Netz.

  10. Bronco zitiert ADAC-Propaganda, die den Mythos der oft beschworenen „Melkkuh der Nation“ aufrechterhalten soll.

  11. Und dann kommt jetzt eine Studie im Auftrag vom A.D.A.C., wonach Autofahrer-Steuern die Straßen-Kosten mehrfach decken ….???
    http://de.news.yahoo.com/2/20100121/tbs-studie-autofahrer-steuern-decken-str-f41e315.html

  12. diese pressemitteilungen zu allerhand „studien“ sind immer sowas von stammtischniveau :-/
    sie reden von „strassennetz“. was ist damit genau gemeint? sind damit nur die kosten für bund oder auch kommunen gemeint? gehören ampelanlagen usw. dazu? was ist mit folgekosten, z.B. belastung der gesundheitssysteme? die abwrackprämie, die ALLE finanziert haben, sollte auch berücksichtigt werden. usw.
    also ich trau solchen „studien“ nur bedingt. auch wenn sie positiv für den radverkehr ausfallen; wie bei vom VCD in auftrag gegebene studien.

  13. Das Schlimme ist nur die Medienpräsenz solcher Pressemitteilungen, die erste Meldung kam morgens im Radio :-(, und letztendlich verbreite ich diese Meldung ja auch noch 🙂 schei.. Web 2.0 😉

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