Radfahrerin von Lkw erfasst und 90 Meter mitgeschleift

„Schwer verletzt kam eine Radfahrerin heute früh nach einem Verkehrsunfall Reinickendorf in eine Klinik.

Die 52-jährige Frau war gegen 8.25 Uhr auf dem Radweg der Holzhauser Straße in Höhe der Auffahrt zur Stadtautobahn von einem abbiegenden Lkw erfasst und mehr als 90 Meter mitgeschleift worden. Anschließend war der Fahrer des Lastkraftwagens weitergefahren.

Durch Ermittlungen des Verkehrsunfalldienstes der Direktion 1 konnte der Lkw-Fahrer namhaft gemacht werden. Es handelt sich dabei um einen 23-Jährigen Mann aus Brandenburg.

Die Frau wird derzeit stationär behandelt. Die Auffahrt zur Stadtautobahn war bis 10.45 Uhr gesperrt. Die Ermittlungen zum genauen Unfallhergang dauern an.“

Pressemeldung der Berliner Polizei Nummer 0970 vom 19.04.2013 – 17:20 Uhr

112 thoughts on “Radfahrerin von Lkw erfasst und 90 Meter mitgeschleift

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  1. Till schrieb

    Ob ein Radfahrer nun 25 oder 18 km/h fährt, ist doch denen eh egal, beides lahm aus ihrer sicht.

    Das ist ja prinzipiell richtig, obwohl ich mal behaupte, 25 oder 10km/h in einer 30er Zone ist schon ein beträchtlicher Unterschied.

    Nehmen wir mal an, es gäbe als einzigen Typus Autofahrer den sanftmütigen, rücksichtsvollen, gemächlichen, sicherheitsabstandwahrenden und als einzige Bauform von KFZ eine Pologröße. In dem Fall würde ich denken, dass Mischverkehr die meisten Radler nach einer Weile überzeugen könnte, mit einem Gefühl der relativen Sicherheit zu fahren (ob das objektiv sicherer wäre, müsste man tatsächlich abwarten). Wenn etwas an dieser ganzen Problematik aber utopisch ist, dann ist es wohl die Annahme eines solchen Autofahrers und die Entwicklung hin zu stadtverträglichen Automobilen. Ist irgendwie so ähnlich wie bei den Kampfhunden: Das Problem hat auch sehr mit dem anderen Ende der Leine zu tun (aber eben nicht nur).

  2. @till und klapprad – hier ein nichtrepräsentativer, subjektiver erfahrungsbericht vom wochenende mit zwei langsam(er)fahrten:

    bin freitag und gestern jeweils die urbanstr. und ein gutes stück sonnenallee runtergefahren.

    freitag ab 20.00 mit bakfiets: 8 mal überholt. 4 mal davon mit maximal halbem spurwechsel und ein- und ausscheren knapp hinter und knapp vor mir. geschwindgkeitsdifferenz ca. 30-50 km/h. subjektiv kein unterschied zwischen urbanstr. (mit sog. radweg, nicht benutzungspflichtig) und sonnenallee. auf der sonnenallee wird schneller angefahren und mehr in zweiter reihe geparkt. man konnte OK fahren, spaßig wäre anders.

    sonntag 21.00 mit zweitem rad als „ghost ride“ dabei: auf der urbanstr. habe ich aufgrund milliöh-typischem SUV-aufkommen (getönte scheiben) recht schnell aufgegeben und bin auf den radweg. auf der sonnenallee erstmal neuer versuch, dann im schritttempo als gehwegradler weiter. ich schäme mich pflichtschuldigst für unmännliches verhalten.

    in den seitenstraßen von neukölln dann mit ghost ride zurück (unverrichteter dinge: zwei tanken ohne luft. wofür sind die eigentlich zu gebrauchen? immerhin verkaufen sie grills.) das ging völlig entspannt aber im ziemlichen zickzack um die ganzen kopfsteinpflastergässchen zu vermeiden.

    und @klapprad: verstehe jetzt deinen punkt. wenn ein radstreifen funktioniert, dann lassen die kfz den radfahrern automatisch mehr platz und müssen nicht bewusst etwas tun, um auszuweichen. möglicherweise „vergessen“ sie dann schneller beim abbiegen, dass sie gerade jemanden überholt haben.

    das hört sich nach einer hypothese an, die für eine überprüfung durch ein experiment geeignet wäre. es stellt sich dann noch die weitere frage, ob das voreinanderfahren nicht doch zu häufigeren auffahr- und ähnlichen unfällen führt, wenn es die regel wird.

  3. @fab: zu mehr Platz durch Streifen habe ich gar nichts geschrieben. Das hast du hinzu phantasiert. Ob man mehr Platz erhält ist von der Breite der Streifen abhängig. Nach der Untersuchung durch die BASt liegt der Wendepunkt bei 1,60 m. Da bekommt man in etwa den gleichen Sicherheitsabstand. Bei allem was schmaler ist, sinken die Abstände ganz erheblich. Wo kommen denn deine häufigen Auffahrunfälle im Mischverkehr vor? Hast du dazu mehrere Beispiele?

  4. klapprad, vielleicht können wir die normal höflichkeit einer diskussion unter anwesenden wahren? etwas „hinzu zu phantasieren“ war nicht die intention.

    „mehr platz lassen“ war gemeint im vergleich zu einer situation, in der kfz zunächst am rechten rand hinter dem jeweiligen fahrrad fahren und dann bewusst ausscheren zum überholen. bei radstreifen lassen sie von vornherein mehr platz zum fahrbahnrad, scheren aber nicht mehr aus. idealerweise wird der sicherheitsabstand bei bewusstem ausscheren größer als beim vorbeifahren am radstreifen. und zusätzlich sind sich die kfz-fahrer der radfahrer stärker bewusst. nur leider fahren nicht alle kfz ideal.

    auffahr- und ähnliche unfälle (z.b. versehentliches abdrängen) im mischverkehr könnte es derzeit auch schon deswegen weniger geben, weil es einen mischverkehr, in dem alle räder und kfz geordnet hintereinander fahren und sich überholen wie zwei kfz dies tun würden, mE. zur zeit nur wenig gibt.

    nach meiner allmorgendlichen beobachtung fahren die meisten räder – ob mit oder ohne radstreifen – recht eng am äußeren rand und kfz fahren wie oben beschrieben häufig ohne richtigen spurwechsel daran vorbei. das tun sie selbst bei mir, obwohl ich die dooring-zone freihalte. zum teil eben auch dann, wenn gegenverkehr herrscht oder nur es nur eine knappe lücke auf der linken spur gibt.

    außerdem werden solche routen nicht gerade bevorzugt, meine frau beispielsweise meidet situationen ohne radweg oder radstreifen bei tempo 50. sie fährt also nicht in solchem mischverkehr. heute morgen auf der urbanstr. waren -zig radfahrer auf dem miserablen (!) radwegen, zwei oder drei auf der fahrbahn unterwegs. die kann man ja nun schlecht alle dazu umerziehen, fahrbahnradeln bei tempo 50 km/h gut zu finden. da geht es nicht nur um die rechtslage, sondern auch um ein körperliches empfinden, das sich einstellt, wenn kfz mit 30-50 km/h differenz knapp hinter dem rad ausscheren und vorbeifahren.

    nachts gilt übrigens bereits jetzt auf einem teil der urbanstr. 30 km/h. das wird aber weder kontrolliert noch eingehalten, 70 km/h und mehr sind nachts dort normal.

    und noch ein aspekt: einige radfahrer drängelten sich heute morgen in tempo 30-straßen an einem LKW und einem reisebus, die ersichtlich rechts abbiegen wollten, noch schnell rechts vorbei – ohne radweg und ohne streifen. auch das ist realität.

    mein punkt ist der, dass „keine radverkehrsanlagen!“ gerade bei einigen radaktivisten ein neues dogma wird. so wie vorher „die polizei empfiehlt, radwege zu benutzen und lichtzeichen zu beachten“. so simpel ist das allles halt nicht.

  5. @fab: „So simpel ist das allles halt nicht.“
    Da gebe ich dir uneingeschränkt recht. Es ärgert mich allerdings, wenn ohne Rücksicht auf Verluste, bei unwohlem Gefühl der Radfahrer ins Apothekerschränkchen gegriffen wird und die Medikamente Radweg, Schutzstreifen, usw. herausgeholt werden, obwohl man längst weiß, dass diese starke Nebenwirkungen haben. Meine Beiträge bezogen sich daher auf das obige Unfallgeschehen und die damit verbundene _objektive_ Sicherheit.

    Wenn andere hier über die subjektive Sicherheit diskutieren wollen, ist das eine andere Sache. Das sollte man jedoch strikt auseinanderhalten. Ich vertrete hier nicht das Dogma „keine Radverkehrsanlagen“. Ich finde beispielsweise die außerorts Radwege in den Niederlanden vorbildlich.

    In den obigen Beiträgen habe ich Anregungen zu einem verträglichen Mischverkehr genannt. Ob das funktioniert müsste man testen. Solange jedoch der Mischverkehr grundsätzlich verteufelt wird, wird sich in dieser Richtung leider wenig tun.

  6. @Fab, die dogmatischen Betrachtungsweisen stören mich auch sehr. Die meisten Strecken fahre ich im Mischverkehr und finde das auch ok so. Aber ich muss zumindest für mich feststellen, dass ich manche Strecken nicht gerne fahre, was eindeutig mit Infrastruktur und Verkehrsbelastung zu tun hat. Auf diesen Strecken fahren nur die „ganz Harten“, das kann nicht Sinn und Zweck einer Verkehrsgestaltung sein.

  7. Den Menschen, die unbedingt solche Wege mit dem rad benutzen möchten, sollte man doch eines einschärfen:
    1. Bleibe immer HINTER Lastwagen.
    2. Sollte ein LKW neben dir halten, verzichte auf deine Vorfahrt und warte ab, bis der durch ist.
    3. Fahre deinen Weg (aber nur in dieser Reihenfolge).

  8. Genau. Das Recht des Stärkeren halt. Wozu Verkehrsregeln, wozu §1 StVO? Alles unnötig.

  9. Fab schrieb:

    mein punkt ist der, dass “keine radverkehrsanlagen!” gerade bei einigen radaktivisten ein neues dogma wird. so wie vorher “die polizei empfiehlt, radwege zu benutzen und lichtzeichen zu beachten”. so simpel ist das allles halt nicht.

    Sehe ich auch so. Es ist eigentlich nicht begründbar, warum sich Verkehrspolitik an der kleinen Gruppe der selbstbewussten Fahrbahnradler orientieren sollte, wenn es soviel bequemer ist, sich an der großen Gruppe der zufrieden vor sich hinzockelnden Hochbordradwegnutzer zu orientieren, die auch noch an jeder Ampel absteigen und bei einem doch eintretenden Unfall noch röcheln: „Entschuldigung, ich habe aus Versehen auf meinem Recht bestanden und wenn ich überlebe kaufe ich einen Helm“.

    Man wird wohl versuchen müssen, einen Weg zu finden, der irgendwann einmal den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden kann. In dem Sinne ist es auch durchaus nützlich, Mischverkehr stärker in Betracht zu ziehen. Wenn mehr Leute bereit sind, sich dem zu stellen und evtl. auch die Bereitschaft wächst, Gefahren anzugehen (durchgesetztes Tempo 30, Schwerlastverkehr reduzieren, disziplinieren, technisch aufrüsten), kann das ja irgendwann mal ein glaubwürdiger Ansatz werden.

  10. Ein neues Video von Mark Wagenbuur, dass mal ganz nett illustriert, was Separation bedeuten kann.

    https://www.youtube.com/watch?v=H9R-KuR_IsE

    40 Millionen € nur für ne Brücke ist in Berlin heute natürlich undenkbar – aber kein Grund für mich, mit 0 € zufrieden zu sein und das auch noch als revolutionäre Verbesserung zu fordern.

  11. Entschuldigung, ich vergaß: Im übrigen bin ich der Meinung, dass die VLB abgeschafft gehört.

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